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Research Group Heussler (Malaria I) - Bernhard-Nocht-Institut für ...

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Zusammenfassung des Sprechers<br />

Die Sektion Parasitologie stellt die größte Sektion des <strong>Institut</strong>s<br />

dar. Sie umfasst die Abteilung <strong>für</strong> Molekulare Parasitologie,<br />

die Abteilung <strong>für</strong> Biochemie sowie verschiedene<br />

Arbeitsgruppen, die über unterschiedliche medizinisch<br />

bedeutsame Parasiten arbeiten. Schwerpunkte waren<br />

Arbeiten zur Amöbiasis, Leishmaniasis und <strong>Malaria</strong>,<br />

drei der wichtigsten Humanparasitosen mit erheblichem<br />

Einfluss auf Morbidität und Mortalität in vielen tropischen<br />

und subtropischen Ländern (ausgewählte Projekte sind<br />

in den folgenden Beiträgen dargestellt).<br />

Die Arbeiten zur Amöbiasis wurden in der Abteilung<br />

<strong>für</strong> Molekulare Parasitologie durchgeführt. Als Teil eines<br />

Konsortiums zur Sequenzierung des Entamoeba histolytica<br />

Genoms haben Mitglieder der Abteilung verschiedene<br />

Projekte durchgeführt. Diese umfassten die Analyse<br />

des RNA-Spleißens, genetische Vergleiche zwischen<br />

E. histolytica und der nah verwandten aber apathogenen<br />

Spezies E.dispar, sowie die Charakterisierung von Cystein-Proteinasen.<br />

Letztere stellen einen der Hauptpathogenitätsfaktoren<br />

dar, welcher <strong>für</strong> die außergewöhnlich<br />

starke gewebszerstörende Aktivität der Amöben verantwortlich<br />

ist. Interssanterweise wurden im Genom von<br />

E. histolytica mindestens 30 verschiedene Gene <strong>für</strong> Cystein-Proteinasen<br />

gefunden, von denen einige in E. dispar<br />

fehlen (Iris Bruchhaus). Zusätzlich zur Genomforschung<br />

wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Medical College<br />

und dem Zentralkrankenhaus von Hué in Vietnam<br />

umfangreiche Arbeiten zur Epidemiologie und Behandlung<br />

von E. histolytica Infektionen durchgeführt, wobei<br />

neue Empfehlungen zur Behandlung der Amöbiasis erarbeitet<br />

werden konnten (Jörg Blessmann). Darüber hinaus<br />

wurde die Entwicklung einer Amöbiasisvakzine fortgeführt<br />

(Hannelore Lotter). Auf der Grundlage gram-negativer<br />

Bakterien, die bestimmte E. histolytica-Antigene über<br />

den Typ-III-Sekretionsweg exprimieren, wurde eine orale<br />

Vakzine generiert, die in Labortieren einen ausgezeichneten<br />

Schutz vor Amöbenleberabszessen bewirkt.<br />

Verschiedene Gruppen der Sektion Parasitologie haben<br />

sich der Forschung an Leishmanien gewidmet. Iris<br />

Bruchhaus und Mitarbeiter führten umfangreiche Proteomanalysen<br />

durch, um Änderungen des Proteinprofils zu<br />

studieren, die während der Umwandlung des Parasiten<br />

von der extrazellulären Form in der Überträgermücke zur<br />

intrazellulären Form im Makrophagen des Menschen auftreten.<br />

Unter Verwendung funktioneller Genetik hat die<br />

Gruppe um Joachim Clos verschiedene Gene identifiziert,<br />

die den Spezies-spezifischen Tropismus von Leishmanien<br />

beinflussen. Darüber hinaus wurden mit derselben<br />

Strategie verschiedene Gene isoliert, die <strong>für</strong> Medikamentenresistenz<br />

von Leishmania donovani und L. infantum<br />

verantwortlich sind. Zusätzlich wurde ein neues Gen<br />

identifiziert, das den Zellzyklus beeinflusst und die Virulenz<br />

der Leihmanien in vivo unterdrückt. Die Gruppe um<br />

Martin Wiese hat Arbeiten zum Signaltransduktionsweg<br />

von Leishmanien durchgeführt. Insgesamt konnten 9<br />

MAP-Kinasen in L. mexicana identifiziert werden, was vermuten<br />

lässt, dass dieser evolutionär relativ frühe Organsimus<br />

ähnliche Transduktionsmechanismen verwendet wie<br />

21<br />

höhere Eukaryonten. Zusätzlich wurde eine Map-Kinase-<br />

Kinase identifiziert, die an der Organisation der Flagelle<br />

und der Längenkontrolle beteiligt ist. Ob diese Kinasen<br />

geeignete Zielstrukturen <strong>für</strong> die medikamentöse Behandlung<br />

von Leishmanien darstellen, ist Gegenstand aktueller<br />

Untersuchungen.<br />

Während der vergangenen Jahre wurde die <strong>Malaria</strong>forschung<br />

am BNI weiter ausgebaut und wird gegenwärtig<br />

in allen drei Sektionen des <strong>Institut</strong>s durchgeführt.<br />

Innerhalb der Sektion Parasitologie wurden frühere<br />

Arbeiten zum Polyaminstoffwechsel fortgeführt. Unter<br />

Verwendung genetischer Ansätze sowie hoch selektiver<br />

Inhibitoren konnte gezeigt werden, dass das bifunktionelle<br />

Enzym Ornithin-S-Adenosylmethionin-Decarboxylase<br />

von Plasmodium falciparum essentiell <strong>für</strong> das<br />

Wachstum des Parasiten ist und somit vermutlich ein<br />

exzellentes Zielmolekül <strong>für</strong> antiparasitäre Medikamente<br />

darstellt (Rolf D. Walter). Eine andere Zielstruktur, die<br />

Glutathion-S-Transferase konnte durch hochauflösende<br />

Strukturanalyse weiter charakterisiert werden, wodurch<br />

die Herstellung spezifischerer Inhibitoren ermöglicht<br />

wird (Eva Liebau). Das Überleben intrazellulärer Parasiten<br />

ist abhängig von ihrer Fähigkeit, den programmierten<br />

Zelltod, die Apoptose von Wirtszellen zu verhindern.<br />

Unter Verwendung des Maus-<strong>Malaria</strong>-Parasiten P. berghei<br />

als Modellsystem haben Volker <strong>Heussler</strong> und Mitarbeiter<br />

die Überlebensstrategien von Plasmodien während der<br />

Entwicklung vom Sporozoiten zum Merozoiten in Hepatozyten<br />

untersucht. Dabei konten sie zeigen, dass während<br />

der ersten beiden Tage der Infektion, der Parasit die<br />

Wirtszelle vor Apoptose schützt, während anschließend<br />

die Apoptose eingeleitet wird und reife Merozoiten freigesetzt<br />

werden. Der Prozess der Zellinvasion durch Plasmodien<br />

umfasst eine Anzahl unterschiedlicher Proteine,<br />

die in spezialisierten Organellen lokalisiert sind. Diese<br />

Proteine sind beteiligt an der Erkennung, Adhäsion und<br />

aktiven Invasion der Wirtszelle. Unter Verwendung der<br />

„Knock-out”-Technologie plant die neu etablierte Gruppe<br />

um Tim Gilberger zwei Aspekte der Erythrozyteninvasion<br />

durch P. falciparum zu untersuchen. Zum einen sollen<br />

neue Determinanten der Wirtszellinvasion ermittelt und<br />

zum anderen die Mechanismen des Proteintransportes<br />

zum Zielort charakterisiert werden.<br />

Neben den rein protozoologischen Arbeiten wurden<br />

außerdem Feldstudien durchgeführt, um diejenigen Vektoren<br />

zu charakterisieren, die <strong>für</strong> die Übertragung der<br />

Onchozerkose in einem umschriebenen Gebiet im Süden<br />

von Tansania verantwortlich sind (Andreas Krüger).<br />

Die Arbeiten sollen helfen die Frage zu klären, ob Vektorkontrolle<br />

zusammen mit medikamentöser Therapie<br />

besser zur Eliminierung der Onchozerkose in diesem<br />

Endemiegebiet geeignet ist.<br />

Die beiden in der Sektion Parasitologie angesiedelten<br />

Serviceeinheiten, die Elektronenmikroskopie und die<br />

DNA-Sequenziereinheit, haben sich als besonders hilfreich<br />

<strong>für</strong> die Umsetzung der verschiedenen Forschungsaktivitäten<br />

erwiesen, was unter anderem durch die große<br />

Zahl an durchgeführten Untersuchungen deutlich wurde.<br />

Egbert Tannich<br />

Parasitology Section

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