25.07.2022 Aufrufe

WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

finanzieren und kämen allen zugute.<br />

Anders übrigens als bei dem weit verbreiteten<br />

Instrument der Bürgerbeteiligung.<br />

Da profitieren nur diejenigen,<br />

die Geld zum Investieren haben <strong>–</strong> und<br />

das sind eben nicht alle.<br />

„ Es wird Gemeinden<br />

geben, da reden wir von<br />

zehn Prozent Windkraftflächen„<br />

chen zu sichern. Tatsächlich drängt die<br />

Zeit. Schon kommendes Jahr müssen<br />

die Planungsverbände nachweisen,<br />

dass sie vorankommen. Gemessen am<br />

sonstigen Tempo von Verwaltungen,<br />

ist man beim Wind-an-Land-Gesetz<br />

mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs.<br />

Auch daran zeigt sich, wie viel Druck<br />

auf dem Kessel ist.<br />

„Wir müssen jetzt in einen Prozess mit<br />

den betroffenen Kommunen gehen.<br />

Wir müssen sehen, dass das verkraftbar<br />

bleibt und wir die Auswüchse vermeiden.“<br />

Für Anetsberger bedeutet das<br />

auch: „Bei der Auswahl der Flächen<br />

darf nicht die wirtschaftliche Optimierung<br />

das alleinige Kriterium sein, sondern<br />

auch die Verträglichkeit.“<br />

Ortswechsel: <strong>Eichstätt</strong>, die Domstadt<br />

im Tal mit ihren Flächen auf der Hochebene,<br />

gehört zu den Kommunen, die<br />

das 1,8-Prozent-Ziel <strong>für</strong> die Planungsregion<br />

10 schultern werden müssen.<br />

Der <strong>Eichstätt</strong>er Oberbürgermeister Josef<br />

Grienberger (CSU) begegnet dem<br />

Thema mit demonstrativer Gelassenheit.<br />

Die Zahlen schüttelt er quasi aus<br />

dem Ärmel.<br />

„Wir haben in <strong>Eichstätt</strong> aktuell ungefähr<br />

1,8 Prozent unserer Stadtfläche<br />

<strong>für</strong> die Windkraft vorgesehen. Damit<br />

lägen wir also genau auf dem Ziel, das<br />

der Bund will. Aber nach der Sitzung<br />

des Planungsverbands ist klar, dass wir<br />

wohl einen erheblichen Anteil beim<br />

Thema Wind <strong>für</strong> die Region 10 über-<br />

Anetsberger hat eine Art Kreiswerke<br />

ins Spiel gebracht. Im Gespräch<br />

mit unserem Magazin nimmt er aber<br />

etwas Tempo heraus. „<strong>Das</strong> ist sicher<br />

eher ein Fernziel“, stellt er mit Blick<br />

auf eine eigene Energieabteilung des<br />

Landkreises fest. Jetzt müsse es erst<br />

mal darum gehen, die Revolution in<br />

geordnete Bahnen zu lenken und Flänehmen<br />

müssen.“<br />

Ganz konkret heißt das?<br />

„<strong>Das</strong> reine Flächenpotenzial bei uns<br />

entspricht rund acht Prozent der Stadtfläche.<br />

Aber da sind auch Sachen<br />

dabei, die politisch aus meiner Sicht<br />

nicht durchsetzbar sind, aber ich habe<br />

meinem Stadtrat gesagt, dass wir uns<br />

da rauf einrichten müssen, dass wir uns<br />

mit vier bis sechs Prozent Windkraftflächen<br />

auseinandersetzen müssen.“<br />

Die Reaktion?<br />

Grienberger: Es gab jetzt keine großen<br />

Proteste. Vielleicht auch, weil die <strong>Eichstätt</strong>er<br />

wissen, dass es die Berggemeinden<br />

noch härter treffen wird. „Ich denke,<br />

es wird Gemeinden geben, da reden<br />

wir wahrscheinlich von zehn Prozent<br />

Windkraftflächen“, sagt der <strong>Eichstätt</strong>er<br />

Oberbürgermeister.<br />

Auch er ist der Meinung, dass sich die<br />

Weltrettung mit einer gewissen Belohnung<br />

leichter erklären lässt. Oder anders<br />

formuliert: „Es stellt sich halt jetzt<br />

die Frage, gibt es da auch wirtschaftliche<br />

Chancen? Hat das einen Umfang,<br />

dass man sagt, wir machen zehn Windräder,<br />

da<strong>für</strong> sparen wir uns ein Gewerbegebiet<br />

…“<br />

Die Einspeisevergütung an die Kommunen<br />

sei jetzt rechtlich schon auf<br />

einem besseren Niveau: Bei einem<br />

großen Windpark mit zehn bis 15 Anlagen<br />

könnte man wohl allein über die<br />

Abgaben mit jährlichen Einnahmen<br />

von 100.000 bis 200.000 Euro <strong>für</strong> eine<br />

Gemeinde rechnen. Eine Summe, die<br />

bei modernen Windrädern sogar höher<br />

ausfallen dürfte. Grienberger: „Diese<br />

Summe ändert jetzt nicht alles, aber<br />

sie ist ein Beitrag zur Stabilisierung<br />

und Diversifizierung.“ Zumal Gewerbesteuer<br />

und eventuelle Pachteinnahmen<br />

hier noch <strong>für</strong> deutlich höhere Erlöse<br />

sorgen können.<br />

Noch besser wäre die Rendite nur,<br />

wenn man als Kommune selbst ein<br />

Windrad baut. Etwas, das unter OB<br />

Joseph Grienberger aber in <strong>Eichstätt</strong><br />

eher nicht passieren wird. „Es wird immer<br />

unterstellt, dass der Betrieb einer<br />

Windkraftanlage ein sicheres Gewinngeschäft<br />

ist, aber das ist eine Annahme.<br />

Die Windkraft ist aus meiner Sicht ein<br />

finanzielles Hochrisiko-Investment.<br />

Man ist zu 100 Prozent von etwas abhängig,<br />

das man nicht im Griff hat:<br />

dem Wetter.“ Für eine Gemeinde sei<br />

der Invest in ein Windrad aus seiner<br />

Sicht viel zu risikoreich.<br />

Am Ende sei es auch eine Frage der<br />

Zeit: „Wir müssen uns von der Illusion<br />

frei machen, alle Probleme gleichzeitig<br />

lösen zu wollen. <strong>Das</strong> geht nicht, wir<br />

müssen Prioritäten setzen.“ Warum<br />

also sollten die Kommunen auf dem<br />

Feld von Windrädern oder PV-Parks<br />

selbst aktiv werden, wenn es doch<br />

ausreichend Marktteilnehmer gibt,<br />

die diese Anlagen bauen wollen, fragt<br />

Grienberger. „<strong>Das</strong>s ein Teil des Geldes<br />

dann vor Ort bleibt, das ist doch<br />

eine Frage der Rahmenbedingungen,<br />

da müsste etwa beim Thema Gewerbesteuern<br />

der Gesetzgeber noch mal<br />

ran.“<br />

„ Die Windkraft ist<br />

aus meiner Sicht ein<br />

finanzielles<br />

Hochrisiko-Invest„<br />

Während andere von Einnahmen aus<br />

eigenen Windrädern träumen, will<br />

Grienberger die Energiewende bei der<br />

Wärme gewinnen, wo<strong>für</strong> es <strong>–</strong> siehe<br />

weiteren Artikel <strong>–</strong> durchaus Argumente<br />

gibt. „Ich finde es sinnvoll, sich auf<br />

die Wärmewende zu konzentrieren, da<br />

gibt es nämlich keine privaten Akteure,<br />

die das umsetzen. Oder glauben Sie,<br />

Vattenfall und Co warten darauf, <strong>für</strong><br />

100 Häuser mit 100 unterschiedlichen<br />

Besitzern in, sagen wir, Beilngries ein<br />

individuelles Wärmenetzkonzept umzusetzen?<br />

Nein, das macht keiner, da<br />

muss die Kommune ran.“<br />

In <strong>Eichstätt</strong> ist man beim Thema Wärmenetz<br />

schon seit 13 Jahren aktiv und<br />

arbeite daran, dass zu den zwei bestehenden<br />

noch ein drittes hinzukommt.<br />

Grienberger; „Da kann man aus meiner<br />

Sicht die Big Points machen.“<br />

Wobei man in diesem großen Spiel erst<br />

mal definieren müsste, wo<strong>für</strong> es Punkte<br />

gibt. Die Förderung der Weltrettung?<br />

Die Sicherung der Energieversorgung?<br />

Die wirtschaftliche Wertschöpfung?<br />

Oder entscheidet am Ende eine Kombination<br />

aus allen drei Faktoren, wer<br />

in der Revolution alles richtiggemacht<br />

hat?<br />

22<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!