Editorial - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“<br />
Hieraus können wir ersehen, daß der Autor seinen Worten sofort Taten<br />
folgen lassen will. Aber er kennt die Vorsicht seines Verlegers Hinstorff<br />
in geldlichen Dingen nur zu genau. Schon oft hatte es dort zähe<br />
Verhandlungen zwischen Autor <strong>und</strong> Verleger gegeben. Nicht nur als<br />
„Esel“ hatte Reuter ihn oft bezeichnet, in einem Brief an Richard Schröder<br />
nennt er ihn auch einen „Nusselpeter“. 14 Der Vorschlag Reuters,<br />
die Finanzierung eventuell selbst zu übernehmen, basiert wahrscheinlich<br />
nicht nur auf seiner Begeisterung <strong>für</strong> die Pietsch’schen Zeichnungen,<br />
sondern sicher auch auf seiner Einsicht, daß Pietsch ja nicht<br />
umsonst arbeiten kann <strong>und</strong> seinen <strong>und</strong> den Lebensunterhalt seiner<br />
kinderreichen Familie bestreiten muß. Wie es einem Menschen geht,<br />
der von der Hand in den M<strong>und</strong> lebt, weiß Fritz Reuter aus eigener<br />
bitterer Erfahrung. Aus einem Brief Reuters an Pietsch erfahren wir,<br />
welche Bilder er<br />
„<strong>für</strong> die gelungensten halte: Strull mit den beiden Inspektoren; Frida<br />
mit den beiden Halunken; die Bostonpartie; Bräsig als Redner;<br />
Gottlieb bei der Erbsenschüssel; der Tod des Pastors; Hawermann,<br />
die Tochter vorstellend; Hawermann mit Axel <strong>und</strong> viele, viele andere.“<br />
15<br />
Die Frau Pastorin allerdings wünscht er sich „frischer <strong>und</strong> r<strong>und</strong>er“. 16<br />
So arbeitet er von Anfang an mit Pietsch zusammen, zum größten Teil<br />
anerkennend <strong>und</strong> lobend, aber auch Änderungswünsche anmeldend.<br />
Sie schließen eine enge Fre<strong>und</strong>schaft, <strong>und</strong> bald sind die beiden auf<br />
Duz-Fuß.<br />
Hinstorff hat sich überreden lassen <strong>und</strong> hat dann doch 1865 die schöne<br />
dreibändige von Pietsch illustrierte Ausgabe der „Stromtid“ hergestellt,<br />
nachdem er anfänglich nichts davon wissen wollte. Reuter<br />
schreibt am 19.8.1864 an Julian Schmidt mit der Bitte,<br />
„Pietsch zum Weiterzeichnen unter allen Umständen zu veranlassen,<br />
gleich gut, ob er sich mit Hinstorff geeinigt hat oder nicht. Ich will<br />
selbst die Sache übernehmen <strong>und</strong> wenn Pietsch Geld braucht – sei<br />
es zur Reise nach Mecklenburg oder zu anderen Zwecken –, so soll<br />
er mir nur schreiben, ich werde ihm seine Arbeiten umgehend bezahlen<br />
<strong>und</strong> später mit Hinstorff mich arrangieren.“ 17<br />
<strong>und</strong> an Pietsch selbst:<br />
„Solltest Du Dich wider Erwarten mit Hinstorff nicht einigen, so wiederhole<br />
ich, daß ich dann vor den Riß trete“. 18<br />
18