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Editorial - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...

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DAVIS – Die erste illustrierte Ausgabe der „Stromtid“<br />

Auch die Berliner Graveure beschweren sich bei Pietsch über das<br />

Nicht-Eintreffen ihres ihnen geschuldeten Geldes, <strong>und</strong> Pietsch sieht<br />

sich gezwungen, Hinstorff des längeren zu erklären, daß das Schneiden<br />

<strong>für</strong> den Druck doch erst einmal u.a. den Kauf des geeigneten Holzes<br />

nötig mache, welches Worms besorgt hatte.<br />

„Worms sagt mir, Sie weigerten sich, das von ihm fre<strong>und</strong>lichst besorgte<br />

Holz ihm zu ersetzen? Ich verstehe das nicht recht. Stets doch<br />

liefert der Verleger mir das Holz, so zahllose Blöcke ich auch schon<br />

bezeichnete, <strong>und</strong> wenn Worms gefällig genug ist, uns das beste Holz<br />

heranzuschaffen [...] kann er doch unmöglich da<strong>für</strong> mit der Bezahlung<br />

des Tischlers aus seiner Tasche belohnt werden?“ 21<br />

Im allgemeinen ist in den erhaltenen Briefen sehr klar die generelle<br />

persönliche Haltung von Pietsch gegenüber Hinstorff ersichtlich. Theodor<br />

Storm, dem Pietsch zu seiner damals sehr populären Novelle „Immensee“<br />

schon Illustrationen geliefert hatte, hatte ihm ja doch bestätigt,<br />

daß seine Zeichnungen von hoher Qualität sind. Durch Reuters<br />

große Begeisterung weiß Pietsch, daß seine „Stromtid“-Zeichnungen<br />

nicht nur gut, sondern auch außerordentlich gut getroffen sind. An<br />

Storm schreibt Pietsch am 22.12.1864:<br />

„Wie sehr wünscht’ ich Dir meine Holzzeichnungen zur Stromtid zu<br />

zeigen; ich habe nie etwas Besseres gemacht, <strong>und</strong> die Wirkung hier<br />

auf die Menschenherzen ist eine mich wahrhaft beglückende. Walte<br />

nun ein guter Stern über den Schnitt!“ 22<br />

Gleichzeitig ist er sich aber der Tatsache sehr wohl bewußt, daß seine<br />

geldliche Entlohnung letztendlich aus der Kasse von Hinstorff kommen<br />

muß, <strong>und</strong> es schleicht sich in seinen Schreibstil auch etwas sehr<br />

Höflich-Devotes ein, so daß sich eine etwas seltsam anmutende stilistische<br />

Mischung ergibt: selbstbewußt-devot, ein Oxymoron, aber hier<br />

sehr zutreffend. Das Tauziehen mit Hinstorff geht Pietsch dann doch<br />

auf die Nerven, <strong>und</strong> so lehnt er es am Ende ab, die geplante Ausgabe<br />

der „Franzosentid“ zu illustrieren. Auch sein Ton hat sich nun geändert.<br />

„Nicht im Traum fällt es mir noch ein den Wunsch zu hegen noch<br />

andere Werke Reuters <strong>für</strong> Sie zu illustriren oder gar Vorarbeiten dazu<br />

zu machen. Nach den letzten Erfahrungen habe ich vollständig genug<br />

davon.“ 23<br />

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