30.03.2022 Aufrufe

wd Frühling 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>wd</strong> PORTRAIT<br />

Schwächen zeigen, Emotionen zulassen – das war lange Zeit<br />

tabu im Business. Heißt das, dass hier ein Wandel stattfindet?<br />

Glücklicherweise ja. Ich spreche in meinen Coachings von der<br />

sozialen, mentalen und emotionalen Intelligenz, auf die es im<br />

Business ankommt. Immerhin sind wir alle Menschen mit Gefühlen<br />

und keine Reizreaktionsmaschinen. Nur, wenn ich mich selbst<br />

kenne und weiß, was mich triggert, verletzt oder warum ich in<br />

gewissen Situationen unverhältnismäßig heftig reagiere, kann<br />

ich aktiv gegensteuern. Das ist im Übrigen eine der häufigsten<br />

Mankos von Führungskräften – dass sie sich und ihre Gefühle<br />

nicht managen. Man muss erst lernen, sich selbst zu führen, bevor<br />

man andere führt.<br />

Aber wie kann ich als Führungskraft Vertrauen ausstrahlen,<br />

wenn ich mich ständig selbst hinterfrage? Wo hört gesunde<br />

Selbstreflexion auf und wo fangen ungesunde Selbstzweifel an?<br />

Eine gute Führungskraft ist nicht über jeden Zweifel erhaben,<br />

sondern sie erlaubt sich, sich selbst in Frage zu stellen, um anschließend<br />

eine bessere Entscheidung zu treffen. Letztlich geht es<br />

im Business immer darum, Entscheidungen zu treffen und mutig<br />

genug zu sein, sich Fehler einzugestehen und eine Planung<br />

auch mal über den Haufen zu werfen. Gegenseitiges Feedback<br />

und wertschätzende Kommunikation sind hierfür die Grundvoraussetzung<br />

sowie eine gut gelebte Fehlerkultur. Auch die besten<br />

Golfspieler setzen noch einmal ab und justieren neu, wenn sie<br />

zweifeln. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern einer der<br />

Gründe, weswegen sie so erfolgreich sind.<br />

Am wichtigsten ist es, Spaß daran zu haben, Menschen zu führen.<br />

Dazu gehört, auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen<br />

und nicht everybody’s darling zu sein. Es ist völlig in Ordnung,<br />

sich nicht in dieser Rolle zu sehen. Fakt ist, man kann noch so viele<br />

strategische Tools erlernen oder Kommunikationsseminare besuchen<br />

– wenn man keine Freude an Menschenführung hat, wird<br />

man es immer schwer haben, als Chef oder Chefin akzeptiert zu<br />

werden. Wer hingegen bereit ist, sich selbst zu erkennen und zu<br />

führen, darüberhinaus Fachverstand und Einfühlungsvermögen<br />

hat, der hat die besten Voraussetzungen, um als Führungskraft<br />

erfolgreich zu sein.<br />

<br />

Autorin: Linda Hild<br />

Führen Frauen anders als Männer?<br />

Fotocredit: © Jennifer Braun<br />

Ja und das sollten sie auch tun. Ich war in meiner Karriere schon<br />

sehr jung Führungskraft und das zu einer Zeit, in der es kaum<br />

weibliche Vorbilder gab. Ich habe mir oft den Vorwurf anhören<br />

müssen, ich sei zu weich, müsse mehr Härte zeigen, auch mal<br />

laut werden. Mir widerstrebte das, denn ich habe mich in dieser<br />

Rolle nicht wohl gefühlt. Inzwischen hat sich hier glücklicherweise<br />

einiges getan und Unternehmen erkennen immer mehr,<br />

dass ein weiblich gefärbter Führungsstil zwar anders ist als der<br />

der männlichen Kollegen, aber dafür nicht minder erfolgreich.<br />

Frauen und Männer sind unterschiedlich und somit darf es auch<br />

ihr Führungsstil sein. Frauen punkten häufig mit Empathie und<br />

einem sehr feinen Gespür für Atmosphäre und einem Miteinander<br />

auf Augenhöhe. Ihnen kommt es oft mehr darauf an, das<br />

Unternehmen gut dastehen zu lassen, statt sich selbst. Männer<br />

sind dafür oftmals deutlicher in ihrer Sprache, setzen einen klaren<br />

Fokus oder sind besonders durchsetzungsstark. Zusammengenommen<br />

als Führungsduo ergeben Männer und Frauen daher<br />

oft eine wunderbare Symbiose.<br />

Wird man idealerweise als Führungspersönlichkeit<br />

geboren oder kann das jeder erlernen?<br />

Selbstführung und Disziplin<br />

waren schon immer fester<br />

Bestandteil im Leben von<br />

Kaja Bredemeyer. Als Jugendliche<br />

spielte sie Volleyball<br />

in der Jugendnationalmannschaft,<br />

später in der<br />

1. Bundesliga. Seit rund 20<br />

Jahren ist sie voll und ganz<br />

dem Golfspiel verfallen.<br />

„Sport begleitet mich schon<br />

mein ganzes Leben lang“,<br />

sagt sie. Nach rund 30 Jahren als Führungskraft in der<br />

Medienbranche wagte Kaja Bredemeyer den Schritt in<br />

die Selbständigkeit und ist heute als Coach und Trainerin<br />

tätig. „Das Coaching verändert den Menschen<br />

und bringt ihn gleichzeitig genau zu der Person, die er<br />

wirklich ist“, sagt sie. Der Gedanke, Golf und Coaching<br />

miteinander zu verbinden, lag nah. Ihr Credo: Nur, wenn<br />

ich weiß, wer ich bin, kann ich auch andere gut führen.<br />

Das ist die Basis von allem – sowohl im Business als auch<br />

beim Golfspielen.<br />

www.kajabredemeyer.de<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!