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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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Viertens <strong>–</strong> die Energiewende stolpert<br />

aus dem Startblock.<br />

Immer stolzere Ziele werden <strong>für</strong> die<br />

Treibhausgasneutralität ausgegeben.<br />

Deutschland will bis 2045 klimaneutral<br />

sein, Bayern bis 2040, und<br />

der Landkreis <strong>Eichstätt</strong> hat in diesem<br />

Jahr verkündet, das bis 2035 schaffen<br />

zu wollen. In zwölf Jahren also. Dann<br />

müsste man sich jetzt auf der Zielgeraden<br />

der Energiewende befinden. In<br />

Wahrheit allerdings kann man das Ziel<br />

selbst mit dem Fernglas nicht entdecken.<br />

Echte Klimaneutralität bis 2035<br />

im Landkreis <strong>Eichstätt</strong> ist Stand heute<br />

völlig illusorisch.<br />

„ Echte Klimaneutralität<br />

bis 2035 im Landkreis<br />

ist Stand heute<br />

völlig illusorisch„<br />

Warum so viel Skepsis? Nun, wegen<br />

der harten Fakten. Rechnet man die<br />

Versorgungslücken von Strom und<br />

Energiewende <strong>–</strong> die eigentliche Revolution<br />

muss erst noch kommen. Die öffentlichkeitswirksamen<br />

Ankündigungen<br />

sind nicht einzuhalten.<br />

Fünftens <strong>–</strong> die ganze Rechnung ist<br />

Unsinn.<br />

Was sich da im Energieatlas des Freistaats<br />

bis auf die einzelne Kommune<br />

hinab an Prozentzahlen herunterziehen<br />

lässt, ist gut gemeint<strong>–</strong> mit der<br />

systemischen Realität von Energieversorgung<br />

hat es allerdings nichts zu tun.<br />

Man ignoriert das Grundproblem der<br />

erneuerbaren Energie, dass sie nicht<br />

auf Knopfdruck verfügbar ist. Die<br />

Sonne scheint nicht den ganzen Tag<br />

und der Wind weht keine 365 Tage im<br />

Jahr. Man ignoriert, dass man an sonnigen,<br />

windreichen Tagen im Sommer<br />

nicht weiß, wohin mit all dem grünen<br />

Strom, und Anlagen abschalten muss,<br />

damit das Stromnetz nicht in die Knie<br />

geht. Man lässt beiseite, dass es Tage<br />

im Winter gibt, an denen man die Sonne<br />

nie zu Gesicht bekommt und kein<br />

Wärme im Landkreis <strong>Eichstätt</strong> zusammen,<br />

ergibt sich der gigantische Wert Wasserstoff <strong>–</strong><br />

Lüftchen sich regt, sodass man Strom<br />

Regenerativer<br />

von weit her holen muss, damit in<br />

von 3,2 Milliarden Kilowattstunden, <strong>Eichstätt</strong> nicht die Lichter ausgehen.<br />

Schlüsselkomponente<br />

die im Landkreis nach wie vor aus<br />

nicht regenerativen Energiequellen gewonnen<br />

werden. Lediglich ein rundes maneutralität verkauft, tut so, als ob Wer 100 Prozent Erneuerbare als Kli-<br />

<strong>für</strong> die bayerische Energiewende<br />

Viertel aller im Landkreis verbrauchten<br />

Energie in den Bereichen Wärme<br />

mal eben das Speicherproblem der Erneuerbaren<br />

Wirtschaft.<br />

gelöst hätte. Eine Leistung,<br />

Der flexible Energieträger <strong>für</strong> Bayerns<br />

und Strom stammt aus erneuerbaren <strong>für</strong> die man so ungefähr drei bis fünf<br />

Quellen.<br />

Nobelpreise bekommen würde. Die<br />

werden einstweilen aber wohl andere einem halben Atomkraftwerk entspräche.<br />

Nur <strong>für</strong> den Landkreis <strong>Eichstätt</strong>.<br />

Mit Nur regenerativem um einen Eindruck Wasserstoff zu bekommen,<br />

von welchem Energieäquiva-<br />

kann Energie Besitzer gespeichert, finden, denn transportiert es gibt natürlich und sektorenübergreifend<br />

<strong>für</strong> die Dekarbonisierung genutzt<br />

Speichertechnologien,<br />

werden. Voraussetzung<br />

aber einstweilen<br />

nur solche mit hohen Umwand-<br />

Fazit: Man ist schon Lichtjahre davon<br />

lent hier die Rede ist: mit dem jährlichen<br />

<strong>Eichstätt</strong>er Energieloch im industriellen von 3,2 Maßstab lungsverlusten. und mit CO 2-frei erzeugtem entfernt, Strom erfolgt. die aktuelle Energieproduk-<br />

ist, dass die<br />

Wasserstoffproduktion<br />

Hier Milliarden hat das Projekt Kilowattstunden BayH2 Vorbildcharakter.<br />

könnte<br />

man acht Billionen Männer rasieren,<br />

365.000 Jahre einen Fernseher oder<br />

einen Desktop-PC laufen lassen, 435<br />

Milliarden Scheiben Brot toasten oder<br />

48 Milliarden Hemden bügeln.<br />

Fazit: Trotz aller Bemühungen<br />

in Sachen<br />

Wenn die Wasserstoffwirtschaft eines<br />

Tages Realität werden sollte und überschüssigen<br />

Strom in speicherbares<br />

Gas umwandeln könnte, hätte man<br />

das Versorgungsproblem vielleicht gelöst,<br />

aber auf Kosten einer erheblich<br />

höheren Energieproduktion. Nach<br />

der Umwandlung von Strom in Wasserstoff<br />

und der Rückverwandlung zu<br />

Strom in Generatoren bleiben von 100<br />

Kilowattstunden noch 40 übrig. Der<br />

Rest wird weitgehend als Wärme frei <strong>–</strong><br />

die in Teilen genutzt werden kann und<br />

dann den Wirkungsgrad verbessert,<br />

aber das sind dann schon die Feinheiten.<br />

Der Punkt ist: 100 Prozent erneuerbare<br />

Energien sind viel zu wenig, wenn<br />

man Klimaneutralität anstrebt. Wegen<br />

der Speicherproblematik, aber auch<br />

weil komplett neue Bereiche bei einem<br />

Abschied von den Fossilen auf Strom<br />

umstellen müssten. Die Mobilität mit<br />

ihren E-Antrieben ist bei den aktuellen<br />

Strombedarfen noch kaum berücksichtigt,<br />

der Boom der Wärmepumpen<br />

wird ebenfalls <strong>für</strong> einen erheblichen<br />

Anstieg sorgen.<br />

2019 haben Wissenschaftler vom Forschungszentrum<br />

Jülich einmal grob<br />

hochgerechnet, was es denn <strong>für</strong> die<br />

Stromproduktion bedeuten würde,<br />

wenn Deutschland klimaneutral sein<br />

will. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis,<br />

dass man mindestens 80 Prozent<br />

mehr Strom brauchen würde, als<br />

heute verbraucht wird. Damit wüchse<br />

das jährliche <strong>Eichstätt</strong>er Stromloch<br />

dann schon auf 5,76 Milliarden Kilowattstunden<br />

an, was ziemlich genau<br />

tion klimaneutral sicherzustellen, man<br />

braucht aber <strong>für</strong> viele Bereiche in Zukunft<br />

noch viel, viel mehr Strom, wenn<br />

man klimaneutral<br />

werden will.<br />

BAYERNOIL<br />

Schematische Darstellung der Wasserstofferzeugung<br />

und Anwendung im Vorhaben BayH2<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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