TK -Broschüre Mensch und Natur - Techniker Krankenkasse
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8 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Medizin mit Taktgefühl<br />
Nicht nur der ges<strong>und</strong>e Körper kennt rhythmisch<br />
wiederkehrende Prozesse. Ärzte beobachten<br />
in ihrer täglichen Arbeit immer wieder, dass<br />
auch Krankheiten jahres- <strong>und</strong> tageszeitlichen<br />
Schwankungen folgen. <strong>Mensch</strong>en mit Asthma<br />
bronchiale wissen zum Beispiel, dass sie bei<br />
winterlich kaltem Wetter mehr an Luftnot leiden<br />
als im Frühling. Und es ist auch kein Zufall, dass<br />
zum Beispiel der Herzinfarkt in den frühen<br />
Morgenst<strong>und</strong>en gehäuft auftritt <strong>und</strong> <strong>Mensch</strong>en<br />
mit starken Allergien nachts öfter schlecht Luft<br />
bekommen. Je nach Tageszeit reagieren die<br />
Organe unseres Körpers anders <strong>und</strong> es verändert<br />
sich kontinuierlich, welche Botenstoffe<br />
oder Hormone wann ins Blut gelangen.<br />
Gleiches gilt für Medikamente: Sie können je<br />
nach Tageszeit unterschiedlich stark oder<br />
schwach wirken. Das Notfallmittel von Herzpatienten<br />
zum Beispiel, das Nitrospray, wirkt<br />
morgens stärker als abends. Es ist also viel<br />
effektiver, die Einnahme von Medikamenten<br />
zeitlich optimal anzupassen, um damit möglicherweise<br />
die Gesamtdosis zu reduzieren.<br />
Das erspart den Betroffenen eventuelle<br />
Nebenwirkungen der üblichen Therapie von<br />
„morgens, mittags, abends“ .<br />
Zur rechten Zeit<br />
Das Wissen über die natürlichen Schwankungen<br />
von Krankheiten hilft Ärzten <strong>und</strong> Betroffenen, gezielt<br />
<strong>und</strong> zum richtigen Zeitpunkt vorzubeugen.<br />
Beispiel Allergie | Wissenschaftler konnten<br />
unter anderem nachweisen, dass die Lunge<br />
nachts viel sensibler auf allergieauslösende<br />
Substanzen reagiert als tagsüber. In dieser<br />
Zeit schüttet sie den Botenstoff Histamin<br />
schneller aus, der die allergische Antwort des<br />
Körpers bewirkt. Deshalb brauchen zum Beispiel<br />
<strong>Mensch</strong>en mit allergischem Asthma nachts<br />
deutlich mehr Medikamente als tagsüber.<br />
Beispiel Angina pectoris <strong>und</strong> Herzinfarkt |<br />
Vorübergehende Herzschmerzen, sogenannte<br />
Angina-pectoris-Beschwerden, oder auch ein<br />
Herzinfarkt treten am frühen Morgen besonders<br />
häufig auf. Und das hat seinen Gr<strong>und</strong>: In<br />
dieser Zeit beginnt der Körper nämlich, aktiv<br />
zu werden. Der Übergang vom Schlafen zum<br />
Wachsein wird vorbereitet, indem das für<br />
Aktivität sorgende Nervensystem sehr plötzlich<br />
hochgefahren wird. Als Folge beginnt das<br />
Herz schneller zu schlagen, es pumpt mehr<br />
Blut in die Gefäße <strong>und</strong> entsprechend steigt<br />
der Blutdruck. Das belastet Herz <strong>und</strong><br />
Kreislauf, was bei Vorschäden entsprechende<br />
Folgen haben kann. Passt der behandelnde Arzt<br />
die Einnahme der Medikamente zeitlich an,<br />
ist die Therapie in vielen Fällen erfolgreicher.<br />
Beispiel Besuch beim Zahnarzt | Zu Ihrem<br />
Zahnarzt gehen Sie am besten nachmittags.<br />
Gleich starke Schmerzen werden im Laufe<br />
des Tages sehr unterschiedlich wahrgenommen.<br />
Nach wissenschaftlichen Tests sind sie<br />
gegen 15 Uhr am geringsten. Außerdem<br />
wirkt das lokale Betäubungsmittel Lidocain,<br />
das der Zahnarzt verwendet, nachmittags<br />
intensiver als am Morgen.<br />
Viele Erkenntnisse der modernen „Chronopharmakologie“<br />
werden bereits in den ärztlichen<br />
Empfehlungen, den Leitlinien für die<br />
Therapie einiger Erkrankungen, berücksichtigt.<br />
Jeder behandelnde Arzt sollte deshalb<br />
wissen, wann das von ihm verordnete<br />
Medikament am besten wirkt. Fragen Sie im<br />
Zweifel einfach nach.