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Die Förderschule hat Arbeitslehre zu Schülerbetrieben umfunktioniert, was manchmal den
Schülern sogar weiter hilft. Ein systematisch entwickeltes Bildungsangebot, wie es die Arbeitslehre
inzwischen darstellt, können Schülerbetriebe nicht ersetzen.
Die Hauptschule sollte an der Arbeitslehre genesen - ist sie nicht, weil zuwenig gut ausgebildete
Arbeitslehre-Lehrer dort arbeiten und weil so genannte Hauptfächer, selbst für den Preis,
dass Schüler ihretwegen lieber schwänzen, auch der Hauptschule oktroyiert werden. Mathematik
und Deutsch lernt man auch in anderen Kontexten als in den gleichnamigen Fächern.
In vielen Gesamtschulen war und ist Arbeitslehre eine Erfolgsgeschichte. Viele Schüler, die
später die Oberstufe der Gesamtschule mit dem Abitur abschlossen, entwickelten ihren Lerneifer
und ihre Freude an Unterricht in den Arbeitslehre-Werkstätten. Jetzt sind auch die Gesamtschulen
genötigt, ein Schulprofil vorzuweisen und da ist Arbeitslehre nicht öffentlichkeitswirksam
genug – die Schulen setzen dann auf „Spanisch“ oder „Informatik“, was zur
Austrocknung von Arbeitslehre führt, aber die knapper gewordenen Gesamtschuleltern ins
Schulgebäude lockt.
Arbeitslehre und Realschule 18
Doch jetzt zum eigentlichen Thema: Kenner der Szene wissen, dass sich die Realschule seit
Anfang der 1970er Jahre mit Arbeitslehre schwer tat. Die Arbeitslehre war zuerst ein Hauptschulfach,
also für die Realschule stigmatisiert und sie war niemals ein Gymnasialfach, was
die Seelenverwandtschaft mit dem großen Vorbild stören musste. Dass der Name Realschule
vielleicht zum ersten Mal durch Arbeitslehre seinen Wortsinn hätte gewinnen können, blieb
unbemerkt. In Zehlendorf gibt es eine Realschule, die – eingekreist von lauter Gymnasien –
niemals eine Werkstatt haben wollte. Da muss man den nach der Wende aufblühenden Realschulen
im Ostteil der Stadt bescheinigen, dass sie zumindest in den ersten Jahren keinerlei
Berührungsängste zur Arbeitslehre hatten. Mehr als zwanzig Jahre bot die Realschule in Berlin
bis zu fünf Wahlpflichtbereiche an, die der Kürze halber von A bis E durchnummeriert
waren. Hinter den Buchstaben verbarg sich das „deutschkundlich – musische“ Angebot, das
„mathematisch – naturwissenschaftliche“ usw. Hinter „E“ wie Esel verbarg sich Arbeitslehre.
Wie schon gesagt, einige Realschulen haben niemals ein Wahlpflicht Kursangebot Arbeitslehre
gemacht, sondern plagten sich mit den wenigen Pflichtstunden, die Berufsorientierung genannt
werden, aber zur Arbeitslehre gehören. Entgegen schulaufsichtlicher Bestimmung versuchten
viele Realschulen das Wort Arbeitslehre auf dem Zeugnis zu meiden und schrieben
„Berufsorientierung“.
Die neue Zeit bescherte den Schulen neue Freiheiten. Mathematik, Deutsch und Englisch
kann man nicht abschaffen oder wenigstens kürzen, aber die Arbeitslehre steht zur Disposition.
Wir greifen mal eine Schule heraus: die Georg-Weerth-Realschule in Friedrichshain -
Kreuzberg. Die Kollegen dort werden es uns nicht übel nehmen, denn sie sind keineswegs in
der Realschulszene eine Besonderheit, was Arbeitslehredistanzierung angeht.
Die Georg-Weerth-Realschule hat an Stelle von Arbeitslehre ein Fach „Wirtschaft /Unternehmensführung“
kreiert. Der Namenspatron der Schule, ein junger Vormärzdichter und Verbündeter
der Arbeiterschaft, suchte die Bekanntschaft von Friedrich Engels in Großbritannien und
Karl Marx in Frankreich. Er hinterließ ein Romanfragment, in dem ein Arbeiter - zu damali-
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Siehe auch die Beiträge in Heft 18, Juni 2005 des Arbeitslehre-Journals: Wolfgang Schwarz: Die
Realschule ohne Arbeitslehre verliert ein Stück Realitätsbezug. Reinhold Hoge: Mutiert die Gesamtschule
zur Realschule? Günter Eisen/Simone Knab: Für einen Großteil der Arbeitslehrestudenten entfällt
ein Tätigkeitsfeld: die Realschule.
Forum Arbeitslehre Heft 1 - November 2008 43