25.07.2022 Aufrufe

WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Eichstätt

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Eichstätt stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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ins Rutschen gekommen war, ging es<br />

schnell. Die „The Big Three“ <strong>–</strong> allesamt<br />

im Großraum Detroit zu Hause <strong>–</strong><br />

kamen ins Wanken. Ford, Chrysler,<br />

General Motors. Drei der größten<br />

Autobauer der Welt. Am Ende<br />

war die Stadt ruiniert, wurde unter<br />

Zwangsverwaltung gestellt. Schuldenstand:<br />

18 Milliarden Dollar, geschätzt,<br />

ganz genau wusste es keiner.<br />

Aber was haben Aufstieg und Fall<br />

Detroits in einem <strong>Wirtschaftsmagazin</strong><br />

über den Landkreis <strong>Eichstätt</strong><br />

zu suchen? Nun, Motown geht als<br />

Schreckgespenst in den Albträumen<br />

der Lokalpolitik um. Denn:<br />

Wie kaum eine andere Region in<br />

Deutschland hängt der Reichtum<br />

der Gegend um Ingolstadt und <strong>Eichstätt</strong><br />

von zwei Dingen ab: Auto und<br />

Audi. Die Parallelen zu Detroit sind<br />

offensichtlich <strong>–</strong> wenn auch zwei<br />

Nummern kleiner.<br />

„Eine Monostruktur ist kein Problem“,<br />

sagt <strong>Eichstätt</strong>s Landrat Alexander<br />

Anetsberger <strong>–</strong> und setzt eine<br />

bittere Wahrheit hinterher <strong>–</strong> „solange<br />

es der Branche, auf der die Monostruktur<br />

beruht, gut geht.“ Womit<br />

wir dann aber doch bei einem Problem<br />

wären. Der deutschen Automobilbranche<br />

geht es nicht gut. Sie<br />

steht vor einem historischen Umbruch,<br />

sie befindet sich in einem<br />

Wettlauf hinein in einen völlig<br />

neuen Automarkt. Und bei diesem<br />

Wettlauf sind die deutschen Hersteller<br />

bislang eher aus den Startblöcken<br />

gestolpert.<br />

Dann kamen die Japaner<br />

Zurück nach Detroit, wo es unangenehme<br />

Parallelen mit der aktuellen<br />

Situation gibt. Denn der Niedergang<br />

der Big Three war ebenfalls<br />

Folge einer verschlafenen Marktentwicklung.<br />

Als nicht mehr jeder<br />

Amerikaner Straßenkreuzer in den<br />

Abmessungen eines handelsüblichen<br />

Schlafzimmers durch die<br />

Gegend fahren wollte, als die Höhe<br />

des Kraftstoffverbrauchs nicht mehr<br />

völlig egal war, da waren japanische<br />

Konzerne wie Nissan oder Toyota<br />

zur Stelle.<br />

Sie fluteten den Markt mit Kleinwagen.<br />

Günstig in der Anschaffung,<br />

billig im Verbrauch. Die Big Three<br />

belächelten das Geschäft zuerst,<br />

dann rannten sie ihm hektisch hinterher.<br />

Ohne den Rückstand aufholen<br />

zu können. Man kam aus einer<br />

anderen Welt des Automobils, war<br />

vom Erfolg verwöhnt und von der<br />

eigenen Großartigkeit überzeugt.<br />

<strong>Das</strong> machte die Transformation<br />

schwierig.<br />

Im Autobauerland Deutschland befindet<br />

man sich gerade in einer ähnlichen<br />

Situation. Die Argumente der<br />

Kaufentscheidung bei einem Auto<br />

ändern sich. Dazu hat man arrivierte<br />

Giganten der Branche, die mit dem<br />

Sich-Ändern nicht hinterherkommen.<br />

Auch, weil mancher vor lauter<br />

Selbstbewusstsein kaum mehr fahren<br />

kann.<br />

Es sind zwei Entwicklungen, die den<br />

Markt umkrempeln. Elektromobilität<br />

und Digitalisierung. Mit beidem<br />

hat die deutsche Automobilindustrie<br />

so ihre Probleme. Die schnurrenden<br />

„ Man war vom Erfolg<br />

verwöhnt und von der<br />

eigenen Großartigkeit<br />

überzeugt„<br />

Kraftpakete, die unter den Motorhauben<br />

von Audi, Daimler oder<br />

BMW verbaut sind, gelten zu Recht<br />

als Meisterwerke deutscher Ingenieurskunst.<br />

Nur: Ein Elektromotor<br />

ist gegen einen Verbrenner-Antrieb<br />

eine ziemlich unterkomplexe Veranstaltung.<br />

Er braucht keinen Tank,<br />

keine Kolben, keine Einspritzdüsen<br />

… Ein Verbrenner hat 1400 Teile,<br />

ein E-Fahrzeug 200. Durch die Umstellung<br />

der Antriebsart sind ganze<br />

Lieferketten bedroht. Aber eine andere<br />

Sache ist noch gefährlicher …<br />

Der entscheidende Vorteil der deutschen<br />

Autoindustrie ist in Gefahr:<br />

ihre Exzellenz in Sachen Antrieb.<br />

Der Clou beim E-Auto ist die Batterie.<br />

Und die kann man in Deutschland<br />

aktuell schlechter als bei der<br />

Konkurrenz etwa in China oder den<br />

USA. Während man in Deutschland<br />

Fahrwerksingenieure im Schnellverfahren<br />

zu Batterie-Entwicklern umschult,<br />

hat man andernorts Fachkräfte,<br />

die sich ein Arbeitsleben lang mit<br />

Batterien beschäftigen.<br />

Und es handelt sich nicht um die einzige<br />

Entwicklung, die man verschlafen<br />

hat. Auch die Digitalisierung und<br />

Vernetzung des Autos gilt nicht als<br />

Spitzengebiet deutscher Hersteller.<br />

Nicht zuletzt, weil man in Sachen<br />

IT und Informatik im ganzen Land<br />

hinterher ist. In Deutschland gibt es<br />

mehrere Autokonzerne der globalen<br />

Spitzenklasse, aber keinen einzigen<br />

der ganz großen Tech-Giganten. Die<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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