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MAGNIFICAT_2023_November

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Mittwoch, 1. <strong>November</strong> · Homilie zu Allerheiligen<br />

rungsprogramm“ Jesu. Er aktualisiert die Tora nicht mit einer bloßen<br />

Beliebigkeit, sondern weil er der Sohn Gottes ist und in dieser<br />

Autorität sprechen kann. Jesus reiht sein Sprechen in die große<br />

und wertvolle Tradition des Judentums ein. Er spricht als Lehrer<br />

im Sitzen (vgl. V. 1). Sein Adressatenkreis besteht nicht nur aus<br />

frommen Juden, sondern es sind ebenso Nichtjuden anwesend.<br />

Entsprechend erinnern die Formulierungen an die weisheitliche<br />

Literatur des Alten Testaments. In Vers 3–10 verwendet Jesus die<br />

dritte Person Plural, wohingegen er in Vers 11 direkt die Hörer<br />

anspricht. Er stellt sie damit in den direkten Zusammenhang mit<br />

dem Schicksal der Propheten und bezieht dies auf diejenigen, die<br />

ihm nachfolgen.<br />

Mit dem „Regierungsprogramm“ ist klar: Jesus meint es ernst<br />

und der Weg der Nachfolge ist nicht einfach. Im Gegenteil. Er<br />

unterscheidet sich gerade darin von einem gewöhnlichen Leben,<br />

dass er Mühe und Kraft kostet. Warum sollte sich ein solcher Weg<br />

der Nachfolge lohnen? Die Zielperspektive ist klar: Es wird im<br />

Himmel belohnt werden! (vgl. V. 12).<br />

Vielleicht werden Sie jetzt denken: Die Seligpreisungen kann<br />

doch niemand erfüllen. Der Anspruch ist viel zu hoch und ich<br />

kann dem nicht nachkommen. Der Salzburger Theologe Gottfried<br />

Bachl schreibt einmal über den Glauben Jesu: „Jesus holt<br />

den Glauben dorthin, wo er allein sich sicher bewegen kann, auf<br />

das Seil, von der plattfüßigen Erde weg.“ (Gottfried Bachl, Der<br />

schwierige Jesus, 71) Wir können unser Leben nutzen, indem wir<br />

uns in die Haltung der Nachfolge einüben. Ich betone bewusst<br />

das Wort „Übung“; manchmal gelingt die Nachfolge gut und es<br />

scheint leichtfüßig zu gehen; dann gibt es Momente, in denen es<br />

unfassbar schwerfällt.<br />

Wenn wir in diesem Jahr auf dem Friedhof sind, erinnern wir<br />

uns an die Glaubensgeschichten der Menschen, die gegangen<br />

sind. Wir haben die Hoffnung, dass sich unser Leben einst erfüllen<br />

wird und wir Jesus schauen dürfen. Diese Hoffnung wünsche<br />

ich Ihnen in diesem Jahr zum Allerheiligenfest. Der Friedhof ist<br />

uns ein Ort der hoffenden Erinnerung.

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