MAGNIFICAT_2023_November

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Mittwoch, 29. November · Eucharistie
Deutet man die Schriftzeichen als Verben, so ergibt sich eine
weitere Sinnebene: gezählt, gezählt, gewogen und zerteilt. So
liest Daniel, der junge jüdische Weise in Babylon, die unheimliche
Schrift an der Wand des königlichen Festsaals, die der König
nicht zu entziffern vermag. Er wird kalkweiß wie die Wand.
Seine Fachleute scheitern an der Aufgabe. Sie wissen nicht, was
geschrieben steht. Sie fühlen sich ja auch so sicher, so überlegen,
so stark. Die Droge Macht birgt Risiken und Nebenwirkungen,
und zwar für alle. Führer wie Geführte macht sie blind und
dumm. Für den Gewaltherrscher, der auf nichts und niemanden
Rücksicht nimmt, wie sein selbstherrlicher, sein blasphemischer
Umgang mit den aus dem Jerusalemer Tempel geraubten goldenen
und silbernen Gefäßen zeigt – sie geben dem Fest den
besonderen Kick –, kommt die Lesehilfe zu spät. Sein Schicksal
ereilt ihn noch in derselben Nacht, so erzählt es das Daniel-
Buch. Wir dagegen, Leserinnen und Leser aller Zeiten, haben
eine echte Chance. Die Bibel ist die Fibel. Die Schrift lehrt uns
lesen. Sie lehrt uns, uns nicht benebeln zu lassen; nicht von der
Übermacht, nicht von gefühlter Machtlosigkeit. Mit der Schrift
können wir lernen, die Schrift an der Wand zu lesen. Damit es
nicht kommt, wie es kommen muss.
Antwortpsalm Dan 3, 62–67
Preist den Herrn, Sonne und Mond. *
Kehrvers: Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Preist den Herrn, ihr Sterne am Himmel. *
Kehrvers: Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Preist den Herrn, aller Regen und Tau. *
Kehrvers: Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Preist den Herrn, all ihr Winde. *
Kehrvers: Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Preist den Herrn, Feuer und Glut. *
Kehrvers: Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!