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Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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� � SPRACHE<br />

men der Kinder wurden aus Gründen des<br />

Datenschutzes von mir geändert.)<br />

Die Kinder meiner Klasse:<br />

Marcel<br />

Marcel ist neun Jahre alt und hat eine allgemeine<br />

Entwicklungsstörung. Er hat keine<br />

Hörbehinderung, aber Teilleistungsstörungen<br />

in nahezu allen Bereichen. Marcel<br />

stammt aus einer sozial schwachen Familie<br />

und verbringt den Tag in der Heimstätte.<br />

Sein Sprachstand entspricht ungefähr dem<br />

eines Sechsjährigen.<br />

Pawel<br />

Pawel ist ein zehnjähriger Bub mit <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> aus einer polnischen Familie. Mit<br />

sieben Jahren hatte Pawel Paukenröhrchen.<br />

Sein auditives Wahrnehmungsvermögen<br />

und die auditive Merkfähigkeit sind wie bei<br />

vielen Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> leicht<br />

eingeschränkt. Er spricht hauptsächlich in<br />

Zwei-Wort-Sätzen mit Nomen-Infi nitiv-<br />

Verbindungen. Zu Hause wird vor allem<br />

Polnisch gesprochen.<br />

Anna<br />

Anna ist neun Jahre alt. Sie zeigt massive<br />

Entwicklungsverzögerungen in allen Bereichen<br />

und wird nach dem ASO-Lehrplan<br />

beschult. Annas Mutter ist Ungarin<br />

und auch mit der Oma wird zum Teil Ungarisch<br />

gesprochen. Anna scheint sowohl<br />

auf Ungarisch als auch auf Deutsch sehr<br />

viel zu verstehen und spricht mit der Mutter<br />

in Ein- und Zwei-Wort-Sätzen. Dabei<br />

vermischt sie oft ungarische mit deutschen<br />

Wörtern. Da sie mit niemandem spricht außer<br />

ihrer Mutter, ist der Stand ihrer Sprachentwicklung<br />

schwer einzuschätzen. Seit<br />

kurzem spricht Anna einzelne Wörter auf<br />

Deutsch, meist Nomen, auch in der Klassensituation.<br />

Zoran<br />

Zoran ist ein zwölfj ähriger Bub aus einer serbischen<br />

Familie. Er hat eine mittel- bis hochgradige<br />

Hörbehinderung, die erst im Alter<br />

von vier Jahren entdeckt wurde. Zoran war<br />

eine Frühgeburt (ca. 950 Gramm Geburtsgewicht)<br />

und weist leichte Entwicklungsverzögerungen<br />

auf. Die Eltern sprechen sehr<br />

wenig Deutsch, zu Hause wird ausschließ-<br />

42 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008<br />

lich Serbisch gesprochen. Er hat eine jüngere<br />

Schwester, die gut Deutsch spricht und völlig<br />

altersgemäß entwickelt ist. Zoran kann nur<br />

wenige Bilder und Gegenstände lautsprachlich<br />

auf Deutsch richtig benennen, sein visuelles<br />

Gedächtnis jedoch ist sehr gut entwickelt.<br />

Über die deutsche Schrift sprache hat<br />

er einen recht großen passiven Wortschatz<br />

entwickelt. Seine Wünsche und Bedürfnisse<br />

kann er lautsprachlich nur in Ein-Wort-Sätzen<br />

ausdrücken und ist meist auf das Zeigen<br />

und Hantieren mit konkreten Dingen angewiesen.<br />

Durch die Betonung der wichtigen Wörter und die Visualisierung<br />

des Gesprochenen wird den Kindern das Verstehen erleichtert.<br />

Yvonne<br />

Yvonne ist 15 Jahre alt und seit einer Herzoperation<br />

als Baby geistig schwerstbehindert.<br />

Sie ist Spastikerin und braucht im<br />

Alltag viel Hilfe. Yvonne hat große Konzentrationsprobleme,<br />

ihre Sprache ist aber<br />

sowohl passiv als auch aktiv verhältnismäßig<br />

gut entwickelt. Mit eintrainierten Reihensätze<br />

und Floskeln kann sie ihre momentanen<br />

Bedürfnisse gut ausdrücken und<br />

auch ein einfaches, kurzes Gespräch mit ihr<br />

ist möglich.<br />

3. Eine neue Idee – Der Einsatz<br />

von GuK in meiner Klasse<br />

Im September 2006 nahm ich im Rahmen<br />

der 2. Österreichischen <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

Tagung in Salzburg am Workshop „Gebärdenunterstützte<br />

Kommunikation“ von Frau<br />

Prof. Dr. Etta Wilken teil. Da ich schon im<br />

Jahr davor aus persönlichem Interesse heraus<br />

mit einem ÖGS-Kurs begonnen hatte,<br />

interessierte mich diese Methode der unterstützten<br />

Kommunikation sehr.<br />

Obwohl Prof. Dr. Wilken diese Methode<br />

für jüngere Kinder entwickelte, wollte<br />

ich versuchen, die gebärdenunterstützte<br />

Kommunikation im Unterricht mit meinen<br />

Schülern/-innen anzuwenden. Durch meinen<br />

Gebärdensprachkurs hatte ich bereits<br />

einen guten Grundwortschatz erworben,<br />

der es mir ermöglichte, einige Basisgebärden<br />

der ÖGS an meine Schüler/-innen weiterzugeben.<br />

Die Gebärden und den Wortschatz<br />

wählte ich nach der Bedeutung für<br />

die Kinder oder unseren Wochenthemen<br />

aus.<br />

Das von Frau Prof. Dr. Wilken entwickelte<br />

Arbeitsmaterial für den Einsatz von<br />

GuK verwendete ich nicht, da es sich dabei<br />

um Gebärden der Deutschen Gebärdensprache<br />

(DGS) handelt. Ich stellte selbst<br />

Bild- und Wortkarten für meine Schüler/<br />

-innen her. Anders als beim Arbeitsmaterial<br />

von Frau Prof. Dr. Wilken benutzte ich<br />

jedoch keine Bilder der Gebärden, sondern<br />

zeigte den Kindern die Gebärden immer<br />

wieder selbst. Ein selbstständiges Lernen<br />

der Kinder mit dem Material war in diesem<br />

Fall nicht möglich. Die meisten Kinder<br />

merkten sich die Gebärden dennoch<br />

erstaunlich schnell und benötigten nur wenige<br />

gezielte Übungen zur Festigung.<br />

Didaktische Überlegungen zum<br />

Einsatz von GuK<br />

Zu Beginn verwendete ich fast ausschließlich<br />

Nomen. Diese Gebärden konnte ich auf<br />

einfache Weise mit Bildern, Gegenständen<br />

oder Hinzeigen verknüpfen. Die ersten Gebärden,<br />

die ich den Kindern zeigte, waren<br />

die Namen der Farben.<br />

Dann folgten die Namen der Verkehrsmittel,<br />

die wir bei unseren Ausfl ügen verwenden,<br />

die Namen täglich gebrauchter<br />

Schulsachen und Gegenstände im Raum<br />

(Musik, Computer, Spielsachen, …).<br />

Natürlich auch sehr wichtige Wörter wie<br />

Mama, Papa, Oma, Opa, Kind, Haus, Auto,<br />

Baum, Ball, Rad, Danke, Bitte, usw.<br />

Ich grenzte dabei die Auswahl nicht bewusst<br />

ein, sondern zeigte den Kindern Gebärden,<br />

wenn ich merkte, dass ein bestimmter<br />

Begriff im Alltag der Kinder von<br />

Bedeutung war oder das Verstehen dadurch<br />

erleichtert wurde.<br />

Die ersten Verben, die die Kinder kennenlernten,<br />

waren zum Teil natürliche Gebärden,<br />

wie z.B. essen, trinken, anziehen,<br />

…<br />

Darauf folgten Verben der ÖGS wie arbeiten,<br />

spielen oder lesen, die wir gemeinsam<br />

erarbeiteten.<br />

Einen Großteil der Gebärden nahmen<br />

die Kinder durch reines Beobachten auf.<br />

Adjektive wie z.B. groß, schnell oder laut<br />

nahmen die Kinder durch das Beobachten<br />

meiner Erklärungen im Alltag in ihren<br />

Wortschatz auf, ohne dass sie dafür eine<br />

konkrete Erarbeitung benötigten.<br />

Wichtige Adjektive im Schulalltag meiner<br />

Klasse sind: groß, klein, leise, laut, brav,<br />

schnell, langsam, viel, schön, gut, schwer,<br />

leicht, traurig, lustig, spannend, …<br />

Ebenso verwendete ich einige abstrakte<br />

Begriff e „nebenher“ bei Erklärungen und so<br />

wurden auch diese zu einem fi xen Bestandteil<br />

des passiven Wortschatzes der Kinder.

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