Allgäuer Wirtschaftsmagazin_Ausgabe 4_2022

Dr. med. Markus Tietze,
Chefarzt Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie,
Leiter Zentrum für Schilddrüsenchirurgie
Dr. med. Harald Wolf,
Oberarzt Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
richtigen Menge: für das Wachstum unserer
Organe, für die Knochen- und Gehirnentwicklung,
und sie steuern unseren Energiestoffwechsel.
Produziert unsere Schild drüse
zu wenig der Schilddrüsenhormone T3 und
T4, sind wir auffällig müde, antriebslos, kälteempfindlich,
nehmen zu. Auch die Autoimmunerkrankung
Hashimoto-Thyreoiditis
zeigt diese Symptome und erzeugt letztendlich
eine Unterfunktion.
Dr. Wolf: Produziert die Schilddrüse dagegen
zu viel Hormone, sind wir auffällig
nervös und unruhig, verlieren Gewicht,
haben einen schnellen Puls. Überfunktionen
können auch durch Jodmangel entstehen,
wenn bestimmte Regionen in der
Schilddrüse sich quasi selbstständig machen
und unablässig Hormone feuern.
Dann spricht man von sogenannten heißen
Knoten. Oder es handelt sich um die
Auto immunerkrankung Morbus Basedow.
AWM: Wie dürfen wir uns eine Schilddrüsen-OP
vorstellen?
Dr. Wolf: Wo möglich, operieren wir
minimalinvasiv. Je nach Größe der Knoten
ist das aber nicht immer möglich. Da
wir uns bei der Schilddrüse im Bereich
der Mikrochirurgie bewegen, tragen wir
wegen der feinen Gewebestrukturen
Lupenbrillen. Ein akustisches Signal
warnt uns, wenn wir in die Nähe der
Stimmbandnerven kommen. Gerade hier
kommt unsere Erfahrung und Routine
zum Tragen.
Dr. Tietze: Die Sonografie, also die hochmoderne
Ultraschalluntersuchung, die
wir im Vorfeld jeder OP nochmals durchführen,
zeigt sehr exakt alle entscheidenden
Kriterien. Darüber können wir auch
erkennen, wie hoch das Risiko einer bösartigen
Veränderung ist, falls keine Feinnadel-Punktion
zur Entnahme von Zellen
gewünscht wird. Die Szintigrafie, eine
nuklearmedizinische Untersuchung im
Vorfeld, zeigt, wie aktiv die Schilddrüse
ist. Heiße Knoten werden gelb oder rot
dargestellt, die sind also hyperaktiv, stellen
aber kein Krebsrisiko dar. Kalte Knoten
dagegen sind blau oder violett und
tragen zu drei bis zehn Prozent das Risiko
der Entwicklung von Krebs.
AWM: Und wie geht es nach der OP
weiter?
Dr. Tietze: Die frisch Operierten werden
24 Stunden lang intensiv überwacht, mobilisiert
und angeleitet. Danach können
die allermeisten wieder nach Hause gehen.
Wichtig ist, 14 Tage lang alles zu vermeiden,
was einen „dicken Hals“ verursacht.
Wir hatten mal eine Tuba-Bläserin,
die zwei Tage nach der OP wieder ihr Instrument
spielte. Das war keine gute Idee.
Wir haben die Nachblutungen aber rasch
stoppen können.
AWM: Das hört sich nach einem guten
Ende an. Vielen Dank Ihnen beiden
für das informative Gespräch.
Sigrid Leger
Klinikverbund Allgäu gGmbH
Zentrum für Schilddrüsenchirurgie
Mindelheim
Bad Wörishofer Straße 44
87719 Mindelheim
Telefon 08261 797-7625
Chirurgie-mn@klinikverbund-allgaeu.de
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