wd Frühling 2022
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<strong>wd</strong> PORTRAIT<br />
Schwächen zeigen, Emotionen zulassen – das war lange Zeit<br />
tabu im Business. Heißt das, dass hier ein Wandel stattfindet?<br />
Glücklicherweise ja. Ich spreche in meinen Coachings von der<br />
sozialen, mentalen und emotionalen Intelligenz, auf die es im<br />
Business ankommt. Immerhin sind wir alle Menschen mit Gefühlen<br />
und keine Reizreaktionsmaschinen. Nur, wenn ich mich selbst<br />
kenne und weiß, was mich triggert, verletzt oder warum ich in<br />
gewissen Situationen unverhältnismäßig heftig reagiere, kann<br />
ich aktiv gegensteuern. Das ist im Übrigen eine der häufigsten<br />
Mankos von Führungskräften – dass sie sich und ihre Gefühle<br />
nicht managen. Man muss erst lernen, sich selbst zu führen, bevor<br />
man andere führt.<br />
Aber wie kann ich als Führungskraft Vertrauen ausstrahlen,<br />
wenn ich mich ständig selbst hinterfrage? Wo hört gesunde<br />
Selbstreflexion auf und wo fangen ungesunde Selbstzweifel an?<br />
Eine gute Führungskraft ist nicht über jeden Zweifel erhaben,<br />
sondern sie erlaubt sich, sich selbst in Frage zu stellen, um anschließend<br />
eine bessere Entscheidung zu treffen. Letztlich geht es<br />
im Business immer darum, Entscheidungen zu treffen und mutig<br />
genug zu sein, sich Fehler einzugestehen und eine Planung<br />
auch mal über den Haufen zu werfen. Gegenseitiges Feedback<br />
und wertschätzende Kommunikation sind hierfür die Grundvoraussetzung<br />
sowie eine gut gelebte Fehlerkultur. Auch die besten<br />
Golfspieler setzen noch einmal ab und justieren neu, wenn sie<br />
zweifeln. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern einer der<br />
Gründe, weswegen sie so erfolgreich sind.<br />
Am wichtigsten ist es, Spaß daran zu haben, Menschen zu führen.<br />
Dazu gehört, auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen<br />
und nicht everybody’s darling zu sein. Es ist völlig in Ordnung,<br />
sich nicht in dieser Rolle zu sehen. Fakt ist, man kann noch so viele<br />
strategische Tools erlernen oder Kommunikationsseminare besuchen<br />
– wenn man keine Freude an Menschenführung hat, wird<br />
man es immer schwer haben, als Chef oder Chefin akzeptiert zu<br />
werden. Wer hingegen bereit ist, sich selbst zu erkennen und zu<br />
führen, darüberhinaus Fachverstand und Einfühlungsvermögen<br />
hat, der hat die besten Voraussetzungen, um als Führungskraft<br />
erfolgreich zu sein.<br />
<br />
Autorin: Linda Hild<br />
Führen Frauen anders als Männer?<br />
Fotocredit: © Jennifer Braun<br />
Ja und das sollten sie auch tun. Ich war in meiner Karriere schon<br />
sehr jung Führungskraft und das zu einer Zeit, in der es kaum<br />
weibliche Vorbilder gab. Ich habe mir oft den Vorwurf anhören<br />
müssen, ich sei zu weich, müsse mehr Härte zeigen, auch mal<br />
laut werden. Mir widerstrebte das, denn ich habe mich in dieser<br />
Rolle nicht wohl gefühlt. Inzwischen hat sich hier glücklicherweise<br />
einiges getan und Unternehmen erkennen immer mehr,<br />
dass ein weiblich gefärbter Führungsstil zwar anders ist als der<br />
der männlichen Kollegen, aber dafür nicht minder erfolgreich.<br />
Frauen und Männer sind unterschiedlich und somit darf es auch<br />
ihr Führungsstil sein. Frauen punkten häufig mit Empathie und<br />
einem sehr feinen Gespür für Atmosphäre und einem Miteinander<br />
auf Augenhöhe. Ihnen kommt es oft mehr darauf an, das<br />
Unternehmen gut dastehen zu lassen, statt sich selbst. Männer<br />
sind dafür oftmals deutlicher in ihrer Sprache, setzen einen klaren<br />
Fokus oder sind besonders durchsetzungsstark. Zusammengenommen<br />
als Führungsduo ergeben Männer und Frauen daher<br />
oft eine wunderbare Symbiose.<br />
Wird man idealerweise als Führungspersönlichkeit<br />
geboren oder kann das jeder erlernen?<br />
Selbstführung und Disziplin<br />
waren schon immer fester<br />
Bestandteil im Leben von<br />
Kaja Bredemeyer. Als Jugendliche<br />
spielte sie Volleyball<br />
in der Jugendnationalmannschaft,<br />
später in der<br />
1. Bundesliga. Seit rund 20<br />
Jahren ist sie voll und ganz<br />
dem Golfspiel verfallen.<br />
„Sport begleitet mich schon<br />
mein ganzes Leben lang“,<br />
sagt sie. Nach rund 30 Jahren als Führungskraft in der<br />
Medienbranche wagte Kaja Bredemeyer den Schritt in<br />
die Selbständigkeit und ist heute als Coach und Trainerin<br />
tätig. „Das Coaching verändert den Menschen<br />
und bringt ihn gleichzeitig genau zu der Person, die er<br />
wirklich ist“, sagt sie. Der Gedanke, Golf und Coaching<br />
miteinander zu verbinden, lag nah. Ihr Credo: Nur, wenn<br />
ich weiß, wer ich bin, kann ich auch andere gut führen.<br />
Das ist die Basis von allem – sowohl im Business als auch<br />
beim Golfspielen.<br />
www.kajabredemeyer.de<br />
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