Allgäuer Wirtschaftsmagazin_Ausgabe 4_2022
Der TT Verlag mit Sitz in Kempten veröffentlicht jedes Jahr 6 Ausgaben des Allgäuer Wirtschaftsmagazin plus Sonderausgaben. Pro Ausgabe erreicht die Publikation ca. 50.000 Leser aus dem bayerischen und württembergischen Allgäu. Der Schwerpunkt liegt auf regionale Themen und Unternehmen - ohne die große weite Welt außer Acht zu lassen.
Der TT Verlag mit Sitz in Kempten veröffentlicht jedes Jahr 6 Ausgaben des Allgäuer Wirtschaftsmagazin plus Sonderausgaben. Pro Ausgabe erreicht die Publikation ca. 50.000 Leser aus dem bayerischen und württembergischen Allgäu. Der Schwerpunkt liegt auf regionale Themen und Unternehmen - ohne die große weite Welt außer Acht zu lassen.
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Experten in ihrem Fachbereich, hielt<br />
anschließend der sogenannte „Achiever“<br />
Einzug in die Führungsriege. Statt Macht<br />
durch Fachwissen zu demonstrieren, gibt<br />
der Achiever ein strategisches Ziel vor:<br />
„Diese Führungskräfte stecken das Ziel,<br />
geben das Go und erwarten, dass alle in die<br />
genannte Richtung rennen. Mit vielen Kontrollschleifen<br />
und Überzeugungsarbeit<br />
sichern sie, dass das Ziel tatsächlich erreicht<br />
wird.“ Dieser in den letzten 30 Jahren dominierende<br />
Führungsstil sei heute als Antwort<br />
auf die veränderten Bedingungen allerdings<br />
kaum mehr geeignet, so Stopper.<br />
Agile Denkweisen sind gefragt<br />
Agiles Führen erfordert ein anderes<br />
Selbstverständnis, eine andere Haltung der<br />
Führungspersönlichkeit. Agile Führungskräfte<br />
sind nicht mehr Hauptdarsteller,<br />
sondern Regisseure – eine komplett andere,<br />
aber sehr wichtige Rolle. Als größtes<br />
Hindernis auf dem Weg zum agilen Unter-<br />
Heidi Stopper, Coaching & Beratung<br />
BILD: DHBW<br />
„Unsere Haltung entscheidet! Sie ist ein<br />
Realitätsfilter und entscheidet, was<br />
wir wahrnehmen, und bestimmt<br />
unsere Chance auf Problemlösung.“<br />
nehmen sieht Stopper die mit dem Rollenwechsel<br />
verbundenen schwierigen Emotionen<br />
und damit Bereiche, an die die meisten<br />
Führungspersönlichkeiten sich gar nicht erst<br />
herantrauen. Im Gespräch mit Chefs und<br />
Chefinnen ginge es daher um das Nadelöhr<br />
aus Unsicherheit und Angst, durch das diese<br />
Menschen zunächst hindurchmüssten. „Wer<br />
sich zur agilen Führungskraft weiterent-<br />
wickeln möchte, muss sich seinen Ängsten<br />
stellen, der Angst vor Bedeutungslosigkeit,<br />
vor Kontroll verlust oder der Versagensangst“,<br />
beschreibt sie. Denn der neue Führungsstil<br />
erfordere Menschen, die als „Catalyst“ auftreten:<br />
Sie liefern eine inspirierende Vision und<br />
ar beiten mit einem Team aus klugen Köpfen<br />
daran, das Ziel zu erkennen und zu<br />
er reichen. Dabei sind sie nicht mehr Tonangeber,<br />
die andere überzeugen, sondern vor<br />
allem Prozesssteuerer. Sie verstehen sich als<br />
Servant Leader, also dienende Führungskraft.<br />
Als Unterstützer, um die Mitarbeitenden<br />
nach ihren Stärken einzusetzen und zu entwickeln:<br />
„Der Catalyst hinterfragt, hört zu<br />
und versucht erstmal, zu verstehen. Er setzt<br />
auf Verstand, Emotionen und Instinkt statt<br />
auf die reine Logik. Dieser Führungsstil ist<br />
partizipativ und erlaubt Multiperspektivität.“<br />
Organisation im Unternehmen verändern<br />
Besonders positiv am agilen Führungsstil sei<br />
es, so Heidi Stopper, dass dieser eine Kultur<br />
von Diversität und Innovation fördere, weil<br />
gerade die unterschiedlichen Denkansätze<br />
wichtig für den Erfolg des Unternehmens<br />
seien: „Es geht nicht mehr darum, andere<br />
von meiner Meinung zu überzeugen, sondern<br />
Unsicherheit auszuhalten und Widersprüche<br />
zu akzeptieren“, so die Expertin. Sie<br />
plädiert für vertikales Lernen, also dafür,<br />
dass Führungskräfte ihre Denk- und<br />
Handlungslogiken erweitern, um besser mit<br />
Komplexität und Dynamik, den eigenen<br />
schwierigen Emotionen und mit ihren Mitarbeitenden<br />
umgehen zu können.<br />
Managementcoach, Volljuristin und<br />
ehemaliger MDAX-Vorstand<br />
Professorin Heidi Stopper war selbst viele<br />
Jahre als international tätige Führungskraft<br />
aktiv – zuletzt als Vorstand im MDAX. Die<br />
Volljuristin hat einen Master in Organisational<br />
Development und ist Professorin für<br />
Leadership und Organisational Behavior.<br />
Als ausgebildeter und zertifizierter Coach<br />
arbeitet sie mit Vorständen und Geschäftsführern<br />
unterschiedlicher Branchen. Heidi<br />
Stopper hat Beiträge in zahlreichen Publikationen<br />
veröffentlicht und wurde vom Handelsblatt<br />
als „Rolemodel“ ausgezeichnet.<br />
Meike Winter<br />
4 | <strong>2022</strong><br />
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