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war. Sie erzählte wie schreckliche Dinge sie im Laufe<br />

ihrer Arbeit mit Opfern mitanhören hatte müssen und<br />

das sie doch auch heute noch zutiefst schockiert wäre<br />

von dem, was ihr ihre Patientinnen ihr erzählen würden.<br />

"Meine Patientinnen haben oft noch Jahrzehnte nach<br />

der Tat mit den Folgen zu kämpfen. Die körperlichen<br />

Wunden verheilen zwar, aber die seelischen Wunden<br />

brechen immer wieder auf. Viele sind nicht in der Lage,<br />

ein normales Leben zu führen. Immer wieder wirft sie<br />

die Erinnerung an die Taten zurück.<br />

Manche Opfer begleite ich schon seit mehr <strong>als</strong> zwanzig<br />

Jahren."<br />

Ina dachte an einen bekannten französischen Philosophen,<br />

der die Psychotherapie <strong>als</strong> säkularisierte Form<br />

der Beichte bezeichnet hatte, aber auch <strong>als</strong> säkularisierte<br />

Form der Inquisition.<br />

Der Zweck der Beichte aber war die Bindung des Beichtenden<br />

an die Institution.<br />

Eine dauerhafte Absolution wurde nicht gewährt.<br />

Nach außen blickte sie die Psychotherapeutin mitfühlend<br />

und verständnisvoll an. Ina nickte verstehend. Sie<br />

lächelte. "Als Journalistin muss ich auch kritische Fragen<br />

stellen, sie werden das verstehen. Nun gibt es ja<br />

auch Betroffene die gerade ihre politischen Forderungen<br />

nach Strafverschärfung und mehr Überwachung<br />

ablehnen?"<br />

Auch Sylvia von Karstein nickte verständnisvoll. "Das<br />

Leid der Opfer ist unvorstellbar. So unvorstellbar, dass<br />

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