wd Frühling 2022
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<strong>wd</strong> NEWCOMER<br />
Alte Liebe rostet nicht.<br />
Vielleicht kennen Sie es auch: eine Leidenschaft,<br />
die Sie jahrelang in den Bann gezogen hat und für<br />
welche Sie viel zurückgesteckt haben, fühlt sich<br />
plötzlich nicht mehr so erfüllend an. Sie wollen<br />
sich umorientieren, anderen Dingen nachgehen,<br />
neue Sichtweisen gewinnen. Ungefähr so erging<br />
es Michael Braunmüller. Die Leidenschaft des Allgäuers<br />
gehörte seit jeher der Gastronomie. Genauer<br />
gesagt absolvierte Braunmüller die quasi<br />
perfekte Laufbahn in den Top-Küchen dieser Welt.<br />
Alles beginnt im legendären Hotel Bachmair am Tegernsee.<br />
Dort darf Braunmüller, den alle engeren<br />
Freunde und Bekannten nur Mike nennen, seine Koch-<br />
Lehre antreten. Nach erfolgreichem Abschluss beginnt<br />
für das aufstrebende Kochtalent eine kleine Odyssee<br />
durch Europas Sterneküche. Erste Station ist das Hotel<br />
Savoy in London, bevor Braunmüller bei Sternekoch<br />
Christian Henze anheuert und dort vom Chef de Partie<br />
über den zweiten Küchenchef zum Küchenchef<br />
heranreift. Weiter ging es im La Reserva Rotana auf<br />
Mallorca – dem Hotel von Loretta Prinzessin zu Sayn-<br />
Wittgenstein und dem Schweizer Juan Ramón Theler.<br />
Auf der „Insel der Deutschen“ wechselt Braunmüller<br />
später nochmals die Örtlichkeit und gibt fünf Jahre<br />
lang den Küchenchef im Hotel San Salvador. Dann<br />
der angesprochene Bruch. Der heute in Kempten<br />
festverwurzelte Koch verliert seine Leidenschaft etwas<br />
aus den Augen. „Ich hatte irgendwann die Gastronomie<br />
mit all ihren Facetten so satt und habe mich umorientiert“,<br />
erzählt der heute 38-Jährige.<br />
Es verschlägt ihn aber nicht allzu weit weg von den<br />
Küchen dieser Welt: in den Vertrieb der Firma Füß in<br />
Immenstadt. Seine Zeit beim familiengeführten Lebensmittelgroßhändler<br />
im Allgäu für Hotellerie und<br />
Gastronomie beschreibt Braunmüller als beste Entscheidung<br />
seines Lebens. Chef Herbert Füß sei Dank.<br />
Dieser entpuppt sich als eine Art Mentor für Braunmüller<br />
in Sachen Personalführung und Dinge auf andere<br />
Arten zu hinterfragen. „Zudem habe ich in meiner Zeit<br />
quasi den letzten Feinschliff in Sachen Qualität und<br />
Lebensmittelkunde bekommen. Hinzu kamen tiefgreifende,<br />
kaufmännische Einblicke“, erzählt der Vater<br />
zweier Mädels – seit über zehn Jahren glücklich mit<br />
Tamara verheiratet.<br />
Nun wissen wir aber alle – und Braunmüller durch seine<br />
langjährige Ehe vielleicht ohnehin -, dass alte Liebe<br />
nicht rostet. Es ist natürlich eher ein Zufall und doch so<br />
passend, dass die alte Liebe zur Gastro im Restaurant<br />
„Nui“ für Braunmüller ihre Fortsetzung findet. Denn hier,<br />
im NUI im GOLDENEN FÄSSLE in Kempten geht Braunmüllers<br />
Gastro-Stern gerade ein weiteres Mal auf. Zur<br />
vermutlich ungünstigsten Zeit – mitten im Lockdown<br />
– kaufte der Allgäuer das Restaurant, das zuvor sein<br />
ehemaliger Chef Christian Henze führte.<br />
Wenn schon der gewagte Schritt in die Selbstständigkeit,<br />
dann in bester Lage. Das, und die Tradition,<br />
welche mit dem Goldenen Fässle einher geht, waren<br />
Braunmüller in seiner Wahl wichtig. Und so hat dieser<br />
eine kleine, neue Kulinarik-Oase im Herzen Kemptens<br />
geschaffen. Die Küche bezeichnet der NUI(e)-Chef<br />
übrigens als kontinentaleuropäisch mit Schwerpunkt<br />
Allgäu. Warum? Weil er den Ausdruck „fein-gutbürgerlich“<br />
eher albern findet.<br />
Warum eigentlich der Name Nui? Die Allgäuer wissen<br />
damit etwas anzufangen. Nui bedeutet schlichtweg<br />
Neu. „Unser Name ist bei uns Programm. Die einen<br />
grübeln vielleicht eine Weile über die Bedeutung des<br />
Worts, die anderen nehmen es genau wie es ist und<br />
finden es einfach passend für uns: kurz, knackig, cool.<br />
Mein Team und ich erfinden uns täglich neu, geben<br />
jeden Morgen aufs Neue unser Bestes, um die Gäste<br />
zu begeistern. Ohne mein Team wäre das natürlich<br />
nicht zu machen. Jeder Einzelne kämpft und ackert<br />
täglich, als wäre es sein eigener Laden. Das ist eine<br />
unglaubliche Stütze. Gleiches gilt für meine Frau Tamara,<br />
welche administrativ im Team mit dabei ist<br />
und mir den Rücken frei hält. Unser Kompass sind die<br />
neuen kulinarischen Trends, ohne dabei unsere Wurzeln<br />
zu vergessen. Das Ergebnis ist die Speisekarte:<br />
spannend, abwechslungsreich und mit dem Funken<br />
Neuheit bei Altbekanntem. Wir sind keine Komponisten.<br />
Aber wir wissen die bewährten Kompositionen<br />
innovativ zu interpretieren, während wir uns selbst der<br />
schärfste Kritiker bleiben“, kommt Braunmüller auf die<br />
Frage, was einen denn im NUI erwartet, regelrecht ins<br />
Philosophieren. Vielleicht oder gar sehr sicher liegt das<br />
an der alten Liebe zur Gastronomie, aus welcher eine<br />
neue Leidenschaft wurde. Oder eine „nuie“ Leidenschaft.<br />
Wie man es eben sehen mag.<br />
NUI IM GOLDENEN FÄSSLE<br />
Promenadestraße 2<br />
87435 Kempten<br />
Tel.: +49(0)831 57577830<br />
info@nui-kempten.de<br />
www.nui-kempten.de<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich (außer Sonn- & Feiertage), 11.30 - 22.00 Uhr<br />
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