wd Frühling 2022
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GOLFEN IM ALPENRAUM<br />
Die wenigsten verbinden den Namen Stefan Kuntz mit Golf.<br />
Dabei bist du ziemlich passioniert auf dem Grün unterwegs.<br />
Wie kam’s?<br />
Ehemalige Profifußballer auf dem Grün:<br />
Stefan Kuntz zusammen mit Klaus Allofs<br />
Tatsächlich spiele ich schon seit rund 20 Jahren Golf. Die ersten<br />
Jahre davon aber nur mäßig ambitioniert. Damals gab es verschiedene<br />
Trainer und Spieler in meinem Umfeld, die bereits golften<br />
und die mir eines Tages einen Schläger in die Hand drückten,<br />
einen Ball vor mich hinlegten und sagten: „Den triffst du nie im<br />
Leben!“. Und schon war der Ehrgeiz geweckt. Schließlich willst<br />
du das Teil treffen und wissen, wie’s geht. Also hab ich einen<br />
Anfängerkurs besucht und anschließend die Platzreife gemacht.<br />
Danach hat man mich aber vielleicht einmal im Jahr auf dem<br />
Golfplatz gesehen.<br />
Wie kam dann der Wandel hin<br />
zum ambitionierten Golfspieler?<br />
Das war 2008, als ich Vorstandsvorsitzender beim 1. FC Kaiserslautern<br />
wurde. Schuld war der schlechte Zustand unseres Rasens<br />
– sowohl auf den Trainingsplätzen als auch im Stadion. Mir<br />
war schnell klar, dass hier was passieren musste und ich wollte<br />
eine zweite Meinung einholen. Glücklicherweise liegt der Golfclub<br />
Barbarossa Kaiserslautern direkt um die Ecke und ich habe dort<br />
angefragt, ob nicht mal ein Greenkeeper bei uns vorbeischauen<br />
könnte. Eines der schönen Dinge dort in der Region ist, dass man<br />
sehr schnell jemanden findet, der sich für den FCK interessiert<br />
und Lust hat, sich für den Verein zu engagieren. Also kam kurzerhand<br />
ein Greenkeeper vorbei, hat Bodenproben genommen und<br />
meine Befürchtungen bestätigt. Lange Rede, kurzer Sinn – seither<br />
macht der Golfclub das Greenkeeping beim 1. FCK und ich bin<br />
wieder mit Golf in Berührung gekommen.<br />
Ist das gängige Praxis, dass ein Golfclub das<br />
Greenkeeping für einen Fußballverein übernimmt?<br />
Das war eher aus der Not heraus geboren, weil der 1. FCK damals<br />
finanziell kaum Spielraum hatte. Die großen Vereine haben in der<br />
Regel ihren eigenen Greenkeeper. Da ist es eher üblich, dass die<br />
Greenkeeper der Golfclubs von den Fußballvereinen abgeworben<br />
werden. Das wollten wir aber nicht, sondern vielmehr eine<br />
gute Zusammenarbeit, bei der der Verein außerdem ein bisschen<br />
Geld sparen konnte. Die Entscheidung war absolut richtig, denn<br />
um die Standards der DFL einzuhalten, braucht es gute Fachleute,<br />
die sich um den Rasen kümmern und die haben wir damals<br />
mit Barbarossa gefunden.<br />
Und fortan hat es dich häufiger aufs Grün<br />
von Barbarossa Kaiserslautern gezogen?<br />
Ganz genau. Der Verantwortliche im Golfclub ist selbst ein sehr<br />
guter Spieler. Wir haben uns angefreundet, sind zusammen<br />
golfen gegangen und ich habe jede Menge gute Tipps von ihm<br />
bekommen. Meine Zeit damals als Vorstandsvorsitzender war<br />
knapp bemessen. Das war ein Fulltime-Job, der mich ziemlich<br />
vereinnahmt hat. Also habe ich zusammen mit meiner Frau überlegt,<br />
wie wir unsere wenige Freizeit intensiver zu zweit verbringen<br />
könnten. Das Golfen war dafür ideal. Entweder habe ich mit ihr<br />
gegolft, um unser neues Hobby zu pflegen oder ich stand mit<br />
meinem Freund auf dem Platz, um mein Spiel zu verbessern. Da<br />
bin ich dann doch recht ehrgeizig.<br />
Ehrgeiz ist ein gutes Stichwort. Kannst du als passionierter<br />
Sportler eine Sportart überhaupt als lockeres Hobby betreiben<br />
oder packt dich am Ende doch immer der Eifer, besser zu<br />
werden?<br />
Das Golfen ist für mich in erster Linie ein Hobby, weil ich durch<br />
meinen Job einfach zu wenig Zeit zur Verfügung habe, um mich<br />
wirklich dahinter zu klemmen – sowohl damals in Kaiserslautern<br />
als auch heute als Trainer. Klar, ein bisschen Ehrgeiz ist natürlich<br />
trotzdem dabei. Mein Ziel war immer, ein Handicap zwischen<br />
zehn und 20 zu erreichen und das habe ich mittlerweile geschafft.<br />
Heißt konkret?<br />
Zwischen zehn und 20 hört sich doch ganz gut an. Alles andere<br />
klingt gleich so angeberisch.<br />
Du hast einmal gesagt, dass deine Karriere als Fußballer nicht<br />
unbedingt auf Können und Talent zurückzuführen war, sondern<br />
vielmehr auf deinen unglaublichen Ehrgeiz und Fleiß.<br />
Stimmt das?<br />
Absolut. Ich möchte das, was ich tue, gut machen. Ich will Fortschritte<br />
sehen und mich stetig verbessern.<br />
In allen Bereichen oder nur im Sport?<br />
Das zieht sich bei mir durch alle Lebensbereiche. Irgendwann<br />
kommt man im Leben an einen Punkt, an dem man die Dinge<br />
immer mehr hinterfragt. Dazu zählt auch die eigene Persönlichkeit.<br />
Man kennt seine Stärken, kann aber gleichzeitig auch seine<br />
Schwächen immer besser und ehrlicher identifizieren. Selbstreflexion<br />
ist letztlich die Basis, um aktiv an sich zu arbeiten.<br />
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