<strong>für</strong> Mensch und Natur zwingen uns zum Handeln. Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen. Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf und stellen Kommunen und Länder vor große Probleme. Auch das Thema Wasserverschmutzung ist trotz vieler Erfolge noch lange nicht vom Tisch“. Für Experten unzweifelhaft muss die nach wie vor gewaltige Flächenversiegelung gestoppt werden. Zu viel Boden, in dem Regenwasser versickern könnte, wird nach wie vor überbaut und fällt daher <strong>für</strong> die Aufnahme und Weiterleitung von Wasser in den Boden hinein aus. Wasserschutzgebiete müssten ausgeweitet und in von Hochwasser gefährdeten Regionen Rückhaltesysteme gebaut werden, in denen Starkregen und heftige Niederschläge gesammelt werden können, bevor sie Schäden anrichten. Letzteres ist auch in den Städten ein Zukunftsthema. <strong>Das</strong> Land brauche mehr wassersensible Städte, so ein Ziel der Nationalen Wasserstrategie. Gemeinsam mit den Kommunen und den Fachverbänden wollen Bund und Länder ein Konzept <strong>für</strong> eine gewässersensible Stadtentwicklung entwickeln, Stichwort: „Schwammstadt“. Die bestehenden technischen Vorschriften werden dahingehend überprüft, ob sie zum Erhalt des natürlichen Wasserhaushalts, zur Klimaanpassung und Stadtnatur beitragen, und wo nötig, werden sie überarbeitet, heißt es in einer Ankündigung des Umweltministeriums. Bei vielen dieser Punkte ist man auch im Landkreis <strong>Eichstätt</strong> gefordert, auch wenn dieser über eine große Versorgungssicherheit verfügt. Was aber muss außerdem geschehen, um die Wasserversorgung im Landkreis <strong>Eichstätt</strong> langfristig zu sichern? „ Für die Versorgung anderer Regionen mit Trinkwasser wäre nicht genügend Wasser da„ men <strong>für</strong> Bewässerungszwecke oder großflächige Eingriffe in die Wasserschutzgebiete. Außerdem plädiert der Experte <strong>für</strong> mehr Vernetzung und Zusammenarbeit der Wasserversorger untereinander und zu Aushilfe und Aufbau von Sicherheitseinrichtungen, z. B. Notbrunnen und sogenannte „Notverbünde“. Dabei werden Leitungen gebaut, über die sich die Versorger untereinander bei Bedarf aushelfen können. Einige Kommunen im Landkreis haben dies bereits getan, etwa die Verwaltungsgemeinschaft Nassenfels und die <strong>Eichstätt</strong>er Berggruppe. Dergleichen Nachbarschaftshilfe ist auch im überregionalen Maßstab ein großes Thema. Die Bayerische Staatsregierung plant neuerdings, das Gefälle zwischen dem nassen Süden und dem trockenen Norden des Freistaats über den Main-Donau-Kanal und das Fränkische Seenland als Überleiter hinaus verstärkt über Fernwasserleitungen auszugleichen. Speziell aus dem Bodensee heraus und mithilfe von Tal- Abteilungsleiter Stephan Daum vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt nennt gleich mehrere Handlungsfelder. Die Wasserversorger müssten „ständig überprüfen, ob die ihnen genehmigte Menge auch mit der Prognose der Bevölkerungsentwicklung übereinstimmt“, und sich an „mögliche Einflüsse der Klimaveränderung anpassen“. Außerdem müsse die technische Infrastruktur der Wasserversorgungen laufend in Schuss gehalten und ständig verbessert werden. Alte und undichte Rohrleitungen müssten ausgetauscht werden, um die Wasserverluste zu minimieren. Daum rät auch dringend, „konkurrierende Nutzungen“ zu unterlassen oder nur dann zuzulassen, wenn sie verträglich seien. Als Beispiele nennt er Wasserentnahsperren im Norden und Osten Bayerns soll die Versorgung organisiert werden. <strong>Das</strong> Prinzip dahinter: Wasserreiche Regionen sollen wasserarme mitversorgen. Die Versorgung mit Trinkwasser dauerhaft zu sichern, ist eine ebenso große, wie andererseits kleinteilige Aufgabe. Viele Maßnahmen müssen ineinandergreifen, es gibt nicht den einen Knopf, den man drücken muss und alles wird gut. Vor allem Kommunalpolitiker sind gefordert, denn der sprichwörtliche Teufel steckt in Details vor Ort. Etwa, in dem keine Neubauten oder neue Baugebiete mehr genehmigt werden ohne verpflichtend vorgeschriebene Regenwasserzisternen und Brauchwasserkreisläufe. Oder aber durch standortpolitische Entscheidungen. In Nassenfels etwa werden im Schuttertal am Ortsrand Sportplätze und ein Gemeinschaftshaus (abgesegnet von der Mehrheit bei einem kommunalen Bürgerentscheid) in einem Moorgebiet gebaut. Moore sind jedoch elementar wichtig, um etwa Regenwasser im Boden zu binden. Sie speichern überdies mehr klimaschädliches Kohlendioxid als vergleichbar große Wälder. Einer im Mai 2022 vorgestellten Kartierung zufolge, verfügt der Landkreis <strong>Eichstätt</strong> insgesamt über zehn Hektar Moorgebiete. Wobei es mehr sein könnten, würde man das vorhandene Potenzial nutzen. Wer die Trinkwasserversorgung der Zukunft sichern will, dem bleibt eigentlich nichts anderes übrig. <strong>WIKO</strong>-Autor Uwe Ritzer ist Autor des Spiegel-Bestsellers „Zwischen Dürre und Flut. Deutschland vor dem Wassernotstand: Was jetzt getan werden muss“ (Penguin-Verlag <strong>2023</strong>) 30 <strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2023</strong>
Kommunen & Behörden <strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong> 31