Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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� � PSYCHOLOGIE<br />
bevorzugten Aktivität einer anderen<br />
zuwenden muss, oder andere umweltbedingte<br />
Auslöser<br />
� unterschiedliches Temperament von<br />
Kindern und Eltern<br />
� mangelhaft e oder fehlende Impulskontrolle<br />
� ein rigider, infl exibler kognitiver Stil<br />
des Kindes oder<br />
� ein erlerntes Verhalten, durch das soziale<br />
Aufmerksamkeit oder auch eine<br />
Flucht erreicht wird (sekundärer Gewinn).<br />
Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen<br />
sind durchaus in der Lage, ihr störendes<br />
Verhalten einzusetzen, um ihre Betreuer<br />
zu manipulieren und ein Muster an<br />
erlerntem und unerwünschtem Verhalten<br />
zu entwickeln, das sich nur sehr schwer<br />
wieder ändern lässt.<br />
Bestimmte Erkrankungen wie unerkann -<br />
te Schmerzen, eine Schilddrüsenüberfunktion,<br />
Schlafstörungen, nicht erkannte Hör-<br />
oder Sehstörungen oder Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten können ebenfalls Ursachen<br />
für störendes Verhalten sein.<br />
Wie werden Verhaltensstörungen<br />
normalerweise diagnostiziert?<br />
� Durch Beobachtung zu Hause oder in<br />
der Schule,<br />
� durch genaues Betrachten des Umfeldes,<br />
um bestimmte Auslöser und die<br />
Konsequenzen des gezeigten Verhaltens<br />
zu erkennen,<br />
� durch das Ausfüllen von Verhaltenschecklisten<br />
oder Beurteilungsskalen<br />
durch Eltern, Lehrer oder Th erapeuten,<br />
� durch eine medizinische Untersuchung,<br />
um physiologische Faktoren zu<br />
erkennen, die auf ein zugrunde liegendes<br />
medizinisches oder psychiatrisches<br />
Problem hindeuten, und<br />
� indem eine Untersuchung durchgeführt<br />
wird, anhand derer der aktuelle<br />
Entwicklungsstand des Kindes bei<br />
Spracherwerb, Ausdruck und Redeweise,<br />
geistiger Entwicklung, Selbstständigkeit<br />
bestimmt wird.<br />
Wie werden verschiedene Arten von<br />
Verhaltensstörungen kategorisiert?<br />
Bei Kindern im Vorschulalter wird ein gewisses<br />
Trotzverhalten oder Dickköpfi gkeit<br />
erwartet und bedeutet nicht, dass automatisch<br />
eine „Störung“ vorliegt. Einige Kinder<br />
entwickeln Verhaltensweisen, durch die sie<br />
den Schulunterricht oder eine Aufgabe ver-<br />
12 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008<br />
meiden, die sie aufgrund möglicher Konsequenzen<br />
wie Angst oder Versagen als zu<br />
schwierig wahrnehmen, oder sie weigern<br />
sich, sich dieser Aufgabe überhaupt zu stellen.<br />
Diese Kinder erscheinen anderen als<br />
unaufmerksam, abgelenkt, unruhig und<br />
unkooperativ, wenn Auff orderungen an sie<br />
gestellt werden, vor allem im Klassenzimmer<br />
oder bei den Hausaufgaben.<br />
Kriterien für ADHS sind unter Berücksichtigung<br />
des Entwicklungsalters unter anderem<br />
eine kurze Aufmerksamkeitsspanne,<br />
Ablenkbarkeit, mangelnde oder fehlende<br />
Impulskontrolle, motorische Überaktivität,<br />
motorische Unruhe, geringe Frustrationsschwelle,<br />
Unorganisiertheit und Unordnung,<br />
das Nichtvermögen, eine Aufgabe zu<br />
Ende zu bringen, Launenhaft igkeit, häufi ge<br />
Unterbrechungen sowie eine mangelhaft e<br />
Gefahreneinschätzung. Einige Symptome<br />
treten bereits vor dem Alter von sieben Jahren<br />
auf.<br />
Kriterien für oppositionelle Verhaltensstörungen<br />
sind unter Berücksichtigung des<br />
Entwicklungsalters unter anderem regelmäßiges<br />
oder situationsbedingtes oppositionelles<br />
Verhalten, Trotzverhalten und die<br />
Missachtung von Auff orderungen, häufi g<br />
einhergehend mit entsprechender Argumentation<br />
und/oder Wutanfällen.<br />
Kriterien für Störungen des Sozialverhaltens<br />
beinhalten regelmäßige oder situationsbedingte<br />
Aggressivität anderen gegenüber,<br />
Störungen in bestimmten Situationen<br />
und Umgebungen durch Körpereinsatz und<br />
das Zerstören von Dingen. (Bei vielen Kindern<br />
ist das aggressive Verhalten oft sehr<br />
impulsiv und eher aufmerksamkeitssuchend<br />
anstatt böswillig.)<br />
Solche Verhaltensweisen treten nicht gelegentlich,<br />
sondern fortwährend auf. Sie haben<br />
eine Störung der sozialen, familiären<br />
und/oder akademischen Funktionalität<br />
mindestens über einen Zeitraum von sechs<br />
Monaten zur Folge.<br />
Können Verhaltensstörungen als<br />
Spektrumsstörung bezeichnet werden?<br />
Insgesamt gesehen können das <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> plus ADHS, oppositionelle Verhaltensstörungen<br />
oder Störungen des Sozialverhaltens<br />
auf ein und demselben<br />
Kontinuum angesiedelt werden, mit dem<br />
die Schwere der jeweiligen Verhaltensstörung<br />
bestimmt werden kann. Dennoch gibt<br />
es auch innerhalb einer bestimmten Diagnosekategorie<br />
Unterschiede:<br />
Bei den verschiedenen Verhaltensstörungen<br />
gibt es Variationen im Ausmaß und<br />
in der Schwere der Beeinträchtigung (siehe<br />
oben), was wiederum ein sehr individuelles<br />
Symptomprofi l ergibt, das sowohl leichte als<br />
auch schwere Symptome aufweisen kann.<br />
Bei störenden Verhaltensweisen wird die<br />
Diagnose meist im Hinblick auf das Entwicklungsalter<br />
gestellt, wobei je nach Alter<br />
und Reife des Kindes verschiedene Ausprägungen<br />
und Äußerungen des jeweiligen<br />
Verhaltens auft reten.<br />
Das Bestehen oder das Fehlen von zugrunde<br />
liegenden Krankheitssymptomen<br />
unterscheidet sich natürlich auch von Fall<br />
zu Fall, und dies beeinfl usst, wie Ärzte diese<br />
biologische oder psychiatrische Komponente<br />
einschätzen, die mit der Verhaltensstörung<br />
in Zusammenhang gebracht wird.<br />
Die sozialen Situationen und das Umfeld<br />
sind bei jedem Kind anders. Deshalb<br />
ist es durchaus möglich, dass sich eine Verhaltensstörung<br />
nur unter bestimmten oder<br />
auch ungewöhnlichen Voraussetzungen<br />
zeigt.<br />
Können Verhaltensstörungen mit<br />
anderen Erkrankungen oder Störungen<br />
verwechselt werden?<br />
Ja, aus verschiedenen Gründen können<br />
Verhaltensstörungen sehr wohl mit anderen<br />
Erkrankungen oder Störungen verwechselt<br />
werden. Auch bestehen häufi g Unsicherheiten<br />
bei der Diagnosestellung.<br />
1. Bei Kindern im Vorschulalter wird Eltern<br />
oft gesagt, dass das störende Verhalten<br />
für dieses Entwicklungsstadium normal<br />
ist und dass es bei Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
zu den syndromspezifi schen Eigenschaft<br />
en zählt.<br />
2. Medizinische Gründe werden oft übersehen.<br />
Wenn ein Kind zu starker Hyperaktivität<br />
und Impulsivität neigt, wird oft nur die<br />
Diagnose ADHS gestellt. Um die Diagnose<br />
zu sichern, müssen jedoch eine Schilddrüsenüberfunktion,<br />
Schlafstörungen und Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten ausgeschlossen<br />
werden.<br />
3. Es werden häufi g nur bestimmte Aspekte<br />
des Symptomkomplexes der Verhaltensstörung<br />
erkannt und behandelt. So lassen<br />
sich zum Beispiel aggressives und störendes<br />
Verhalten sehr leicht identifi zieren, aber andere<br />
physiologische Symptome wie Wahrnehmungsstörungen,<br />
Angststörungen, kognitive<br />
Rigidität, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen<br />
werden oft übersehen.<br />
4. Zusätzlich zu dem störenden Verhalten<br />
sehen einige Eltern Anzeichen einer Autismusspektrumsstörung<br />
bei ihrem Kind (z.B.