Allgäuer Wirtschaftsmagazin_Ausgabe 4_2022

Jodmangel vorbeugen
Chefarzt Dr. med Markus Tietze (re.) mit den Oberärzten Dr. Harald Wolf, Dr. Gerhard Piel, Dr. Georg Aumann (v.l.n.r.)
Jodmangel haben. Vor allem Fertiggerichte
erhalten meist kein jodiertes Salz.
Dr. Tietze: Vor allem schwangere und stillende
Frauen und alle, die sich vegan oder
salzarm ernähren und durch Sport intensiv
schwitzen, sollten auf die von der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung empfohlene
Jodzufuhr von täglich 230 Mikrogramm
für diese Gruppe achten.
AWM: Sprechen wir über Ihr Zentrum
für Schilddrüsenchirurgie hier
in Mindelheim. Was für Vorteile hat
es, sich bei Problemen in Ihrer speziellen
Schilddrüsen-Sprechstunde
vorzustellen?
Dr. Tietze: Chirurgische Eingriffe an der
Schilddrüse zählen zu den anspruchsvollsten.
Sie erfordern viel Erfahrung und Routine.
Wir beide konzentrieren unsere chirurgische
Expertise seit 2013 und operieren
inzwischen pro Jahr 80 bis 90 Schilddrüsen.
Tendenz steigend. Während die Komplikationsrate
laut Literatur bei 1 Prozent liegt,
kommen wir hier auf nur 0,3 Prozent. Das
liegt unter anderem daran, dass wir grundsätzlich
zurückhaltend und wenn, dann
funktionserhaltend operieren und eng vernetzt
sind mit Hausärzten und niedergelassenen
Fachärzten. Während der OP stimulieren
wir die Stimmbänder und überprüfen
akustisch deren Lage. Denn diese sowie die
Nebenschilddrüsen dürfen nicht verletzt
werden. Hier in Zentrum für Schilddrüsenchirurgie
operieren deshalb ausschließlich
Oberarzt Dr. Harald Wolf und ich an
der Schilddrüse.
AWM: In welchen Fällen raten Sie
denn zu einem chirurgischen Eingriff?
Dr. Wolf: Bei rund einem Drittel der Besucher
unserer Schilddrüsen-Sprechstunden
empfehlen wir keinen chirurgischen Eingriff.
Unterfunktionen der Schilddrüse –
wenn also zu wenig Schilddrüsenhormone
produziert werden – lassen sich medikamentös
sehr gut behandeln, sofern ein
Krebsrisiko ausgeschlossen ist. In den meisten
Fällen mit OP-Empfehlung liegt entweder
eine vergrößerte, gutartige Schilddrüse
vor, die ein Druckgefühl, Atem- oder
Schluckbeschwerden macht, oder ein sogenannter
kalter Knoten mit Krebsverdacht,
90 Prozent aller gutartigen Erkrankungen
der Schilddrüse sind durch
Jodmangel bedingt. Um Jodmangel
vorzubeugen,
• verwenden Sie jodiertes Speisesalz
• essen Sie 1 – 2 Mal pro Woche
Meeresfisch oder Meeresfrüchte
• ernähren Sie sich ausgewogen mit
Milch, Milchprodukten, Eiern und
Gemüse
• essen Sie jodhaltige pflanzliche
Lebensmittel: Cashewkerne, Lauch,
Spargel, Feldsalat, Kartoffeln
Jodmangel lässt sich einfach über eine
Blutuntersuchung erkennen, dazu wird
der sogenannte TSH-Wert bestimmt.
also veränderten Gewebestrukturen, die
bösartig werden könnten.
AWM: Machen denn Unter- und
Überfunktionen unterschiedliche Beschwerden?
Dr. Tietze: Ja. Arbeitet eine Schilddrüse,
wie sie soll, dann regelt sie in Zusammenspiel
mit unserem Gehirn die Produktion
der Schilddrüsenhormone selbstständig.
Diese brauchen wir immer in genau der
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