Nr. 58 I Mai - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Wie bei allen Bewegungs- und Entspannungstechniken<br />
werden sich die meisten<br />
positiven Eff ekte – wenn man jetzt mal vom<br />
Spaß an der Bewegung absieht, der von Anfang<br />
an dabei und an sich natürlich positiv<br />
ist – nicht unmittelbar, sondern allmählich<br />
im Lauf der Zeit einstellen.<br />
Dass moTus für sich kein Kampfsport<br />
ist, wurde bereits erwähnt. Es wird niemals<br />
gekämpft , geschlagen – auch nicht, wenn<br />
Übungen mit Hilfsmitteln (z.B. Stöcken)<br />
oder sogar dem Schwert durchgeführt werden!<br />
Bei allen erfreulichen Auswirkungen<br />
kann moTus auch niemals eine Th erapie ersetzen,<br />
wenn es gilt, konkrete psychische<br />
oder physische Probleme zu behandeln. Es<br />
sollte bei schwerwiegenden Gebrechen (z.B.<br />
Epilepsie, Geschwüre, Depressionen, schwere<br />
Herz-Kreislauferkrankungen) ein Arzt befragt<br />
werden, um gegebenenfalls bestimmte<br />
Aktivitäten oder Übungen zu vermeiden.<br />
Auf jeden Fall muss der moTus-Trainer vorab<br />
über solche Probleme informiert werden.<br />
Und wie sieht das jetzt konkret<br />
aus?<br />
Es wurde bereits erwähnt, dass es keinerlei<br />
Voraussetzungen für die Teilnahme an<br />
einem moTus-Kurs gibt. Es ist praktisch<br />
kein Handicap denkbar, das ein Mitmachen<br />
„unmöglich“ machen würde. Einzig Spaß<br />
an der Sache ist notwendig – bequeme Kleidung<br />
und eine Decke oder Matte zum Hinlegen<br />
genügen vollkommen als Ausrüstung.<br />
Es wird barfuß oder – wem dies unangenehm<br />
ist – mit leichten Turnschuhen oder<br />
„Stoppersocken“ geübt. Die Räumlichkeit<br />
sollte idealerweise ruhig und hell sein. Eine<br />
Deckenhöhe von mindestens drei Metern<br />
wäre wünschenswert. Bei passendem Wetter<br />
kann sehr gut unter freiem Himmel geübt<br />
werden.<br />
Eine moTus-Stunde ist immer in mehrere<br />
Abschnitte gegliedert. Es wird ein fester<br />
Ablauf eingehalten, die teilnehmenden Personen<br />
werden sich im Laufe eines Kurses<br />
also an ein bestimmtes Ritual gewöhnen<br />
können. Das ist insbesondere für Kinder<br />
und Menschen mit Kommunikationsproblemen<br />
wichtig. moTus stellt also kein<br />
Sporttraining dar, sondern ein ganzheitliches<br />
Konzept, bei dem die Bewegungsübungen<br />
(wir sprechen wie beim QiGong<br />
von „Formen“) in einem Kontext aus Gesprächen<br />
sowie Entspannungsübungen stehen.<br />
Der typische Ablauf einer moTus-Stunde<br />
im Kinder- und Jugendbereich sieht zum<br />
Beispiel so aus:<br />
1. Begrüßungsrunde<br />
Kennenlernen (am Anfang des Kurses),<br />
Refl exion, Erklärungen zur bevorstehenden<br />
Stunde und zu den Übungen, durchaus<br />
auch ein wenig Wissensvermittlung.<br />
2. Einstimmung<br />
Bewegungsspiel (ganz unterschiedlich, je<br />
nach Alter und „Trainingszustand“) und<br />
zur Überleitung dann Atemübungen bzw.<br />
andere grundlegende Techniken (richtiges<br />
Stehen, Haltung etc.).<br />
3. Erlernen/Üben/Wiederholen von<br />
moTus-Form(en)<br />
In der Regel werden in jeder Stunde zwei<br />
bis vier Formen geübt, die unterschiedliche<br />
Körperbereiche ansprechen. Je nach<br />
Möglichkeit werden diese Formen im Laufe<br />
eines Kurses verfeinert und ausgebaut.<br />
� � FÖRDERUNG<br />
Bei jüngeren Kindern wird das Ganze in<br />
eine Fantasiegeschichte eingebettet, bei<br />
der man „durch den Wald schleicht“, „wie<br />
ein Rabe fl iegt“ oder „den Schwarzen Ritter<br />
verjagen“ muss. Am Ende eines Kurses<br />
wird jeder Teilnehmer im Rahmen seiner<br />
individuellen Möglichkeiten eine komplette<br />
Form, bestehend aus mindestens vier Einzelübungen,<br />
erlernt haben.<br />
4. Ausklang<br />
Es folgt das Erlernen einer Entspannungsübung<br />
– entweder aktiv oder das „moTus:<br />
Bewegt Werden“, bei dem der Anleiter oder<br />
die Teilnehmer gegenseitig die Arme und<br />
Beine des Behandelten mit sanft en Bewegungen<br />
lockern. Bei Kindergruppen kann<br />
es auch „nötig“ sein, nochmals ein Bewegungsspiel<br />
zu machen, etwa wenn die Konzentration<br />
nicht mehr ausreicht. Wichtig<br />
ist, dass es einen Ausklang gibt, der den<br />
Körper von der konzentrierten Bewegungsform<br />
zum Alltag zurückführt.<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>58</strong> I <strong>Mai</strong> 2008 53