Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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FÖRDERUNG<br />
Ready! Go! Splash! – Ein besonderer<br />
Schwimmkurs in England<br />
Wolfram Schneider<br />
A<br />
ls unsere Tochter Alma vier Monate<br />
alt wurde, begannen wir, nach<br />
einer Aktivität zu suchen, die ihre Bobath-Physiotherapie<br />
ergänzen würde,<br />
die sie aufgrund ihres <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />
verschrieben bekommen hatte. Da ich<br />
mich zu dieser Zeit aus beruflichen<br />
Gründen in London aufhielt und häufig<br />
Besuch von Alma und ihrer Mutter bekam,<br />
hörte ich mich auch dort um und<br />
bekam von Freunden die Empfehlung,<br />
es mit dem „Little Dippers“-Schwimmkurs<br />
zu versuchen.<br />
Es stellte sich heraus, dass dies kein<br />
normaler Baby-Schwimmkurs war. Das<br />
Hauptziel des Programms bestand darin,<br />
den Kleinen ein Sicherheits-Verhalten<br />
beizubringen, falls sie aus Versehen<br />
ins Wasser fallen würden. Am Ende des<br />
Kurses sollten die Babys in der Lage<br />
sein, nach unfreiwilligem Untertauchen<br />
durch Strampeln wieder an die Wasseroberfläche<br />
zu gelangen, über Wasser mandos“ begleitet (wie „Ready! Go! And In der Mittelstufe des Kurses wurden die<br />
zu atmen, sich herumzudrehen und sich splash!“), so dass die Kleinen verstehen Tauchzeiten dann kontinuierlich verlän-<br />
am nächstbesten Objekt festzuhalten. konnten, was mit ihnen geschehen würgert* und neue Techniken eingeführt.<br />
Ein bisschen ungläubig, aber ungede. Alma kam das Ganze zuerst etwas (*Im Gespräch mit Almas Logopädin erheuer<br />
neugierig beschloss ich, bei den unheimlich vor, mit der Zeit aber fand fuhren wir später, dass dieses Training<br />
„Little Dippers“ anzurufen und mich sie immer mehr Vergnügen daran. ihrer Lungen, wenn es fortgesetzt wird,<br />
nach einem Platz für Alma zu erkundi- Bei allen weiteren Schritten, die un- auch einen positiven Einfluss auf ihre<br />
gen. Als ich der Direktorin Lauren Heterrichtet wurden, spielte die Wort-Be- Sprachfertigkeiten haben würde.)<br />
ston erklärte, dass Alma ein besonderes wegungs-Assoziation (wie: Strampeln! In dieser Stufe wurde auch damit<br />
Baby war, bot sie sofort an, ohne Warten Drehen! Festhalten!) eine große Rolle. begonnen, die Babys für kurze Zeit sich<br />
im nächsten Kurs anzufangen. Lauren Wir waren erstaunt, wie gut Alma un- selbst im Wasser zu überlassen. Sie<br />
hatte schon einige Babys mit <strong>Down</strong>-Synter diesen Umständen und durch dieses tauchten ins Wasser und wurden für ein<br />
drom unterrichtet und unterstützt die Prinzip bestimmte Anweisungen zu be- paar Sekunden losgelassen, um dann<br />
englische <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e Association folgen lernte. Auch außerhalb des Kur- selbstständig nach dem unter Wasser<br />
(DSA). Das ermutigte uns natürlich und ses wendeten wir dann einiges davon hingehaltenen Arm des Vaters oder der<br />
so begannen wir mit den ersten Grund- an, z.B. beim Lernen des Hinauf- und Mutter zu greifen und sich festzuhalten.<br />
übungen – zu Hause, in der Badewanne Hinunterkrabbelns von Treppen. Diese Übung beherrschte Alma erstaun-<br />
– und machten unsere Tochter mit dem Als es im Kurs dann zum ersten Taulich schnell, sie entwickelte einen über-<br />
Element Wasser vertraut.<br />
chen kam, waren alle Eltern doch etwas aus festen Griff – untergehen würde sie<br />
Beim ersten Besuch des warmen nervös und brauchten die Bestätigung bestimmt nicht!<br />
Therapiebeckens wurden diese Übun- von Lauren, dass die natürlichen Refle- Eine große Herausforderung war<br />
gen fortgesetzt, um Alma und ihre fünf xe eines jeden Babys verhinderten, dass für sie jedoch eine ziemlich komplexe<br />
Co-Schwimmer an die neue Umgebung es unter Wasser versuchen würde zu Unterwasserdrehung, bei der ein Hin-<br />
und die Gruppe zu gewöhnen. Schon atmen. Zu unserem Erstaunen blieben einfallen des Babys in den Pool simuliert<br />
bald wurden die Babys an das Eintau- fast alle Kleinen auch ganz ruhig, als sie wurde und es anschließend selbst aufchen<br />
ins Wasser und das Treiben an der nach „Ready! Go!“ kurz unter Wasser tauchen und zum Beckenrand zurück-<br />
Wasseroberfläche herangeführt. Alle getaucht und wieder hochgeholt wurfinden sollte.<br />
Übungen wurden mit speziellen „Komden. Es dauerte eine ganze Weile, bis<br />
34 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. 56, Sept. 2007<br />
Fördermitgliedschaft<br />
76 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
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Alma genügend strampelte, und in der pe bleiben konnten, auch wenn Alma<br />
kurzen Zeit, die das Auftauchen und nicht so recht strampelte oder die Un-<br />
das Festhalten dauern durften, entterwasserdrehung meisterte. Lauren<br />
sprechend reagieren konnte. Als ich sie Heston machte daraus nie ein Problem.<br />
dann aber während einer Wiederholung Im Gegenteil wurde Alma, als wir uns<br />
der letzten Stufe letztendlich doch von entschieden hatten, die letzte Stufe zu<br />
selbst auftauchen und sich zur Pool- wiederholen, zum „Showgirl“ gemacht,<br />
wand drehen sah, war ich so begeistert, d.h., sie durfte den „Neulingen“ in die-<br />
dass ich sie, noch bevor sie sich an der sem Niveau die unbekannten Übungen<br />
Seite festhalten konnte, hochnahm und demonstrieren.<br />
mit Lob überschüttete.<br />
In der Fortgeschrittenen-Klasse Unsere Erwartungshaltung hat sich<br />
wurde das Hineinfallen ins Wasser im- geändert: Alma kann mehr!<br />
mer realistischer geübt, indem die auf Insgesamt tat dieses Programm also<br />
dem Beckenrand sitzende Lehrerin die nicht nur Almas genereller Fitness gut,<br />
Babys mit Schwung losließ, so dass sie – ihrem Herzen und ihren Lungen, ihrer<br />
mit viel Gespritz im Wasser landeten. Koordinations- und Wahrnehmungsfä-<br />
Zuerst mutete das Ganze ziemlich hart higkeit, es war auch für uns Eltern eine<br />
an, aber zu unser aller Verwunderung besondere Erfahrung, zu sehen, wie fä-<br />
machten die Babys wieder fast kein Gehig unsere besondere Tochter in vielen<br />
wese daraus. Der besondere Lerneffekt, Bereichen wirklich ist. Im Rückblick<br />
den ich in diesem Vorgang sah, war, denke ich, dass sie auch deshalb so viel<br />
dass Alma schnell mit ihrer besonderen erreichen konnte, weil die Lehrerinnen<br />
Lage umgehen und sich aus ihr wieder ihr ganz und gar zutrauten, den Anfor-<br />
herausmanövrieren musste. Wenn ich derungen des Kurses gerecht werden zu<br />
sie mir heute anschaue, scheint sie mir können. Sie gingen mit ihr so liebevoll<br />
ein recht furchtloses kleines Persönchen und fordernd um wie mit den anderen<br />
zu sein, wofür wir sicher dem „Little Babys, und Alma wurde auch von al-<br />
Dippers“-Team eine „Mitschuld“ geben<br />
können.<br />
Am Anfang des Kurses hatten wir erwartet,<br />
dass wir mit Alma die eine oder<br />
andere Stufe wiederholen müssten, bevor<br />
wir zum nächsten Schwierigkeitsgrad<br />
zugelassen würden. Auf diese<br />
Weise hätten wir ständig die Gruppen<br />
wechseln müssen. Zu unserer Freude<br />
stellten wir aber fest, dass wir während<br />
der neun Monate, die für die vier Stufen<br />
vorgesehen sind, in derselben Grup-<br />
FÖRDERUNG<br />
len anderen Eltern genauso angefeuert<br />
wie der Rest der Klasse, wenn sie eine<br />
Übung ausprobierte.<br />
Ich hoffe, dass wir noch einige solche<br />
Erfahrungen wie diese machen dürfen<br />
– ein großes Dankeschön an Lauren<br />
und alle Mitarbeiter von „Little Dippers“<br />
dafür! Wir haben definitiv einen anderen<br />
Blickwinkel bekommen auf das, was<br />
wir voneinander erwarten können, und<br />
erlebt, wie viel Spaß wir beim Lernen<br />
neuer Dinge in begeisterungsfähigen<br />
und toleranten Gruppen wie dieser haben<br />
können.<br />
Wolfram Schneider,<br />
stolzer Vater von Alma<br />
„Little Dippers“ haben ihr Domizil in<br />
Brighton, Großbritannien.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.littledippers.co.uk.<br />
Vielen Dank für die Bereitstellung der<br />
Aufnahmen an Waterbaby-Fotografin<br />
Daniella Boutin.<br />
Schwimmkurs in Berlin?<br />
Almas Eltern könnten bei Interesse<br />
Workshops mit Lauren Heston in Berlin<br />
organisieren.<br />
Nachfragen bitte an:<br />
wolframschneider@hotmail.com oder<br />
telefonisch unter<br />
030/48479913.<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. 56, Sept. 2007 35<br />
gen sowie Erfahrungsberichte von Eltern.<br />
Leben mit<br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
der Kinder mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Kognitive Fähigkeiten und Erziehungsbedürfnisse<br />
von Kindern mit Trisomie 21<br />
Sebastian – Die Geschichte einer Depression<br />
Pränataldiagnostik – Eine repräsentative<br />
Befragung Schwangerer<br />
Medienbilder behinderter Menschen<br />
Ich möchte die Arbeit des Deutschen <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>InfoCenter</strong>s<br />
(Träger: Selbsthilfegruppe für Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und ihre Freunde e.V.)<br />
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Der Mindestbeitrag beträgt Euro 30,–.<br />
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Unser Kind mit DS ist am ……………………………… geboren und heißt ……………………………………………………………………………………...........................................………<br />
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<strong>Nr</strong>. 56 / Sept. 2007<br />
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