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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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dem Kreis der Zurechnungsfähigen<br />

ist die deutsche Wirtschaft flächendeckend<br />

zum Fan der Erneuerbaren geworden.<br />

Es geht vielen Unternehmen<br />

nicht mehr um ein grünes Mäntelchen,<br />

es geht ihnen jetzt um Interessen. Die<br />

mittelfristige Verfügbarkeit von Energie<br />

aus verlässlichen Quellen.<br />

Diese drei Entwicklungen verbinden<br />

sich zu einem einzigen großen Rückenwind<br />

<strong>für</strong> den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien. Auf einmal sind Dinge möglich,<br />

die noch vor Jahren als illusorisch<br />

galten. Zum Beispiel, dass in Bayern<br />

auf dem flachen Land neue Windräder<br />

gebaut werden. Zahlreiche Windräder,<br />

sogar sehr viele in einem kleinen Bereich<br />

des <strong>Eichstätt</strong>er Landkreises. Aber<br />

dazu später mehr.<br />

Zunächst einen Sprung in die lokale<br />

Wirtschaft. Wie sieht man die neue<br />

Lust auf grüne Energie hier? Ziemlich<br />

einheitlich, kann man feststellen.<br />

„Die Themen der Zukunft werden<br />

die Energiewende, der Arbeitsmarkt<br />

und generell das Thema Souveränität<br />

und Infrastruktur sein“, sagt Thomas<br />

Hirsch. Und die Energiewende steht<br />

bei ihm aus gutem Grund am Anfang<br />

dieser Aufzählung.<br />

Der 34-Jährige ist Gründer des <strong>Eichstätt</strong>er<br />

Unternehmens Hirsch Engineering,<br />

das als eine Art Bilderbuch-<br />

Start-up des Landkreises gilt. Der<br />

Jung-Unternehmer hat als Selfmademan<br />

binnen weniger Jahre eine beeindruckende<br />

Innovationsschmiede aus<br />

dem Boden gestampft.<br />

In ganz Deutschland ist Hirsch unterwegs<br />

und in Verbänden und Gremien<br />

vernetzt. Auch international war er<br />

mehrfach als Mitglied von Wirtschaftsdelegationen<br />

der bayerischen Staatsregierungen<br />

auf Reisen. Der 34-Jährige<br />

hat den Blick über den <strong>Eichstätt</strong>er<br />

Tellerrand. Und seine Einschätzung<br />

ist klar. Hirsch: „Energie ist überall<br />

Thema.“ Von Kasachstan bis Kösching.<br />

Ganz ähnlich sieht das Manuel Karrer.<br />

„Zugang zu grüner Energie wird<br />

ein Riesenthema werden“, sagt der Bereichsleiter<br />

Beschaffung beim Autozulieferer<br />

FKT GmbH aus Pförring. „<strong>Das</strong><br />

Thema Nachhaltigkeit wird noch ein<br />

ganz großes. Wer sich dem verschließt,<br />

der kann in Zukunft überhaupt nicht<br />

mehr <strong>für</strong> die OEMs (Fahrzeughersteller,<br />

d. Red.) fertigen.“<br />

Die Automobilkonzerne wollen weg<br />

vom Schmuddelimage als Klimakiller.<br />

Neben der Umstellung vom Verbrenner<br />

auf den E-Antrieb hat man<br />

längst die Produktion der Autos im<br />

Blick. Audi hat als Ziel ausgegeben<br />

bis 2025 in Ingolstadt CO2-neutral zu<br />

produzieren. <strong>Das</strong> geht nur, wenn auch<br />

die Zulieferer ihre Teile grün anliefern.<br />

Immerhin beziehen die Hersteller 70<br />

bis 75 Prozent der Komponenten eines<br />

Fahrzeugs von Fremdfirmen.<br />

Auftragsvergaben der Automobilkonzerne<br />

werden schon jetzt von<br />

konkreten CO2-Reduktionen bei Zulieferern<br />

abhängig gemacht. Wer das<br />

nicht packt, bekommt keine Aufträge<br />

mehr. Deshalb hat man gerade im Ingolstädter<br />

Umfeld in der Wirtschaft<br />

ein starkes Interesse, Zugriff auf große<br />

Mengen grüner Energie zu bekommen.<br />

Bei der FKT GmbH in Pförring kümmert<br />

man sich um derlei Dinge selbst.<br />

„Wir haben ein Forschungsprojekt<br />

mit der Technischen Hochschule Ingolstadt.<br />

Da geht es darum, komplett<br />

grüne Energie aus Gas zu bekommen.<br />

Unter anderem aus Biogas und Wasserstoff“,<br />

erklärt Manuel Karrer. „<strong>Das</strong><br />

soll auch eine Blaupause <strong>für</strong> andere<br />

Unternehmen werden, weil das in Zukunft<br />

ein Wettbewerbsvorteil ist.“<br />

Zugriff auf grüne Energie wird also so<br />

wichtig wie Fachkräfte und gute Verkehrsanbindung?<br />

<strong>Das</strong> gibt dem Ausbau<br />

der Erneuerbaren und der zugehörigen<br />

Speichertechnik eine neue wirtschaftliche<br />

Dimension. Können Windräder<br />

auf dem <strong>Eichstätt</strong>er Jura in Zukunft<br />

helfen, Arbeitsplätze im Landkreis zu<br />

sichern? Möglich, auch wenn es bis dahin<br />

noch ein gutes Stück Weg ist.<br />

„ Der Beginn der<br />

Wasserstoffwirtschaft in<br />

relevantem, industriellem<br />

Umfang„<br />

Aber man ist in der Region in Teilen<br />

schon dabei, das große Rad zumindest<br />

mitzudrehen. Immerhin sollen in Pollenfeld<br />

und <strong>Eichstätt</strong> neun Windräder<br />

gebaut werden, die Teil der stramm<br />

vom Freistaat geförderten Wasserstoff-<br />

Initiative BayH2 sind. In der haben<br />

sich der Energiekonzern Vattenfall,<br />

Bayerns größte Raffinerie Bayernoil<br />

mit Sitz im nahen Neustadt an der<br />

Donau sowie die Bayerischen Staatsforsten<br />

zu einer Projektgesellschaft zusammengeschlossen.<br />

Deren Ziel: Ab 2025 soll erstmals in<br />

Bayern ein Elektrolyseur in industriellem<br />

Maßstab große Mengen grünen<br />

Strom in Wasserstoff umwandeln. Der<br />

Beginn der Wasserstoffwirtschaft in relevantem,<br />

industriellem Ausmaß.<br />

Zunächst soll der grüne Wasserstoff<br />

den Energiebedarf der Raffinerie decken<br />

und so Diesel und Benzin ein bisschen<br />

grüner machen, mittelfristig aber<br />

auch als Treibstoff <strong>für</strong> Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Zusätzlich kann man sich Wasserstoff-<br />

Pipelines vorstellen, um die Industrie<br />

im Umfeld mit dem grünen Gas regional<br />

zu versorgen. Womit man beim<br />

Thema Standortvorteil wäre. „Wir haben<br />

zuletzt immer wieder Nachfragen<br />

aus der Wirtschaft, von Unternehmen,<br />

die sich nach unserem Wasserstoff er-<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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