ie natürliche Kräfte wirken W Eine neue Forschungsrichtung, die Chronobiologie, hat in wissenschaftlichen Studien gezeigt, wie stark der Einfluss von außen auf unseren inneren Rhythmus wirkt. 4 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Wer seine Ges<strong>und</strong>heit aktiv stärken <strong>und</strong> erhalten will, sollte den eigenen Körper gut kennen: Bin ich ein Morgenmensch oder arbeite ich leichter abends? Wie reagiere ich auf verschiedene Wetterlagen <strong>und</strong> was tut mir allgemein gut? Die <strong>Natur</strong> steuert <strong>und</strong> beeinflusst unser Wohlbefinden mehr, als es vielen <strong>Mensch</strong>en bewusst ist. Das Sonnenlicht zum Beispiel steuert viele entscheidende Prozesse im Körper – in einem natürlichen Takt, der sich den Tages- <strong>und</strong> Jahreszeiten anpasst. Gleiches gilt für das Wetter: Es fordert unseren Organismus immer wieder dazu heraus, sich flexibel an zum Beispiel Hitze, Kälte oder drückende Luft anzupassen. Je genauer wir den eigenen Körper kennen <strong>und</strong> wissen, wie er reagiert, desto besser können wir diese Bedürfnisse von innen mit den Herausforderungen von außen in Einklang bringen. Die innere Uhr Schon bevor wir am Morgen erwachen, hat unser Körper den Tag bereits begonnen: Ungefähr zwei St<strong>und</strong>en vor dem Aufwachen wird der Stoffwechsel angekurbelt, die Körpertemperatur steigt <strong>und</strong> die Hormone schalten auf Tagesbeginn. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist aktiv <strong>und</strong> steuert alle körperlichen Prozesse, die uns morgens aufwecken oder abends müde machen. Ähnlich unbemerkt verändert der Körper im Laufe des Tages eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Faktoren – etwa, wie oft das Herz schlägt oder wann wir uns gut oder schlecht konzentrieren können. Doch wer gibt den Takt an? Die Antwort klingt zunächst einfach: unsere innere Uhr. In jeder einzelnen Zelle arbeitet eine solche innere Uhr, die Hormone, Enzyme <strong>und</strong> andere Botenstoffe rhythmisch an- oder abschaltet. Die meiste Magensäure wird zum Beispiel abends ausgeschüttet, dann kann auch fettreiches Essen optimal verarbeitet werden. Dieser innere Taktgeber beeinflusst nicht nur die Organe, sondern sogar unsere Gene. Bis zu 15 Prozent der Gene, die unsere Erbinformationen speichern, sind nicht dauerhaft, sondern nur st<strong>und</strong>enweise aktiv. Diese „Uhrgene“ verursachen, dass biochemische Prozesse im Körper ausgelöst oder gestoppt werden – jedes Organ arbeitet hierbei in seinem eigenen Rhythmus. Und die innere Uhr tickt von Anfang an: Schon bei ungeborenen Babys können Forscher erste rhythmische Abläufe nachweisen. Nach der Geburt muss allerdings der Tag-Nacht-Rhythmus erst noch ausreifen, was die oft müden Eltern deutlich zu spüren bekommen. Der Körper passt sich an Im Körper gibt es viele unterschiedliche Rhythmen, die sich den natürlichen Kräf ten von außen immer wieder neu anpas sen. Wie in einem Konzert arbeiten die ver schiedenen biologischen Regelkreise so zusammen, dass sie flexibel reagieren kön nen. Das ist eine gute Überlebensstrategie. Am deutlichsten nehmen wir den „Tag- Nacht-Rhythmus“ beziehungsweise „Schlaf-Wach-Rhythmus“ wahr, in der Fachsprache die zirkadiane Rhythmik genannt. Etwas weniger bewusst erleben wir, was sich ebenfalls im Takt der inneren Uhr ändert: im Verlaufe eines Tages zum Beispiel die Menge des körpereigenen Stresshormons Cortisol, im Monatstakt die Menstruation <strong>und</strong> jahreszeitlich die vom Körper benötigte Energie. <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 5