Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Was kommt nach der Schule?<br />
Jelka macht eine Ausbildung<br />
als Helferin in einer Kita<br />
TEXT UND FOTOS: CHRISTA GABRIEL<br />
Z<br />
u der Frage „Was kommt nach der<br />
Schule?“ fi ndet jährlich beim Verein<br />
„Leben mit Behinderung Hamburg“ eine<br />
Veranstaltung statt, auf der sich die unterschiedlichsten<br />
Bildungs- und Berufvorbereitungs-Einrichtungen<br />
mit Info-Ständen<br />
vorstellen.<br />
Meine Tochter Jelka war 1995 in eine<br />
Integrationsklasse der Grundschule Bornheide<br />
in HH-Osdorf eingeschult worden<br />
und verbrachte anschließend das fünft e bis<br />
zehnte Schuljahr in der Integrationsklasse<br />
der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.<br />
Diese wurde zum Glück gerade rechtzeitig<br />
Ganztagsschule, als Jelka 14 und damit zu<br />
alt für den Hort geworden war, aber noch<br />
zwei Schuljahre vor sich hatte.<br />
Im vielseitigen Nachmittags-Angebot<br />
der Schule suchten wir aus: montags Tanzen,<br />
dienstags Musik auf dem Keyboard,<br />
mittwochs Kochen, donnerstags Gesellschaft<br />
sspiele, freitags Kunst (Töpfern). Später<br />
bestand ich darauf, dass sie auch Grundkenntnisse<br />
am PC lernen konnte.<br />
Berufsvorbereitung in der<br />
Gesamtschule ernst genommen<br />
Die Geschwister-Scholl-Gesamtschule legt<br />
viel Wert auf Berufsvorbereitung und hat<br />
dafür bereits eine Auszeichnung bekommen.<br />
So machte Jelka in der achten Klasse<br />
ihr erstes Berufspraktikum im Kindergarten<br />
des DRK. In der neunten Klasse<br />
gab es mit Hilfe eines Projektes der Hamburger<br />
Arbeitsassistenz (BEO) ein dreiwöchiges<br />
Praktikum in der Kantine von SPAR<br />
in Schenefeld, wo sie Geschirr aus der Spülmaschine<br />
in Schränke räumen, Tische abwischen<br />
und Stühle aufräumen durft e.<br />
Die Schule führte jeweils im Jahrgang<br />
10 speziell mit der Integrations-Klasse ein<br />
Jahr lang ein „Restaurantprojekt“ durch:<br />
An einem Tag in der Woche lernten die Jugendlichen<br />
Kochen und Gäste zu bedienen<br />
und anderes wie in einem Restaurant.<br />
Dazu wurde in der kleinen Pausenhalle eine<br />
schmackhaft e günstige Mahlzeit angeboten.<br />
Dieses bewährte Projekt wurde in die später<br />
entstehende Cafeteria eingebunden, die<br />
von der G 13 (Gewerbeschule) bewirtschaftet<br />
wird. Am Dienstag übernimmt jeweils<br />
die Klasse 10c die Arbeit.<br />
... es läuft nicht alles nach Plan<br />
Durch die Teilnahme Jelkas an dem Restaurant-Projekt<br />
ging ich davon aus, dass sie<br />
nach der Schule in diese G13 kommen würde<br />
und dann in der gewohnten Umgebung<br />
weiterarbeiten könnte. Wir hatten uns um<br />
einen entsprechenden Platz beworben. (Integration<br />
hört nach zehn Jahren schon auf.)<br />
Leider haben wir den Platz dann nicht gekriegt<br />
und mussten uns neu orientieren:<br />
Ein anderes Modellprojekt, das uns<br />
ebenfalls interessierte und in dem Jugendliche<br />
– angeblich auch mit geistiger Behin-<br />
� � ERFAHRUNGSBERICHT<br />
derung – zur „Kita-Helferin“ ausgebildet<br />
wurden, lief aus. Wir bekamen bei einem<br />
Besuch im Schulinformationszentrum zu<br />
hören, dass dieses Projekt leider nicht weitergeführt<br />
würde.<br />
Berufsvorbereitungsklasse<br />
in der Handelsschule<br />
Der Sozialpädagoge der GSG-Schule riet<br />
uns zu einer Bewerbung für die H12 (Handelsschule<br />
mit integrativen Berufsvorbereitungsklassen)<br />
in der Kellinghusenstraße,<br />
weil das Aufgabengebiet in seiner Vielseitigkeit<br />
eine gute Weiterbildungschance wäre.<br />
Jelka kam also in die integrative Berufsvorbereitungsklasse<br />
der H12, die für den<br />
Laden „BARUKA“ in der Kellinghusenstraße<br />
zuständig war: Lagerhaltung, Verkauf,<br />
Verwaltung.<br />
Das Angebot der Schule, dort den Hauptschulabschluss<br />
nachzuholen, war glücklicherweise<br />
für einige Klassenkameraden<br />
nützlich, kam aber leider für Jelka nicht in<br />
Frage.<br />
Jelka ging jeden Morgen (mit Fahrdienst)<br />
gern in diese Klasse, deren Lehrerinnen bisher<br />
keine Erfahrungen mit Schülern mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hatten, sich aber interessiert<br />
und freundlich-liebevoll auf meine<br />
Tochter einließen. Sie gaben sich sehr viel<br />
Mühe, Aufgaben für sie zu fi nden, da sie<br />
im Verkauf wegen ihrer Sprachprobleme<br />
kaum einzusetzen war. Ihr Maltalent wurde<br />
für Schaufensterdekorationen genutzt,<br />
Sie lernte, die Kaff eekasse mit Hilfe des Taschenrechners<br />
zu kontrollieren und abzurechnen,<br />
Lagernummern zu vergleichen<br />
und Kleinteile im Lager einzuräumen.<br />
Wenn es keine anderen Arbeiten für sie<br />
gab, übte sie am PC, suchte sie sich Internet-Adressen<br />
aus Prospekten und rief diese<br />
auf. Wenn wir unterwegs waren, fragte sie<br />
nach den www-Adressen, um sie am nächsten<br />
Tag in der Schule anzusehen. Tiere,<br />
Weihnachtsbilder und -texte durft e sie ausdrucken.<br />
Die Lehrerinnen bedauerten, dass ihnen<br />
die Möglichkeiten fehlten, Jelka gezielter zu<br />
fördern und zu unterstützen, fanden aber<br />
einen Weg, sie positiv zu beschäft igen. Am<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008 63