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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Die Freiflächen-Photovoltaik wird es allein nicht machen. Hier gelten die Potentiale im<br />

Landkreise <strong>Eichstätt</strong> sogar als übererfüllt.<br />

Ausweisung bedeutet nicht, dass auch<br />

überall gebaut wird. Da<strong>für</strong> müssen<br />

willige Investoren, fähige Planungsbüros<br />

und windkraftfreundliche Grundstückseigentümer<br />

zusammenkommen.<br />

Allerdings gibt es <strong>für</strong> alle drei Seiten<br />

finanzielle Argumente.<br />

Wie viel mehr Anlagen es am Ende<br />

werden? <strong>Das</strong> kann zum jetzigen Zeitpunkt<br />

niemand exakt sagen. Aber:<br />

<strong>Das</strong>s es auf einer vergleichsweise kleinen<br />

Fläche im <strong>Eichstätt</strong>er Nordwesten<br />

erheblich mehr werden, steht außer<br />

Frage. Eine Verdoppelung der Windräder<br />

von 50 auf rund 100 dürfte kein<br />

unrealistisches Szenario sein. Die Revolution,<br />

sie fällt also keineswegs aus.<br />

Zumal es nicht nur mehr Windräder,<br />

sondern auch erheblich höhere werden<br />

dürften. Die neuen Anlagen bringen<br />

es auf Gesamthöhen von fast 300 Metern.<br />

<strong>Das</strong> ist in etwa sechsmal so hoch<br />

wie die Türme des <strong>Eichstätt</strong>er Doms.<br />

Eine solche Entwicklung brächte vieles<br />

mit sich. Eine Explosion der elektrischen<br />

Leistung, Investitionen von<br />

sicher einer halben Milliarde Euro aufwärts,<br />

aber eben auch eine grundlegende<br />

Veränderung des Landschaftsbilds.<br />

Deshalb sieht Anetsberger den Landkreis<br />

in der Pflicht, die Revolution zu<br />

zähmen. „Wir wollen uns hier nicht<br />

auf unsere gesetzliche Rolle zurückziehen,<br />

wir wollen das mitgestalten. Planungsbehörde<br />

sein, aber auch Initiator<br />

und Kommunikator.“<br />

Und mit dem Kommunizieren fängt er<br />

gleich an. „Man muss den Menschen<br />

sagen, dass das ein gesamtgesellschaftlicher<br />

Prozess ist, den wir gemeinsam<br />

meistern müssen. Aber es wird auch<br />

darum gehen, dass die Menschen nicht<br />

nur ein Opfer <strong>für</strong> die Allgemeinheit<br />

bringen, sondern auch ganz greifbar<br />

etwas davon haben.“ Mit ein bisschen<br />

Belohnung geht einem die Weltrettung<br />

eben leichter von der Hand. Es<br />

geht darum, dass von dem Geld, das<br />

„ Mit ein bisschen<br />

Belohnung geht einem<br />

die Weltrettung eben<br />

leichter von der Hand.„<br />

mit den Anlagen gemacht wird, auch<br />

etwas dort bleibt, wo diese Anlagen in<br />

der Landschaft herumstehen.<br />

<strong>Das</strong> lief auf den ersten Metern der<br />

Energiewende bescheiden. Oft fielen<br />

überregionale Planungsunternehmen<br />

mit dem Geld von internationalen Investoren<br />

über die Gemeinden her und<br />

baten sie, etwas <strong>für</strong> die Energiewende<br />

zu tun. Von der Wertschöpfung blieben<br />

vielfach nur Pachtzahlungen an<br />

den Grundstückseigentümer. Gerade<br />

bei großen Windparkprojekten fielen<br />

die Gewerbesteuereinnahmen geringer<br />

aus als erhofft, weil Verkäufe und<br />

Abschreibungen den Ertrag schmälerten.<br />

„Da ist in der Vergangenheit einiges<br />

schiefgelaufen“, stellt Anetsberger mit<br />

Blick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

fest. Diesmal aber soll<br />

es anders werden <strong>–</strong> gerade deswegen<br />

wollen Landkreis und Gemeinden<br />

sich mit mehr Selbstbewusstsein einmischen.<br />

Aber wie soll das alles gehen<br />

mit dem Profit vor Ort <strong>für</strong> alle? Der<br />

<strong>Eichstätt</strong>er Landrat nennt finanzielle<br />

Beteiligungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Bürger,<br />

relevante Einnahmen <strong>für</strong> die Kommunen<br />

und einen regional günstigeren<br />

Stromtarif <strong>für</strong> Bürger windkraftreicher<br />

Gemeinden. Alles wünschenswert <strong>–</strong><br />

bis auf den letzten Punkt aber auch<br />

nicht neu.<br />

Wie wäre es denn mit einer Revolution<br />

in der Revolution? Der Landkreis und<br />

die Kommunen als Investor, Planer<br />

und Energieproduzent? Man hat schon<br />

wildere Vorschläge gehört. Immerhin<br />

würde es sich eher um Renaissance<br />

denn Revolution handeln. Laut Bayerischer<br />

Gemeindeordnung sind die<br />

Gemeinden <strong>für</strong> Energieplanung und<br />

Energieversorgung zuständig. Man hat<br />

diese Aufgaben in der Energiewelt der<br />

Vergangenheit nur sehr gerne weiter<br />

nach oben delegiert. Vielleicht ist es<br />

nun, in einer neuen Welt, wieder Zeit,<br />

sich diesen Bereich zurückzuholen?<br />

Landrat Anetsberger scheint jener<br />

Idee nicht abgeneigt. „Grundsätzlich<br />

wäre es schon eine Option, da auch aktiv<br />

in Erscheinung zu treten und vielleicht<br />

sogar mit eigenem Personal eigene<br />

Projekte zu projektieren“, erklärt<br />

er im Gespräch mit <strong>WIKO</strong>. Warum<br />

die Gewinne Investoren und Planern<br />

überlassen, wenn sie doch auch bei<br />

einer unternehmerischen Tochter des<br />

Landkreises oder Gemeinden bleiben<br />

könnten?<br />

Mit dem Geld aus der Energiewende<br />

ließen sich dann öffentliche Leistungen<br />

wie Bäder, Jugendzentren, Sportanlagen<br />

oder öffentlicher Nahverkehr<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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