01.02.2013 Aufrufe

Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

� � PSYCHOLOGIE<br />

bevorzugten Aktivität einer anderen<br />

zuwenden muss, oder andere umweltbedingte<br />

Auslöser<br />

� unterschiedliches Temperament von<br />

Kindern und Eltern<br />

� mangelhaft e oder fehlende Impulskontrolle<br />

� ein rigider, infl exibler kognitiver Stil<br />

des Kindes oder<br />

� ein erlerntes Verhalten, durch das soziale<br />

Aufmerksamkeit oder auch eine<br />

Flucht erreicht wird (sekundärer Gewinn).<br />

Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen<br />

sind durchaus in der Lage, ihr störendes<br />

Verhalten einzusetzen, um ihre Betreuer<br />

zu manipulieren und ein Muster an<br />

erlerntem und unerwünschtem Verhalten<br />

zu entwickeln, das sich nur sehr schwer<br />

wieder ändern lässt.<br />

Bestimmte Erkrankungen wie unerkann -<br />

te Schmerzen, eine Schilddrüsenüberfunktion,<br />

Schlafstörungen, nicht erkannte Hör-<br />

oder Sehstörungen oder Nebenwirkungen<br />

von Medikamenten können ebenfalls Ursachen<br />

für störendes Verhalten sein.<br />

Wie werden Verhaltensstörungen<br />

normalerweise diagnostiziert?<br />

� Durch Beobachtung zu Hause oder in<br />

der Schule,<br />

� durch genaues Betrachten des Umfeldes,<br />

um bestimmte Auslöser und die<br />

Konsequenzen des gezeigten Verhaltens<br />

zu erkennen,<br />

� durch das Ausfüllen von Verhaltenschecklisten<br />

oder Beurteilungsskalen<br />

durch Eltern, Lehrer oder Th erapeuten,<br />

� durch eine medizinische Untersuchung,<br />

um physiologische Faktoren zu<br />

erkennen, die auf ein zugrunde liegendes<br />

medizinisches oder psychiatrisches<br />

Problem hindeuten, und<br />

� indem eine Untersuchung durchgeführt<br />

wird, anhand derer der aktuelle<br />

Entwicklungsstand des Kindes bei<br />

Spracherwerb, Ausdruck und Redeweise,<br />

geistiger Entwicklung, Selbstständigkeit<br />

bestimmt wird.<br />

Wie werden verschiedene Arten von<br />

Verhaltensstörungen kategorisiert?<br />

Bei Kindern im Vorschulalter wird ein gewisses<br />

Trotzverhalten oder Dickköpfi gkeit<br />

erwartet und bedeutet nicht, dass automatisch<br />

eine „Störung“ vorliegt. Einige Kinder<br />

entwickeln Verhaltensweisen, durch die sie<br />

den Schulunterricht oder eine Aufgabe ver-<br />

12 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008<br />

meiden, die sie aufgrund möglicher Konsequenzen<br />

wie Angst oder Versagen als zu<br />

schwierig wahrnehmen, oder sie weigern<br />

sich, sich dieser Aufgabe überhaupt zu stellen.<br />

Diese Kinder erscheinen anderen als<br />

unaufmerksam, abgelenkt, unruhig und<br />

unkooperativ, wenn Auff orderungen an sie<br />

gestellt werden, vor allem im Klassenzimmer<br />

oder bei den Hausaufgaben.<br />

Kriterien für ADHS sind unter Berücksichtigung<br />

des Entwicklungsalters unter anderem<br />

eine kurze Aufmerksamkeitsspanne,<br />

Ablenkbarkeit, mangelnde oder fehlende<br />

Impulskontrolle, motorische Überaktivität,<br />

motorische Unruhe, geringe Frustrationsschwelle,<br />

Unorganisiertheit und Unordnung,<br />

das Nichtvermögen, eine Aufgabe zu<br />

Ende zu bringen, Launenhaft igkeit, häufi ge<br />

Unterbrechungen sowie eine mangelhaft e<br />

Gefahreneinschätzung. Einige Symptome<br />

treten bereits vor dem Alter von sieben Jahren<br />

auf.<br />

Kriterien für oppositionelle Verhaltensstörungen<br />

sind unter Berücksichtigung des<br />

Entwicklungsalters unter anderem regelmäßiges<br />

oder situationsbedingtes oppositionelles<br />

Verhalten, Trotzverhalten und die<br />

Missachtung von Auff orderungen, häufi g<br />

einhergehend mit entsprechender Argumentation<br />

und/oder Wutanfällen.<br />

Kriterien für Störungen des Sozialverhaltens<br />

beinhalten regelmäßige oder situationsbedingte<br />

Aggressivität anderen gegenüber,<br />

Störungen in bestimmten Situationen<br />

und Umgebungen durch Körpereinsatz und<br />

das Zerstören von Dingen. (Bei vielen Kindern<br />

ist das aggressive Verhalten oft sehr<br />

impulsiv und eher aufmerksamkeitssuchend<br />

anstatt böswillig.)<br />

Solche Verhaltensweisen treten nicht gelegentlich,<br />

sondern fortwährend auf. Sie haben<br />

eine Störung der sozialen, familiären<br />

und/oder akademischen Funktionalität<br />

mindestens über einen Zeitraum von sechs<br />

Monaten zur Folge.<br />

Können Verhaltensstörungen als<br />

Spektrumsstörung bezeichnet werden?<br />

Insgesamt gesehen können das <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> plus ADHS, oppositionelle Verhaltensstörungen<br />

oder Störungen des Sozialverhaltens<br />

auf ein und demselben<br />

Kontinuum angesiedelt werden, mit dem<br />

die Schwere der jeweiligen Verhaltensstörung<br />

bestimmt werden kann. Dennoch gibt<br />

es auch innerhalb einer bestimmten Diagnosekategorie<br />

Unterschiede:<br />

Bei den verschiedenen Verhaltensstörungen<br />

gibt es Variationen im Ausmaß und<br />

in der Schwere der Beeinträchtigung (siehe<br />

oben), was wiederum ein sehr individuelles<br />

Symptomprofi l ergibt, das sowohl leichte als<br />

auch schwere Symptome aufweisen kann.<br />

Bei störenden Verhaltensweisen wird die<br />

Diagnose meist im Hinblick auf das Entwicklungsalter<br />

gestellt, wobei je nach Alter<br />

und Reife des Kindes verschiedene Ausprägungen<br />

und Äußerungen des jeweiligen<br />

Verhaltens auft reten.<br />

Das Bestehen oder das Fehlen von zugrunde<br />

liegenden Krankheitssymptomen<br />

unterscheidet sich natürlich auch von Fall<br />

zu Fall, und dies beeinfl usst, wie Ärzte diese<br />

biologische oder psychiatrische Komponente<br />

einschätzen, die mit der Verhaltensstörung<br />

in Zusammenhang gebracht wird.<br />

Die sozialen Situationen und das Umfeld<br />

sind bei jedem Kind anders. Deshalb<br />

ist es durchaus möglich, dass sich eine Verhaltensstörung<br />

nur unter bestimmten oder<br />

auch ungewöhnlichen Voraussetzungen<br />

zeigt.<br />

Können Verhaltensstörungen mit<br />

anderen Erkrankungen oder Störungen<br />

verwechselt werden?<br />

Ja, aus verschiedenen Gründen können<br />

Verhaltensstörungen sehr wohl mit anderen<br />

Erkrankungen oder Störungen verwechselt<br />

werden. Auch bestehen häufi g Unsicherheiten<br />

bei der Diagnosestellung.<br />

1. Bei Kindern im Vorschulalter wird Eltern<br />

oft gesagt, dass das störende Verhalten<br />

für dieses Entwicklungsstadium normal<br />

ist und dass es bei Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

zu den syndromspezifi schen Eigenschaft<br />

en zählt.<br />

2. Medizinische Gründe werden oft übersehen.<br />

Wenn ein Kind zu starker Hyperaktivität<br />

und Impulsivität neigt, wird oft nur die<br />

Diagnose ADHS gestellt. Um die Diagnose<br />

zu sichern, müssen jedoch eine Schilddrüsenüberfunktion,<br />

Schlafstörungen und Nebenwirkungen<br />

von Medikamenten ausgeschlossen<br />

werden.<br />

3. Es werden häufi g nur bestimmte Aspekte<br />

des Symptomkomplexes der Verhaltensstörung<br />

erkannt und behandelt. So lassen<br />

sich zum Beispiel aggressives und störendes<br />

Verhalten sehr leicht identifi zieren, aber andere<br />

physiologische Symptome wie Wahrnehmungsstörungen,<br />

Angststörungen, kognitive<br />

Rigidität, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen<br />

werden oft übersehen.<br />

4. Zusätzlich zu dem störenden Verhalten<br />

sehen einige Eltern Anzeichen einer Autismusspektrumsstörung<br />

bei ihrem Kind (z.B.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!