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vgbe energy journal 11 (2022) - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat

vgbe energy journal - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 11 (2022). Technical Journal of the vgbe energy e.V. - Energy is us! NOTICE: Please feel free to read this free copy of the vgbe energy journal. This is our temporary contribution to support experience exchange in the energy industry during Corona times. The printed edition, subscription as well as further services are available on our website, www.vgbe.energy +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

vgbe energy journal - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat.
Issue 11 (2022).
Technical Journal of the vgbe energy e.V. - Energy is us!

NOTICE: Please feel free to read this free copy of the vgbe energy journal. This is our temporary contribution to support experience exchange in the energy industry during Corona times. The printed edition, subscription as well as further services are available on our website, www.vgbe.energy

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Betriebsauswuchten als Maßnahme zur Optimierung des Dampfturbinenbetriebes<br />

Bild 2. Schäden im Bereich von Labyrinthdichtungen und Gleitlagern aufgrund hoher<br />

Schwingungsamplituden im Betrieb, aber auch im Hoch- Auslaufbetrieb.<br />

Turbosatzes im Leistungsbetrieb oder bei bestimmten<br />

Betriebszuständen zu reduzieren.<br />

Wie schon an <strong>and</strong>erer Stelle beschrieben ist<br />

das Schwingungsverhalten der wichtigste<br />

Indikator für den Zust<strong>and</strong> des „rotating<br />

equipments“ [1]. So wird ein Laufverhalten<br />

mit niedrigen und gut reproduzierbaren<br />

Amplituden mit geringem Verschleiß und<br />

einem allgemein guten Zust<strong>and</strong> von Turbine,<br />

Getriebe und Generator in Zusammenhang<br />

gebracht.<br />

Ein Laufverhalten mit hohen Amplituden an<br />

einzelnen Messstellen oder gar über den gesamten<br />

rotierenden Strang führt <strong>of</strong>t zu Schäden<br />

an der Maschine, aber auch an der Peripherie<br />

der Turbinenanlage. Um nur einige<br />

Beispiele zu nennen, können beschädigte<br />

Dichtbereiche, zerstörte Gleitlager und Lagerfixierungen<br />

oder gar katastrophale Wellenrisse<br />

Folgen von dauerhaft hohen Schwingungsamplituden<br />

sein (B i l d 2 ). Aber auch<br />

die Auswirkungen auf die Peripherie des<br />

Turbostrangs sind nicht zu unterschätzen. So<br />

konnte der Verfasser kürzlich an der sogenannten<br />

Laterne bzw. dem Antrieb der Stellventile<br />

einer MD-Teilturbine, Amplituden<br />

von über 100 mm/srms messen. Wenn solche<br />

Amplituden und deren Wirkungen über<br />

Monate zugelassen werden, ist fast zwangsläufig<br />

mit Beschädigungen am Ventilsitz,<br />

Spindel oder Führung des Stellventils zu<br />

rechnen.<br />

Eine häufige Motivation für die Reduzierung<br />

der Schwingungsamplituden stellt die<br />

Einhaltung von bestimmten Schwingungsgrenzwerten<br />

dar. Diese Grenzwerte, deren<br />

Überschreitung vermieden werden sollen,<br />

können aus verschiedenen Quellen und Annahmen<br />

entwickelt worden sein. Dazu gehören<br />

vertragliche Vereinbarungen, die zum<br />

Beispiel bei Revisionsarbeiten an der Gesamtanlage<br />

oder Einzelkomponenten (Modulrevision)<br />

vereinbart wurden, genauso,<br />

wie vereinbarte Schwingungsgrenzwerte<br />

bei Neubau oder Retr<strong>of</strong>it von Anlagen. Meist<br />

werden dabei die Zonengrenzwerte in den<br />

Anhängen der Normenreihe DIN ISO 20816-<br />

ff herangezogen. Leider wird die Bedeutung<br />

dieser Normen in der Diskussion <strong>of</strong>t nur auf<br />

diese Grenzwerte im Anhang der Normen<br />

reduziert. Dabei enthalten diese Normen<br />

viel mehr sinnvolle Anmerkungen zum<br />

Schwingungsverhalten, als nur die reinen<br />

Grenzwerte der wenig aussagekräftigen Gesamtschwingungswerte.<br />

Meist wurden an den Anlagen die Alarmgrenzen<br />

in der Leittechnik nach Vorgabe des<br />

Turbinenherstellers oder aus langjähriger<br />

Betriebserfahrung auf ein Niveau gesetzt,<br />

welches bei geänderten Betriebszuständen<br />

oder nach Anlagenmodifikation jetzt häufig<br />

überschritten wird. Oftmals geht es aber<br />

auch darum, einen störungsfreien Betrieb<br />

der Anlage bzw. die Verfügbarkeit sicher zu<br />

stellen, ohne das Risiko einzugehen, dass<br />

die Schwingungsschutzeinrichtung die Anlage<br />

bei Betrieb, im Hochlauf bzw. beim<br />

Durchfahren der kritischen Drehzahlen abschaltet.<br />

In Fällen, wenn das Schwingungsverhalten<br />

sich also mit der Zeit, nach einer Maßnahme<br />

oder durch geänderte Betriebsr<strong>and</strong>bedingungen<br />

geändert hat, wird <strong>of</strong>t schnell das<br />

Betriebsauswuchten als Abhilfemaßnahme<br />

genannt. Hierbei muss aber darauf hingewiesen<br />

werden, dass vor dem Betriebsauswuchten<br />

unbedingt eine Analysephase notwendig<br />

ist, um die eigentliche Ursache der<br />

Schwingungsveränderung einzugrenzen.<br />

Analyse! Unbedingt<br />

notwendig!<br />

Um eine solche Analyse des Schwingungsverhaltens<br />

zu gewährleisten, ist es notwendig<br />

zumindest zeitweise ein Schwingungsdiagnosegerät<br />

mit Anwendung der Ordnungsanalyse<br />

anzuschließen, oder besser auf eine<br />

vorh<strong>and</strong>ene, fest installierte Einrichtung<br />

zurück zu greifen.<br />

Aber warum ist es so wichtig eine Schwingungsdiagnoseeinrichtung<br />

zu verwenden?<br />

Warum reichen da nicht die umfangreichen<br />

In<strong>for</strong>mationen aus der Leittechnik?<br />

In der Leittechnik bzw. der Schwingungsschutzeinrichtung<br />

wird der sogenannte Gesamtschwingungswert<br />

angezeigt, der zwar<br />

ein gutes Maß für eine globale Sichtweise<br />

darstellt und für die Alarmierung bzw. Abschaltung<br />

der Anlage geeignet, für die Analyse<br />

vor einer Betriebsauswuchtung aber<br />

absolut untauglich ist.<br />

Eine geeignete, installierte Schwingungsdiagnoseeinrichtung<br />

ist in der Lage, das Gesamtschwingungssignal<br />

in seine Best<strong>and</strong>teile<br />

zu zerlegen und so klare Aussagen über<br />

die Ursache der Schwingungsamplitude zu<br />

geben. Diese Betrachtungsweise der einzelnen<br />

Anteile bezogen auf die jeweilige Frequenz<br />

stellt die frequenzselektive Analyse<br />

dar. Bezogen auf unser Hauptthema „Betriebsauswuchten“<br />

kann hieraus die wichtige<br />

In<strong>for</strong>mation gezogen werden, ob die<br />

Schwingungsamplituden an der betreffenden<br />

Anlage überhaupt auswuchtbar sind.<br />

Große Vorteile haben fest installierte Diagnosesysteme<br />

an der betreffenden Anlage,<br />

die die Daten bereits seit Jahren gesammelt<br />

haben und eine Erkennbarkeit signifikanter<br />

Abweichungen zu einem frühen Zeitpunkt<br />

ermöglicht. Wenn dieses Diagnosesystem,<br />

wie beispielsweise beim STUDIS-SE, über<br />

eine <strong>for</strong>tschrittliche Korrelationsrechnung<br />

und Langzeitspeicher der Daten verfügt,<br />

sind ideale Analysevoraussetzungen gegeben.<br />

Generell können nur Anteile mit der sogenannten<br />

1f (1x, 1n) drehharmonischen<br />

Drehfrequenz durch das Auswuchten beeinflusst<br />

werden. Als Beispiel kann nur der<br />

50 Hz Anteil der Schwingungsamplitude an<br />

einer Dampfturbine mit Nenndrehzahl<br />

3.000 1/min durch das Betriebsauswuchten<br />

beeinflusst bzw. reduziert werden. Alle <strong>and</strong>eren<br />

Anteile lassen sich durch eine Gewichtssetzung<br />

nicht beeinflussen! Aber welche<br />

<strong>and</strong>eren Anteile des Gesamtschwingungswertes<br />

könnten denn bei einer<br />

Dampfturbine betr<strong>of</strong>fen sein?<br />

In der Praxis können hohe Schwingungen<br />

durch Dampfanfachung, Mischreibung im<br />

Gleitlager (bis zur Zerstörung), sogenannte<br />

Ölinstabilitäten oder eine massiv gestörte<br />

Ausrichtung beobachtet werden. All diese<br />

Fehler oder Eigenschaften, die zum Teil<br />

kostspielige Schäden und lange Ausfallzeiten<br />

verursachen können, sind nicht durch<br />

das Betriebsauswuchten zu beeinflussen, da<br />

hier die 1f drehharmonischen Schwingungsanteile<br />

nur eine untergeordnete Rolle spielen.<br />

Wir müssen uns also bei der Relevanz für<br />

das Betriebsauswuchten auf Fehler konzentrieren,<br />

die sich im 1f drehharmonischen<br />

Anteil bemerkbar machen. Aber auch beim<br />

Vorliegen von 1f drehharmonischen Amplituden<br />

müssen Einschränkungen gemacht<br />

werden. Grundsätzlich sollte nur dann gewuchtet<br />

werden, wenn reproduzierbare<br />

Schwingungsamplituden vorliegen. Reproduzierbar<br />

heißt in diesem Falle, dass aus<br />

vergleichbaren Betriebsr<strong>and</strong>bedingungen<br />

immer sehr ähnliche Schwingungswerte resultieren.<br />

Noch dazu sollten diese Werte bei<br />

konstanten R<strong>and</strong>bedingungen auch auf stabilem<br />

Niveau bleiben. Wenn dies gegeben<br />

<strong>vgbe</strong> <strong>energy</strong> <strong>journal</strong> <strong>11</strong> · <strong>2022</strong> | 53

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