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Um die immensen Kosten der Verlegung des Kabels decken zu können, wurde eine neue Gesellschaft<br />
gegründet, die Atlantic <strong>Tel</strong>egraph Company. Cyrus Field und seinen Geschäftspartnern<br />
gelang es in wenigen Wochen, Investoren mit insgesamt <strong>35</strong>0 000 Pound Sterling zu gewinnen.<br />
Anfang 1857 begann die Produktion des Seekabels. Ende Juli übernahmen die Marineschiffe<br />
USS Niagara (USA) und HMS Agamemmnon (GB) jeweils 1300 sm Kabel. Am 5.<br />
August wurde das Ende des Kabels an der nördlichen Küste von Valentia Island verankert<br />
(Valentia Harbour) und das Verlegen begann. Schon nach 5 Meilen verfing sich das Kabel in<br />
der Schiffsschraube und brach. Der Schaden konnte schnell behoben werden, doch am sechsten<br />
Tag brach das Kabel auf Grund einer Fehleinschätzung des diensthabenden Ingenieurs<br />
erneut - er befürchtete, dass das Kabel zu schnell ablaufen würde und bediente die Bremse,<br />
die schlagartig das Kabel blockierte. 380 Meilen Kabel lagen auf dem Meeresgrund. Die<br />
Coupletsänger spotteten in den Varietés über dieses Unglück: „Pay it out. Oh! Pay it out./ As<br />
long as you are able;/ For if you put the darned brakes on/ Pop goes the cable.“ 6 (Leg aus, oh,<br />
leg aus, so lange du kannst, denn wenn du die verdammte Bremse anziehst, verschwindet das<br />
Kabel.)<br />
4. Transatlantisches Kabel II<br />
Weitere 700 Meilen Kabel wurden produziert, antiblockierende Bremsen eingebaut und ein<br />
neuer Anlauf unternommen. Am 25. Juni 1858 trafen sich die beiden schon erwähnten Schiffe<br />
genau in der Mitte zwischen Irland und Neufundland, an Bord eines jeden Schiffes 1 300<br />
Meilen Kabel. Die Enden wurden verspleißt und beide Schiffe machten sich in entgegengesetzter<br />
Richtung auf den Weg. Nach <strong>40</strong> Meilen war erneut Schluss: Kabelbruch. Beide Schiffe<br />
kehrten nach Irland zurück. Da immer noch genügend Kabelreserven an Bord waren, wurde<br />
am 29. Juli 1858 wieder in der Mitte des Atlantiks mit der Prozedur begonnen. Dabei wurde<br />
durch das Kabel <strong>Str</strong>om geleitet, so dass jederzeit festgestellt werden konnte, ob die Leitung<br />
intakt war.<br />
Nach zwei weiteren Anläufen, bei denen 80 bzw. 200 Meilen Kabel verloren gingen, erreichte<br />
die Niagara am 5. August1858, nach 1 016 Meilen verlegten Kabels, die Küste Neufundlands,<br />
die Agamemnon wenig später Valentia Harbour. Die Tests verliefen erfolgreich und am<br />
16. August wurde die Verbindung mit der Botschaft „Glory to God in the highest, and on<br />
earth, peace, goodwill towards men.” eingeweiht. Cyrus Field wurde in New York wie ein<br />
Held empfangen. Die Freude währte nicht lange. Offensichtlich hatte die Guttapercha-<br />
Isolierung dem Seewasser und dem Druck nicht Stand gehalten. Allerdings wird auch kolportiert,<br />
der verantwortliche Ingenieur in der Kopfstation habe eine zu hohe Spannung angelegt.<br />
Wieder war eine unvorstellbar große Geldsumme vernichtet und es war schön, dieses nicht<br />
der fehlenden Beherrschung der Technik, sondern dem fehlbaren Mensch zuzuschreiben.<br />
Aber: Es war bewiesen, dass ein rund 2000 Meilen langes Seekabel angefertigt und verlegt<br />
werden konnte, dass das <strong>Tel</strong>egrafen-Plateau als Untergrund geeignet ist, dass verlässliche<br />
<strong>Str</strong>omquellen sowie Sende- und Empfangsgeräte zur Verfügung standen und mit dem Morse-<br />
Alphabet sich Informationen übertragen ließen. Mit Maury’s Forderung „ein Schiff, das groß<br />
genug ist“ kommt nunmehr der Ingenieur Brunel ins Spiel.<br />
6<br />
zitiert nach: ebd.<br />
Forum Arbeitslehre Heft 1 - November 2008<br />
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