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DESTINATION Spanien<br />
Der Bauboom gilt als Stützpfeiler des spanischen Wirtschaftswachstums<br />
Im Namen<br />
des Gesetzes<br />
Über Jahrzehnte arbeiteten Bauunternehmer und Bürgermeister in Spanien<br />
einträglich zusammen – nun greift die STAATSANWALTSCHAFT stärker ein.<br />
lischen Hafen im Südwesten der beliebtesten<br />
Ferieninsel der Deutschen, Mallorca.<br />
Dort, wo die Yachten friedlich vor sich<br />
hinschaukelten, die Möwen munter nach<br />
Brotkrümeln fischten und die Mallorquiner<br />
sich gelassen an Sonne und Menschen erfreuten.<br />
Vor wenigen Monaten jedoch zogen<br />
dunkle Wolken über dem Urlauberparadies<br />
auf: Am 27. November drangen Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft ins örtliche Rathaus vor,<br />
beschlagnahmten kistenweise Ordner und<br />
führten schließlich Bürgermeister Eugenio Hidalgo<br />
von der konservativen Volkspartei (Partido<br />
Popular, PP) ab. Seither steht der Touristenort<br />
Port d’Andratx nicht mehr nur für<br />
Idylle und mediterranen Lebensstil, sondern<br />
auch für Korruption: Vergabe illegaler Baugenehmigungen,<br />
Geldwäsche und Annahme<br />
von Schmiergeldern in Millionenhöhe – so<br />
lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen<br />
den Politiker, der sich gerne in feinem<br />
Zwirn kleidete, teure Sportwagen fuhr und<br />
den Mann von Welt gab.<br />
ALLES IN EINEM. Eugenio Hidalgo ist kein<br />
Einzelfall. Er steht vielmehr exemplarisch für<br />
viele spanische Bürgermeister, die vom massiven<br />
Bauboom der vergangenen Jahrzehnte an<br />
der Mittelmeerküste profitierten. Hidalgo bekleidete<br />
nicht nur das Bürgermeisteramt der<br />
10.000-Seelen-Gemeinde. Der Politiker fungierte<br />
in Personalunion als Baustadtrat, Bauunternehmer<br />
und Bauträger. Da in Spanien<br />
die städtebauliche Kompetenz bei den Gemeinden<br />
liegt, akkumulierte sich in der Person<br />
Hidalgos die gesamte Macht über einen<br />
ganzen Landstrich. Als Bauunternehmer und<br />
Bauträger gab er Bauanträge ab, die er in seiner<br />
Funktion als Baustadtrat und Bürgermeister<br />
zusammen mit dem Stadtrat absegnete.<br />
Es ergab sich eine einträgliche Situation<br />
für ihn und seine Seilschaft. Doch die Gier<br />
nach mehr war nicht zu bändigen. Heute<br />
gleicht Port d’Andratx einer einzigen Baustel-<br />
le: ein Baukran reiht sich an den nächsten. Da<br />
alle Baugebiete belegt sind, nutzen die Bauträger<br />
mittlerweile steilste Hänge für den Bau der<br />
lukrativen Ferienhäuser. Selbst vor Landschaftsschutzgebieten<br />
machte die Gemeinde<br />
nicht halt. Da griff die Staatsanwaltschaft ein.<br />
Der Fall Port d’Andratx ist bei weitem<br />
noch nicht die Spitze des Eisbergs. Als Zentrum<br />
der Korruption gilt die Jetset-Hochburg<br />
Marbella. Dort nahm die Polizei Ende März<br />
2006 die Bürgermeisterin und 22 weitere<br />
Stadträte, Beamte und externe Berater in Gewahrsam.<br />
In dem Ort der Noblen und Schönen<br />
installierte der Ex-Baustadtrat und spätere<br />
Berater des Rathauses, Juan Antonio Roca,<br />
Foto: Project Photos Port d’Andratx stand bisher für einen idyl-<br />
94 TRAVEL ONE 7.3.2007