Selbstheilungskräfte aktivieren Selbst wenn wir uns ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> tatkräftig fühlen, arbeitet der Körper beständig daran, stabil zu bleiben. Verantwortlich dafür sind die inneren Selbstheilungskräfte. 46 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Ges<strong>und</strong> zu sein ist nicht selbstverständlich. Im Laufe des Lebens können wir vorübergehend oder dauerhaft erkranken sowie Unfälle oder Schicksalsschläge erleiden. Trotzdem haben wir es in der Hand, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen <strong>und</strong> sie so gut wie möglich meistern. <strong>Natur</strong>heilverfahren helfen uns dabei, die eigenen Kräfte zu mobilisieren – vorbeugend <strong>und</strong> wenn wir erkrankt sind. Was sind Selbstheilungskräfte? Sie gleichen kleinere <strong>und</strong> größere Schäden schnell wieder aus: Jeder hat sich schon mal in den Finger geschnitten <strong>und</strong> dabei auf die Selbstheilungskräfte vertraut. Das heißt, die W<strong>und</strong>e hört auf zu bluten, weil die Blutplättchen – die Thrombozyten – <strong>und</strong> viele andere Faktoren das Blut gerinnen lassen. Fibrin sorgt als natürlicher Kleber im Blut dafür, dass sich die Haut wieder schließen kann. Ein W<strong>und</strong>er, was sich in unserem Inneren täglich <strong>und</strong> auf verschiedenste Weise abspielt. Sich selbst schützend vernichtet der Körper zum Beispiel seine eigenen Zellen, wenn diese krank, alt oder nutzlos werden. Fachleute sprechen vom sogenannten Apoptose- Programm. Wird diese Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, überlastet, kippt das natürliche Gleichgewicht. Kurzfristiger Stress kann meist kompensiert werden. Wer jedoch dauerhaft angespannt ist <strong>und</strong> sich zusätzlich noch durch eine unges<strong>und</strong>e Lebensweise überfordert, wird irgendwann krank. Ein gutes Beispiel ist die Leber: Geschädigtes Gewebe erholt sich sehr gut, aber nur, solange die Leber nicht zusätzlich durch Gifte wie Alkohol belastet wird. Dann kommt es zu einer „Defektheilung“ , das heißt, die Zellen bauen sich zu funktionslosem Bindegewebe um. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass negativ denken, rauchen <strong>und</strong> viele weitere Faktoren die Selbstheilung blockieren. Innen <strong>und</strong> außen – gemeinsam stark Möglicherweise wird es zukünftig auch künstlich hergestellte Medikamente geben, die den Selbstheilungskräften unter die Arme greifen können. Forscher arbeiten schon daran. Wie sinnvoll jedoch solche Medikamente sind, bleibt mehr als fraglich. Aber es geht ja auch anders: Krankheiten lassen sich leichter überwinden, wenn die medizinische Therapie gleichzeitig unsere natürlichen Ressourcen stärkt. Neurobiologische <strong>und</strong> psychologische Erkenntnisse belegen, wie stark sich Körper <strong>und</strong> Seele gegenseitig beeinflussen. Diese Richtung heißt heute „Mind-Body-Medizin“ . Sie zeigt genauer als je zuvor, welche Rolle gezielte, positive Impulse von außen spielen. Sie bewirken unter anderem, dass der Körper sehr viele „Medikamente“ , von schmerzstillenden Endorphinen bis zu entzündungshemmenden Aminosäuren <strong>und</strong> Abwehrzellen, selbst bereitstellt. Diese „innere Apotheke“ wird durch <strong>Natur</strong>heilverfahren <strong>und</strong> mentale Strategien „von außen“ aktiviert – auch unterstützend bei einer medizinisch notwendigen Therapie. Wichtig | Die Macht der Gedanken ist nicht zu unterschätzen. Wer hoffnungslos oder deprimiert ist, hat einen höheren Stresslevel – wissenschaftliche Untersuchungen des Zentralinstituts für seelische Ges<strong>und</strong>heit belegen das. Nach einer Bypass- Operation erholten sich depressive Patienten deutlich schlechter, während das Gefühl, geliebt zu werden, nachweislich gesünder macht. Immer mehr Ärzte setzen heute den früher so negativ besetzten „Placeboeffekt“ (siehe auch Seite 29) bewusst ein: Indem sie ihren Patienten einfühlsam begegnen <strong>und</strong> ihnen Mut machen, stärken sie gleichzeitig die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu heilen. ZITAT Wer seine Selbstheilungskräfte mobilisieren kann, hat gut lachen. Prof. Dr. med. Gustav Dobos – Lehrstuhl für <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e, Universität Essen | „Die Aktivierung von Selbstheilungskräften gilt auch heute im Zeitalter der modernen Medizin als entscheidender Heilungsfaktor. Besonders wichtig sind <strong>Natur</strong>heilverfahren, die vom Patienten selbst oder von seinem Partner durchgeführt werden können. Denn immer mehr <strong>Mensch</strong>en haben das Bedürfnis, selbst Verantwortung zu übernehmen. “ <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 47