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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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<strong>für</strong> Mensch und Natur zwingen uns<br />

zum Handeln. Die vergangenen Dürrejahre<br />

haben deutliche Spuren in unseren<br />

Wäldern, Seen und Flüssen und<br />

in der Landwirtschaft hinterlassen.<br />

Extremwetterereignisse treten immer<br />

häufiger auf und stellen Kommunen<br />

und Länder vor große Probleme. Auch<br />

das Thema Wasserverschmutzung ist<br />

trotz vieler Erfolge noch lange nicht<br />

vom Tisch“.<br />

Für Experten unzweifelhaft muss die<br />

nach wie vor gewaltige Flächenversiegelung<br />

gestoppt werden. Zu viel<br />

Boden, in dem Regenwasser versickern<br />

könnte, wird nach wie vor überbaut<br />

und fällt daher <strong>für</strong> die Aufnahme und<br />

Weiterleitung von Wasser in den Boden<br />

hinein aus. Wasserschutzgebiete<br />

müssten ausgeweitet und in von Hochwasser<br />

gefährdeten Regionen Rückhaltesysteme<br />

gebaut werden, in denen<br />

Starkregen und heftige Niederschläge<br />

gesammelt werden können, bevor sie<br />

Schäden anrichten.<br />

Letzteres ist auch in den Städten ein<br />

Zukunftsthema. <strong>Das</strong> Land brauche<br />

mehr wassersensible Städte, so ein<br />

Ziel der Nationalen Wasserstrategie.<br />

Gemeinsam mit den Kommunen und<br />

den Fachverbänden wollen Bund und<br />

Länder ein Konzept <strong>für</strong> eine gewässersensible<br />

Stadtentwicklung entwickeln,<br />

Stichwort: „Schwammstadt“. Die bestehenden<br />

technischen Vorschriften<br />

werden dahingehend überprüft, ob sie<br />

zum Erhalt des natürlichen Wasserhaushalts,<br />

zur Klimaanpassung und<br />

Stadtnatur beitragen, und wo nötig,<br />

werden sie überarbeitet, heißt es in einer<br />

Ankündigung des Umweltministeriums.<br />

Bei vielen dieser Punkte ist man<br />

auch im Landkreis <strong>Eichstätt</strong> gefordert,<br />

auch wenn dieser über eine große Versorgungssicherheit<br />

verfügt. Was aber<br />

muss außerdem geschehen, um die<br />

Wasserversorgung im Landkreis <strong>Eichstätt</strong><br />

langfristig zu sichern?<br />

„ Für die Versorgung<br />

anderer Regionen mit<br />

Trinkwasser wäre nicht<br />

genügend Wasser da„<br />

men <strong>für</strong> Bewässerungszwecke oder<br />

großflächige Eingriffe in die Wasserschutzgebiete.<br />

Außerdem plädiert der Experte <strong>für</strong><br />

mehr Vernetzung und Zusammenarbeit<br />

der Wasserversorger untereinander<br />

und zu Aushilfe und Aufbau<br />

von Sicherheitseinrichtungen, z. B.<br />

Notbrunnen und sogenannte „Notverbünde“.<br />

Dabei werden Leitungen<br />

gebaut, über die sich die Versorger<br />

untereinander bei Bedarf aushelfen<br />

können. Einige Kommunen im Landkreis<br />

haben dies bereits getan, etwa die<br />

Verwaltungsgemeinschaft Nassenfels<br />

und die <strong>Eichstätt</strong>er Berggruppe.<br />

Dergleichen Nachbarschaftshilfe ist<br />

auch im überregionalen Maßstab ein<br />

großes Thema. Die Bayerische Staatsregierung<br />

plant neuerdings, das Gefälle<br />

zwischen dem nassen Süden und<br />

dem trockenen Norden des Freistaats<br />

über den Main-Donau-Kanal und das<br />

Fränkische Seenland als Überleiter hinaus<br />

verstärkt über Fernwasserleitungen<br />

auszugleichen. Speziell aus dem<br />

Bodensee heraus und mithilfe von Tal-<br />

Abteilungsleiter Stephan Daum vom<br />

Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt<br />

nennt gleich mehrere Handlungsfelder.<br />

Die Wasserversorger müssten<br />

„ständig überprüfen, ob die ihnen genehmigte<br />

Menge auch mit der Prognose<br />

der Bevölkerungsentwicklung<br />

übereinstimmt“, und sich an „mögliche<br />

Einflüsse der Klimaveränderung anpassen“.<br />

Außerdem müsse die technische<br />

Infrastruktur der Wasserversorgungen<br />

laufend in Schuss gehalten<br />

und ständig verbessert werden. Alte<br />

und undichte Rohrleitungen müssten<br />

ausgetauscht werden, um die Wasserverluste<br />

zu minimieren. Daum rät<br />

auch dringend, „konkurrierende Nutzungen“<br />

zu unterlassen oder nur dann<br />

zuzulassen, wenn sie verträglich seien.<br />

Als Beispiele nennt er Wasserentnahsperren<br />

im Norden und Osten Bayerns<br />

soll die Versorgung organisiert werden.<br />

<strong>Das</strong> Prinzip dahinter: Wasserreiche<br />

Regionen sollen wasserarme mitversorgen.<br />

Die Versorgung mit Trinkwasser dauerhaft<br />

zu sichern, ist eine ebenso große,<br />

wie andererseits kleinteilige Aufgabe.<br />

Viele Maßnahmen müssen ineinandergreifen,<br />

es gibt nicht den einen Knopf,<br />

den man drücken muss und alles wird<br />

gut. Vor allem Kommunalpolitiker sind<br />

gefordert, denn der sprichwörtliche<br />

Teufel steckt in Details vor Ort. Etwa,<br />

in dem keine Neubauten oder neue<br />

Baugebiete mehr genehmigt werden<br />

ohne verpflichtend vorgeschriebene<br />

Regenwasserzisternen und Brauchwasserkreisläufe.<br />

Oder aber durch<br />

standortpolitische Entscheidungen. In<br />

Nassenfels etwa werden im Schuttertal<br />

am Ortsrand Sportplätze und ein<br />

Gemeinschaftshaus (abgesegnet von<br />

der Mehrheit bei einem kommunalen<br />

Bürgerentscheid) in einem Moorgebiet<br />

gebaut. Moore sind jedoch elementar<br />

wichtig, um etwa Regenwasser im<br />

Boden zu binden. Sie speichern überdies<br />

mehr klimaschädliches Kohlendioxid<br />

als vergleichbar große Wälder.<br />

Einer im Mai 2022 vorgestellten Kartierung<br />

zufolge, verfügt der Landkreis<br />

<strong>Eichstätt</strong> insgesamt über zehn Hektar<br />

Moorgebiete. Wobei es mehr sein<br />

könnten, würde man das vorhandene<br />

Potenzial nutzen. Wer die Trinkwasserversorgung<br />

der Zukunft sichern<br />

will, dem bleibt eigentlich nichts anderes<br />

übrig.<br />

<strong>WIKO</strong>-Autor Uwe Ritzer ist Autor des<br />

Spiegel-Bestsellers „Zwischen Dürre<br />

und Flut. Deutschland vor dem Wassernotstand:<br />

Was jetzt getan werden<br />

muss“ (Penguin-Verlag <strong>2023</strong>)<br />

30<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2023</strong>

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