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Textstrukturen und weibliche Subjektivität in Texten von Leslie ...

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L’excès-l’us<strong>in</strong>e, wo sie nur den Selbstverlust der Subjekte bedeuteten. In Le crim<strong>in</strong>el ersche<strong>in</strong>t die Offenheit<br />

auch als Fähigkeit zu e<strong>in</strong>em Mite<strong>in</strong>ander, das allerd<strong>in</strong>gs <strong>von</strong> den negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen der grenzenlos<br />

ersche<strong>in</strong>enden Offenheit, d.h. <strong>von</strong> den Selbstauflösungsprozessen überlagert ist.<br />

Die vorübergehende Ich-F<strong>in</strong>dung der <strong>weibliche</strong>n Figur vollzieht sich nicht als imag<strong>in</strong>äre <strong>und</strong> schon gar nicht als<br />

reale Vere<strong>in</strong>nahmung <strong>und</strong> Beherrschung e<strong>in</strong>es zum Objekt degradierten Gegenübers, sondern wird erst möglich,<br />

nachdem dem Anderen ausdrücklich e<strong>in</strong> Subjektstatus zugeschrieben ist.<br />

Im Vergleich zu L’excès-l’us<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong>e zunehmende erzähltechnische Differenzierung der e<strong>in</strong>zelnen Instanzen<br />

zu verzeichnen. Insbesondere Rede<strong>in</strong>stanz <strong>und</strong> Figuren lassen sich deutlicher, wenn auch nicht durchgängig<br />

<strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander unterscheiden. Das häufige Verschwimmen der Perspektiven <strong>von</strong> Rede<strong>in</strong>stanz <strong>und</strong> Figuren <strong>in</strong> dem<br />

Pronomen on ist nicht Zeichen e<strong>in</strong>er Auflösung, e<strong>in</strong>es Identitätsverlusts wie <strong>in</strong> L’excès-l’us<strong>in</strong>e, sondern<br />

bezeichnet e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>samkeit.<br />

<strong>Leslie</strong> Kaplan hat <strong>in</strong> Le crim<strong>in</strong>el e<strong>in</strong>e Rede<strong>in</strong>stanz entworfen, die e<strong>in</strong>en besonderen, der narrativen Instanz<br />

ähnlichen Status erhält, zugleich jedoch durch die ausgeprägten Personalisierungsmerkmale auch e<strong>in</strong>e der<br />

Figuren se<strong>in</strong> könnte. Die erzähltechnischen Mittel, die Rede<strong>in</strong>stanz <strong>und</strong> Figuren <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander abgrenzen, s<strong>in</strong>d so<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, daß die Rede<strong>in</strong>stanz als Subjekt <strong>in</strong> eigenem Recht ersche<strong>in</strong>t, d.h. als weder den Figuren über- noch<br />

ihnen untergeordnet. Weder dom<strong>in</strong>iert die sprechende Instanz das <strong>von</strong> ihr präsentierte Geschehen <strong>und</strong> die<br />

Figuren, noch verschw<strong>in</strong>det sie h<strong>in</strong>ter diesen. Kaplan gel<strong>in</strong>gt der Entwurf e<strong>in</strong>er nicht-hierarchischen<br />

Erzählweise, bei der Rede<strong>in</strong>stanz <strong>und</strong> Figuren als gleichrangige, aber unterschiedliche Instanzen ersche<strong>in</strong>en.<br />

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