Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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ders aufgebauten Hindernisparcours. Das<br />
Führen der Tiere fordert hierbei natürlich<br />
die volle Konzentration des Klienten, der<br />
dadurch oft Wege überwindet, die ohne<br />
Tier eine Panikattacke bei ihm hervorgerufen<br />
hätten.<br />
Diese Erfolge im Parcours werden ebenfalls<br />
durch Fotos dokumentiert und dienen<br />
dazu, dass der Klient sich immer wieder<br />
an das Erfolgserlebnis erinnern kann. Erst<br />
wenn er ganz sicher ist, üben wir dieselben<br />
Wege auch ohne Tier.<br />
Lama-Therapie – eine von<br />
verschiedenen tiergestützter<br />
Therapieformen<br />
Lama-Th erapie ist einerseits wohnortnah<br />
möglich, andererseits auch in Form einer<br />
relativ kostengünstigen Kurzzeittherapie.<br />
Hierbei verbringt die ganze Familie einen<br />
gemeinsamen Urlaub bei uns, die therapeutischen<br />
Sitzungen sind ebenso Bestandteil<br />
des Urlaubes wie die Erarbeitung eines Förderplanes,<br />
der dann am Heimatort weiter-<br />
verfolgt werden kann.<br />
Den Anbietern der Lama-Th erapie liegt<br />
es völlig fern, andere tiergestützte Th erapieformen<br />
zu bewerten oder sich mit ihnen<br />
zu vergleichen. Jedes Tier kann für einige<br />
Klienten gut sein, für andere Klienten nicht.<br />
Gerade bei Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
ist der Einsatz von Lamas jedoch vorteilhaft<br />
, einige Gründe wurden bereits genannt.<br />
Hinzu kommt, dass jede Th erapie auch gewisse<br />
Abstraktionsfähigkeiten bei den Klienten<br />
voraussetzt: Gemachte Erfahrungen<br />
müssen auf andere Situationen übertragen<br />
werden können. Da die Lama-Th erapie an<br />
Land stattfi ndet und nicht im Wasser, können<br />
Menschen mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die in<br />
den meisten Fällen Beeinträchtigungen im<br />
Bereich der Abstraktionsfähigkeit haben,<br />
wesentlich leichter Erfolgserlebnisse während<br />
der therapeutischen Sitzungen in ihre<br />
alltägliche Lebensführung integrieren.<br />
Worauf sollten Sie achten, wenn Sie<br />
eine gute Lama-Therapie für Ihren<br />
Angehörigen suchen?<br />
Zu dieser Fragestellung zunächst die Defi -<br />
nition der tiergestützten Th erapie:<br />
AAT (Aus: Delta Society 07.01.2001:<br />
Standards of Practice for Animal-Assisted-<br />
Th erapy = AAT) ist ein normaler Bestandteil<br />
der Arbeit eines professionellen Arztes,<br />
Th erapeuten, Lehrers, Sozialarbeiters, Pädagogen<br />
oder Pfl egers. Das Tier muss in<br />
die Ausübung der berufl ichen Tätigkeit mit<br />
einbezogen sein. Dabei kann die Th erapie<br />
auch von einem Laien vorgenommen wer-<br />
Heike Höke ist staatlich anerkannte Heilerziehungspfl<br />
egerin, seit 1992 Gruppenbetreuerin<br />
in einer Wohnstätte der Lebenshilfe.<br />
Ausbildungsleiterin AATLA®: Animal Assisted<br />
Therapy with Llamas and Alpacas,<br />
Fachbereichsleiterin „Tiergestützte Therapie”<br />
des Vereins der Halter, Züchter und Freunde<br />
von Neuweltkameliden e.V.<br />
den, der aber von einem „Professionellen“<br />
angeleitet wird.<br />
AAT ist immer auf Ziele ausgerichtet,<br />
die erreicht werden sollen. Diese müssen im<br />
Vorfeld festgelegt und defi niert werden. Aktivität<br />
und Fortschritte während einer AAT-<br />
Sitzung werden genau dokumentiert.<br />
Aus der vorliegenden Defi nition der<br />
tiergestützten Th erapie wird deutlich, dass<br />
es nicht das Tier selbst oder allein ist, das<br />
heilt oder therapiert. Es ist deswegen wichtig,<br />
dass Sie sich genau über die berufl iche,<br />
staatlich anerkannte Berufsausbildung des<br />
Anbieters informieren.<br />
Lamas und Alpakas werden als therapeutische<br />
Begleiter in einen Behandlungsplan<br />
integriert, entscheidend jedoch ist in erster<br />
Linie die berufl iche Kompetenz des Anbieters<br />
einer tiergestützten Th erapie. Um professionell<br />
und seriös tiergestützt arbeiten<br />
zu können, muss zunächst eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung<br />
vorliegen, die es dem Anbieter/Th<br />
erapeuten ermöglicht, didaktisch<br />
und methodisch zu arbeiten, das heißt:<br />
Der Th erapeut muss aufgrund seiner berufl<br />
ichen Qualifi kation in der Lage sein, gemeinsam<br />
mit dem Patienten/Klienten oder<br />
stellvertretend für ihn eine Hilfeplanung zu<br />
entwickeln und mit angemessenen Mitteln<br />
durchzuführen.<br />
Der tiergestützt arbeitende Th erapeut<br />
kann u.a. folgende Berufsausbildung haben:<br />
Arzt, Lehrer, Ergotherapeut, Psychologe,<br />
Physiotherapeut, Sozialarbeiter, Sozialpädagoge,<br />
Diplompädagoge, Heilpädagoge,<br />
Heilerziehungspfl eger, Arbeitserzieher. Nur<br />
mit einer entsprechenden berufl ichen Qualifi<br />
kation ist der Th erapeut in der Lage, eine<br />
qualitative Hilfeplanung zu erstellen und<br />
Fehlbehandlungen zu vermeiden.<br />
Der Th erapeut kann hierbei Mitarbeiter<br />
in einer Einrichtung oder Institution sein<br />
(u.a. Schulen, Praxen, Wohnheime, Werkstätten,<br />
Kliniken) und in ihrem Auft rag<br />
tiergestützt arbeiten oder die Th erapie als<br />
selbstständiger Anbieter durchführen.<br />
Wünschenswert ist ebenso eine berufliche<br />
Weiterbildung im Bereich der tiergestützten<br />
Pädagogik und tiergestützten<br />
� � FÖRDERUNG<br />
Th erapie. Hier gibt es in Deutschland mittlerweile<br />
einige Weiterbildungslehrgänge,<br />
die sich an den internationalen Ausbildungsstandards<br />
von ISAAT (International<br />
Society for Animal Assisted Th erapy) orientieren.<br />
Zusammen mit zwei Kolleginnen<br />
habe ich das Ausbildungsinstitut AATLA<br />
gegründet, zurzeit absolvieren dort 16 Studenten<br />
aus Deutschland, Luxemburg und<br />
Holland eine Ausbildung speziell für den<br />
pädagogischen und therapeutischen Einsatz<br />
von Lamas und Alpakas. �<br />
Weitere nützliche Informationen zum Thema<br />
fi nden Sie im Internet:<br />
www.lamatherapie.de<br />
www.lama-alpaka-therapie.de<br />
www.tiergestuetzte-therapie.de<br />
www.aatla.de<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008 57