wd Frühling 2022
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<strong>wd</strong> PORTRAIT<br />
Warum ist gerade Golf als Sportart so prädestiniert,<br />
um Business-Coachings durchzuführen?<br />
Golf eignet sich aus dem Grund so hervorragend, weil es in seiner<br />
ganzen Spielpraxis dem Business so sehr ähnelt. In beiden<br />
Fällen geht es darum, zu planen, zu entscheiden, auszuführen<br />
und am Ende die Konsequenzen zu akzeptieren und aus ihnen<br />
neue Schlüsse zu ziehen. Diese Analogie macht es einfach, Muster<br />
zu entlarven. Bei anderen Sportarten ist das nicht so ohne<br />
weiteres möglich. Nehmen wir Volleyball zum Vergleich. Da<br />
denke ich nicht lange darüber nach, wie ich abspringe, aushole<br />
oder schmettere. Mein Körper reagiert vielmehr automatisiert<br />
in bestimmten Spielsituationen. Beim Golf ist das anders. Hier<br />
agiere ich ganz bewusst in einem Zeitlimit und schon auf dem<br />
Weg zum Ball gehe ich im Kopf die nächsten Schritte durch; ganz<br />
genau so, wie ich es im Job auch tun würde.<br />
Demnach ist planvolles Vorgehen in jedem Fall<br />
besser als automatisiertes Agieren?<br />
Ein guter Plan ist immer das A und O. Auch die Intuition spielt eine<br />
große Rolle. Ein guter Golfer hat beispielsweise eine ganz klare<br />
Pre-Shot-Routine. Er hat seinen Schwung schon tausende Male<br />
geübt und sein Körper weiß intuitiv, wie der Schlag funktioniert.<br />
Trotzdem muss er jedesmal genau planen, äußere Einflüsse neu<br />
berechnen und am Ende sich selbst vertrauen. Das ist der Schlüssel<br />
zum Erfolg. Im Moment des Schwungs muss man ganz im<br />
Hier und Jetzt sein, loslassen und Vertrauen haben. Nur so kann<br />
unser Körper optimal ausführen, was der Kopf geplant hat. Der<br />
kleinste Zweifel, das geringste Zucken genügen, um Fehler zu<br />
machen. Es ist der klare mit meinem Gefühl abgestimmte Plan,<br />
der mir Sicherheit verleiht – auf dem Golfplatz genauso wie im Job<br />
oder Privatleben. Und das alles kann ich meinen Klienten beim<br />
Golfspielen noch mal aus einer anderen Perspektive vermitteln<br />
als im Seminarraum.<br />
Außerdem macht ein Coaching im Grünen<br />
mehr Freude als drinnen.<br />
Das kommt noch hinzu. Meiner Meinung nach ist es immer hilfreich,<br />
wenn man ein theoretisches Thema auf einen anderen<br />
Bereich adaptieren kann, der nicht nur den Geist, sondern auch<br />
den Körper fordert. Durch die spielerische Komponente fällt es<br />
uns wesentlich leichter, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu<br />
betrachten und neu Erlerntes besser zu verinnerlichen. Unser Körper<br />
ist ein wunderbares Spiegelbild unserer Gedanken und Emotionen;<br />
nicht nur für mich als Außenstehende und Beobachterin,<br />
sondern auch für die Teilnehmer selbst.<br />
Und das gibt Ihnen Rückschlüsse auf die<br />
Performance Ihres Klienten im Job?<br />
Sogar sehr genaue. Sobald ich mit meinen Klienten auf dem<br />
Grün stehe, lese ich unglaublich viel in deren Verhaltensweise.<br />
Ich erkenne beispielsweise, ob jemand klar in seinen Entscheidungen<br />
ist. Ich beobachte aber nicht nur, sondern frage auch<br />
gezielt nach. Beispielsweise, was demjenigen durch den Kopf<br />
geht, welchen inneren Dialog er gerade führt oder wo er die<br />
Ursache dafür sieht, das Plan und Ergebnis nicht übereinstimmen.<br />
Über diese Fragen dringe ich mehr und mehr zum Kern des<br />
Menschen durch. Ich trainiere keine Technik, sondern es geht mir<br />
lediglich um Persönlichkeitsmuster oder erlernte Glaubenssätze,<br />
die durch das Golfspiel erst an die Oberfläche treten.<br />
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