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Handbuch Betriebliche Pandemieplanung - Deutsche Gesetzliche ...

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ALLIANZ-RWI<br />

Pandemie-Report<br />

<strong>Handbuch</strong> <strong>Betriebliche</strong> <strong>Pandemieplanung</strong> � Anhang 2<br />

Folgen für die Wirtschaft<br />

Seite 3 von 7 H 2<br />

ge, um 0,3 % beim Angebot. Das weltweite BIP sinkt um 0,6 %, der weltweite Handel von Gütern und<br />

Dienstleistungen schrumpft um 14 % (= 2,5 Billionen $). Verschiedene Länder wie China (mit Hongkong)<br />

und Singapur sind wegen ihrer exportorientierten Wirtschaft stärker betroffen. Das Wirtschaftswachstum<br />

würde für 5 Jahre verringert sein. Mit langfristigen Auswirkungen (z.B. wegen Verschiebung von Investitionen,<br />

verändertem Verbraucherverhalten, sozialen Auswirkungen in den Ländern und dem allgemeinen<br />

Gefühl der Unsicherheit) ist noch nach 5 Jahren zu rechnen.<br />

[Quelle: ADB ERD Policy Brief 42 „Potential Economic Impact of an Avian Flu Pandemic on Asia“ 2005]<br />

http://www.adb.org/Documents/EDRC/Policy_Briefs/PB042.pdf<br />

In dem Pandemiereport der Allianz-Versicherung und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

„Pandemie - Risiko mit großer Wirkung“ wird insbesondere auf die wirtschaftlichen Folgen<br />

einer Grippepandemie eingegangen. Auch hier sind die Grundlagen der Abschätzung die Erfahrungen<br />

der Grippepandemien im 20. Jahrhundert und die SARS-Epidemie 2003. Die kurz- und langfristigen<br />

Folgen werden so dargestellt:<br />

• Nachfrage: Kurzfristig wird sich das Verbraucherverhalten ändern. Das betrifft den Konsum - abgesehen<br />

von den lebensnotwendigen Gütern - und das Sozialverhalten. Aufschiebbare Einkäufe,<br />

Besuch von Veranstaltungen und Urlaubsreisen werden verschoben. Die Menschen neigen zu<br />

großer Vorsicht und schätzen die Gefahren eher zu hoch ein, so dass eher eine unverhältnismäßig<br />

starke Reaktion zu erwarten ist. Bestimmte Branchen sind besonders betroffen, wie große Teile<br />

des Einzelhandels, Gaststätten, touristische und Freizeiteinrichtungen, öffentlicher Verkehr.<br />

• Angebot: Kurzfristig sind die Belegschaften der Firmen durch Krankheit und Absentismus verringert,<br />

deshalb werden auch Produkt- und Dienstleistungsangebote kleiner. Dies kann zum Teil die<br />

reduzierte Nachfrage kompensieren. Durch innerbetriebliche Umsetzung von Beschäftigten und<br />

den Einsatz von externem Personal sowie Nutzung der elektronischen Kommunikation kann der<br />

Betrieb verhältnismäßig flexibel reagieren. Der volkswirtschaftliche Schaden ist daher vermutlich<br />

auf der Nachfrageseite höher. Allerdings bleibt der Absentismus eine unbekannte Größe. Der<br />

Transport von Personen und Gütern ist reduziert, nicht nur durch Ausfall des Personals, sondern<br />

auch durch staatliche Eingriffe in das Transportwesen, so dass z.B. grenzüberschreitende Reisen<br />

und Gütertransport schlimmstenfalls zum Erliegen kommen. Öffentliche Veranstaltungen können<br />

untersagt, Schulen geschlossen werden.<br />

Die kollektive Risikovermeidung, verbunden mit staatlichen Interventionen, kann demnach zu einem Erliegen<br />

des öffentlichen Lebens führen.<br />

Langfristig könnte bei einer schwer verlaufenden Pandemie mit vielen Todesfällen die Nachfrage über<br />

einen längeren Zeitraum verringert bleiben. Bei einer milde verlaufenden Pandemie wird mit einer<br />

schnellen Erholung der Märkte gerechnet.<br />

In einer Kosten-Nutzen-Analyse werden einzelne Notfall- und Präventionsmaßnahmen auf ihren Nutzen<br />

hin untersucht. Die Maßnahmen sind:<br />

1. Die Bereitstellung von Atemschutz für die Bevölkerung. Die Kosten werden auf 10 Mrd. € geschätzt.<br />

Diese Kosten würden sich amortisieren, wenn bei einer leichten Pandemie die Erkrankungsrate<br />

dadurch von 15 auf 5 %, bei einer schwer verlaufenden Pandemie von 50 auf 40 % reduziert<br />

werden könnte. Allerdings liegen keine Untersuchungen über die Wirksamkeit der Maßnahme<br />

vor. Die WHO empfiehlt jedenfalls in ihrem Pandemieplan den Atemschutz nicht.<br />

2. Die Impfung gegen das Grippepandemie-Virus. Die Kosten werden auf 2 Mrd. € geschätzt. Sie<br />

„amortisiert“ sich, wenn die Erkrankungsrate um 2 % sinkt.<br />

3. Die Versorgung der Bevölkerung mit antiviralen Medikamenten. Diese können, therapeutisch eingesetzt<br />

(so ist es geplant), eine Erkrankung nicht verhindern, sondern bestenfalls abkürzen. Die<br />

Kosten von 100 (leichte Pandemie) bzw. 300 Mio. € (schwere Pandemie) können durch eine kürzere<br />

Krankheitsdauer (um 1 %) ausgeglichen werden.<br />

4. Die Vermehrung der verfügbaren Intensivbetten. Die Kosten betragen 600 Mio. bzw. 2,9 Mrd. €.<br />

Ein wirtschaftlicher Kostenausgleich würde nicht alleine durch weniger Todesfälle zustande kommen,<br />

es müsste zusätzlich die Dauer der Krankheit deutlich verringert werden.<br />

Zusätzlich kommen bei den ersten drei Maßnahmen noch Nachfrageeffekte, welche sich positiv auf das<br />

BIP auswirken.<br />

20 H2 Wirtsch-Folg v2.2B 071212 Regierungspräsidium Stuttgart Landesgesundheitsamt<br />

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

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