MAGNIFICAT_2023_November

Die Mitte erschließen 352
Die Interzessionen
Die gedenkende und dankbare Vergegenwärtigung von Gottes
Wirken in der Geschichte und besonders in Jesus Christus zielt
auf die sakramentale Vergegenwärtigung dieses Heilswirkens im
Mahl. Es geht dabei nicht nur um eine Vergegenwärtigung des
„Vergangenen“, sondern auch des noch ausstehenden „Zukünftigen“,
der Vollendungsgestalt der Königsherrschaft Gottes in der
Wiederkunft Jesu Christi. Die zukünftige Gestalt bezieht sich auf
die Kirche in ihrer Gesamtheit, wie anschließend an die Kommunionepiklese
entfaltet wird. Der dafür im Messbuch verwendete
Begriff „Interzessionen“ (etwa: „Eintreten für“) gibt das Gemeinte
unzureichend wieder. Es handelt sich immer um Bitten um
die Vollendung der verschiedenen Teile der Kirche, die in ihrer
irdischen Gestalt, in den Verstorbenen und in den Heiligen in den
Blick kommt.
Die Bitte für die sichtbare Kirche lautet im zweiten Hochgebet:
„Gedenke deiner Kirche auf der ganzen Erde und vollende
dein Volk in der Liebe, vereint mit unserem Papst N., unserem
Bischof N. und allen Bischöfen, unseren Priestern und Diakonen
und mit allen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind.“ Die
Reihung klingt zunächst wie eine Nennung kirchlicher Honoratioren.
Die Formulierung „und vollende dein Volk in der Liebe“
macht aber deutlich, dass es um eine Entfaltung der Kommunionepiklese
geht, die um die Einheit mit Christus und untereinander
bittet. Das dritte Hochgebet erweitert „und das ganze Volk deiner
Erlösten“, um deutlich zu machen, dass alle Getauften hier mitgemeint
sind, da sie die Kirche ausmachen.
Zu dieser gehören aber auch alle Verstorbenen, von denen
des Weiteren die Rede ist. Die ganze Kirche aus Lebenden und
Verstorbenen bittet um Einheit und Vollendung. Und schließlich
gehören zur Kirche nach katholischem Verständnis auch die Heiligen,
die diese Vollendung bereits erlangt haben.
Die Interzessionen machen in sprachlich-symbolischer Form
die Kirche aller Zeiten präsent. Sie bittet, durch die Christusbe-