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Günter Reuel<br />

Didaktik und Arbeitslehre<br />

Bildungspolitisches Forum<br />

Eigentlich müssten alle Schulfächer mit „Lehre“ enden. Die mathematische Wissenschaft gibt<br />

es auch ohne Schulfach, die englische Sprache ohne ein solches und die Geschichte sowieso.<br />

Sobald aber die Mathematik Schülern zum Pflichtpensum wird, sollte man korrekterweise<br />

„Mathematiklehre“ sagen, analog dazu auch „Englischlehre“, „Geschichtslehre“ usw. Die<br />

kleine Umständlichkeit würde durch einen positiven Effekt wettgemacht: So mancher Lehrer,<br />

der auf die Frage nach seinem Beruf „Mathematiker“ oder „Historiker“ antwortet, sähe dann<br />

vielleicht vor seinem geistigen Auge das Memento: Du l e h r s t es!<br />

Die Arbeitslehre wusste von Beginn an, dass Arbeit immer schon da war, als Urhumanum,<br />

wie der Philosoph sagen würde, dass aber Grundzüge des Arbeitens gelehrt werden müssen.<br />

Im allgemeinen versteht man unter Didaktik das „Was“ und unter Methodik das „Wie“. In<br />

meiner eigenen Studentenzeit hatte ich einen Hochschullehrer, der wurde nicht müde jedem<br />

Neusemester zu erklären, man könne nicht die ganze Mathematik lehren, auch nicht die ganze<br />

Geschichte, man müsse eine Auswahl treffen und dies sei die eigentliche Aufgabe der Didaktik.<br />

Wie es der geplagte Lehrer bewerkstelligt, sei eine Frage der Methodik. Hier fiel dann<br />

immer das Wort von der Methodenfreiheit, von Didaktikfreiheit war nie die Rede. Der Hochschullehrer<br />

war ein eher geradliniger Denker und die Komplexität des Gesamtsystems Schule<br />

erschloss sich ihm nie so ganz.<br />

Heutzutage werden die meisten Lehramtsstudiengänge in eine Bachelorphase und in eine<br />

Masterphase unterteilt. Der Bachelor lernt vorzugsweise Fachwissen und der Master wird<br />

anschließend „didaktisch“ aufgerüstet. Es wäre natürlich sinnvoll, wenn die Bachelor-Inhalte<br />

bereits didaktisch gefiltert wären, damit nicht erst der Masteraspirant entdecken muss, was er<br />

an nichtschulrelevanten Dingen gelernt hat. Am IBBA in der <strong>Berlin</strong>er TU wurde bereits von<br />

Anfang an darauf geachtet, dass der Bachelor-Studiengang schulnahe ausgerichtet ist.<br />

Nun erkennt schon der Studienanfänger, dass Didaktik nicht auf puren Dezisionismus reduziert<br />

werden kann. Unter Dezisionismus versteht man bekanntlich Entscheidungswillkür, den<br />

Verzicht auf die Mühe der Begründung. „Was“ soll also gelehrt werden, wenn nicht alles gelehrt<br />

werden kann? Nun, dafür gab und gibt es doch Lehrplankommissionen, könnte die Antwort<br />

lauten. Gewiss! Aber es gibt Skeptiker, was die Herrschaft der Experten betrifft. Eine<br />

Volksbefragung kommt als Lösung für die Auswahl dessen, was gelehrt werden soll, auch<br />

nicht unbedingt in Frage.<br />

Natürlich haben sich Didaktiker in der Vergangenheit Gedanken darüber gemacht, wie didaktische<br />

Entscheidungen begründungsfähig werden. Zu nennen sind verschiedene „Schulen“,<br />

von denen die wichtigsten die Geisteswissenschaftliche Didaktik, die Lerntheoretische Didaktik<br />

und die Systemtheoretische Didaktik hier kurz erinnert werden sollen:<br />

Die Geburt der Geisteswissenschaften war DILTHEYs Reaktion auf die Naturwissenschaften.<br />

Naturwissenschaften „erklären“, Geisteswissenschaften „verstehen“. Die Geisteswissenschaftliche<br />

Didaktik akzeptierte alles Vorgefundene und stellte die Frage des Verstehens in<br />

den Mittelpunkt. Jedes Individuum versteht die Welt auf seine Weise, die Schule hilft dabei,<br />

aber normative Aussagen sind ihr verwehrt. KLAFKI ging einen Schritt weiter und forderte<br />

eine kritisch-konstruktive Ausrichtung der Didaktik. Schüler müssen angehalten werden, das<br />

Forum Arbeitslehre Heft 1 - November 2008 4

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