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gut ausgebildeten Lehrern und Stundenanteilen in der Stundentafel leidende Arbeitslehre<br />

kommt wie gerufen. Die Maßnahmenträger bestehen nicht auf den Nachweis didaktischer<br />

Qualifikation, man knüpft an die Zeit vor 300 Jahren an, als das zeitweise Mittun schon die<br />

ganze Bildung ausmachte.<br />

Wenn ein Schulfach Arbeitslehre räumlich und personell gut ausgestattet ist, außerdem einen<br />

angemessenen Anteil in der Stundentafel hat, kann mit ziemlicher Gewissheit folgendes garantiert<br />

werden:<br />

• Technische, wirtschaftliche und Hausarbeit bezogene Grundqualifikationen werden vermittelt,<br />

• Teamarbeit findet statt,<br />

• ökologische und sicherheitsrelevante Haltungen bilden sich heraus,<br />

• durch angeleitete Betriebspraktika und Erkundungen entsteht ein realistisches Bild der<br />

Arbeitswelt.<br />

Wenn z u s ä t z l i c h die Jugendlichen ein Angebot bekommen, an Beschäftigungsprogrammen<br />

teilzunehmen, ist das jedem freigestellt.<br />

Aber bitte nicht ein fachlich fundiertes und didaktisch durchdachtes<br />

Angebot der Schule namens Arbeitslehre gegen die Beliebigkeit<br />

der Maßnahmen von „Freien Trägern“ austauschen!<br />

Zum Schluss noch ein kurzer Hinweis auf die Erkenntnisse der Systemtheorie: Dort wurde<br />

stringent nachgewiesen, dass moderne Gesellschaften Komplexität reduzieren müssen. Sie tun<br />

dies, indem sich Subsysteme herausbilden, die genötigt sind, Grenzfestlegungen genau zu<br />

beachten. Das politische System kann wenig am Gesundheitssystem verändern, das Rechtssystem<br />

beharrt auf Autonomie, das Wirtschaftssystem verbittet sich Einmischungen und das<br />

Bildungssystem liefert viele Beweise für seine hermetische Geschlossenheit.<br />

Wenn jetzt scheinbar die Grenzen zwischen dem Bildungssystem und dem Wirtschaftssystem<br />

Löcher bekommen, muss man genauer hinsehen: Ein gut funktionierender Betrieb mit Vollbeschäftigung<br />

ist mitunter kaum dazu zu bewegen, Auszubildende aufzunehmen; selbst um<br />

Praktikumsplätze muss der Arbeitslehre-Lehrer geduldig werben. Betriebe sind binär codiert<br />

und Schulen auch. 2<br />

Die Lernorte außerhalb der Schule sind leider zumeist keine „echten“ Betriebe, sondern<br />

„Maßnahmen“, und es bleibt wissenschaftlichen Untersuchungen vorbehalten, deren Effizienz<br />

nachzuweisen.<br />

2<br />

Niklas Luhmann hat gezeigt, dass alle gesellschaftlichen Subsysteme letztlich binär codiert sind. Das<br />

Rechtssystem muss zwischen Recht und Unrecht entscheiden, das politische System kann Macht ausüben<br />

oder wird daran gehindert, das Gesundheitssytem interessiert krank oder nicht krank (was Gesundheit<br />

ist, bleibt offen), das Wirtschaftssystem kennt in letzter Konsequenz nur zahlungsfähig oder<br />

nicht zahlungsfähig, und die binäre Codierung des Bildungssystems lautet Abschluss erreicht oder<br />

nicht erreicht. Was Bildung ist, bleibt offen – auch nach PISA.<br />

Niklas Luhmann: Zweckbegriff und Systemrationalität, 1. Auflage Tübingen 1973, ders.: Die Realität<br />

der Massenmedien, Opladen 1996, insbesondere: S. 32 ff „Codierung“, ders.: Ökologische Kommunikation,<br />

Opladen 1990, insbesondere: S. 75 ff „Binäre Codierung“.<br />

Forum Arbeitslehre Heft 1 - November 2008 8

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