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19./20. Oktober 2013 / Nr. 42 dAS ulRiCHSBiSTum<br />
leOPOld-mOzART-zenTRum feieRT JuBilÄum<br />
viele Prüfungen bestanden<br />
„Augsburger Musikschule“ wurde vor 140 Jahren gegründet<br />
AUGSBURG – Sie überstand zwei<br />
Kriege, zahlreiche Umzüge und vor<br />
kurzer Zeit die drohende Schließung.<br />
Nun feiert sie einen runden<br />
Geburtstag: Die „Augsburger<br />
Musikschule“, heute bekannt als<br />
„Leopold-Mozart-Zentrum“<br />
(LMZ) der Universität Augsburg,<br />
feiert heuer ihr 140. Jubiläum.<br />
Talentschmiede:<br />
Im Leopold-<br />
Mozart-Zentrum<br />
an der Augsburger<br />
Maximilianstraße<br />
studieren<br />
Musiker aus aller<br />
Welt.<br />
Foto: Knauer<br />
Am 1. November 1873 öffnete<br />
die Musikschule nach einer Genehmigung<br />
durch die Königliche Regierung<br />
von Schwaben und Neuburg<br />
im ersten Stock der Augsburger<br />
Stadtmetzg ihre Pforten.<br />
Orgelspielerin Martina Hellmann<br />
hat 1995 in ihrer Diplomarbeit<br />
die Geschichte des Musikinstitutes<br />
gründlich recherchiert. Demnach<br />
wurden in der Anfangszeit Musiktheorie,<br />
Orgel, Klavier, Cello, Ensemblespiel,<br />
Solo- und Chorgesang<br />
unterrichtet, damals noch auf privater<br />
Basis. Alle zwei Wochen fanden<br />
am Sonntagnachmittag „Concerte“<br />
statt, die von den Auszubildenden<br />
bestritten wurden, zuerst in der<br />
Stadtmetzg, dann im Börsensaal. 37<br />
Schülerinnen und 56 Schüler nahmen<br />
das Studienangebot wahr.<br />
Initiator der Augsburger Musikschule<br />
war Hans Michael Schletterer.<br />
Der gebürtige Ansbacher war<br />
Schüler der Geigenlegende Louis<br />
Spohr und Musikdirektor der Universität<br />
Heidelberg, bevor er 1858<br />
Kantor bei St. Anna in Augsburg<br />
wurde. 1865 gründete er das städtische<br />
Orchester, 1866 den städtischen<br />
Oratorienverein. Beiden Ensembles<br />
wollte er durch die Gründung einer<br />
Musikschule „gründlicher und ernster<br />
geschulte Kräfte zuführen“.<br />
Finanziert wurde das Institut<br />
durch Förderungen und Schulgelder.<br />
Im Gründungsausschuss saßen<br />
neben August von Stetten der Bankier<br />
Ernst Schmid und Fabrikdirektor<br />
Karl Buz. Die Wirksamkeit der<br />
Einrichtung sei eine „höchst segensreiche“,<br />
schrieb Schletterer. Von der<br />
Stadt gefördert wurde die Musikschule<br />
ab 1880. Mitte der 1980er<br />
Jahre zog sie in die „Jesuitenkaserne“<br />
(Jesuitengasse 14) um.<br />
1926 wurde die Musikschule<br />
städtisches Konservatorium und<br />
zog in das Fuggerschlösschen in der<br />
Heilig-Kreuz-Straße um. Bis 1932<br />
wuchs die Studentenzahl auf 1200<br />
an. Im Februar 1944 brannte der<br />
ehemalige Wohnsitz Napoleons III.<br />
völlig ab, mit ihm auch Orgeln, Flügel,<br />
Noten und Unterlagen. Bereits<br />
im Jahr darauf wurde der Unterricht<br />
wieder aufgenommen. Es begannen<br />
Wanderjahre: Nacheinander waren<br />
die städtische Hilfsschule, die Mütterschule,<br />
das Stadttheater, zuletzt<br />
neun Jahre lang das Schaezlerpalais<br />
Unterrichtsort.<br />
Zum 75-jährigen Bestehen erhielt<br />
das Institut den Namen „Leopold-<br />
Mozart-Konservatorium der Stadt<br />
Augsburg“. 1955 konnte es in das<br />
wieder aufgebaute Deutschenbaurhaus<br />
in der Maximilianstraße 59<br />
einziehen, zusammen mit der „Albert-Greiner<br />
Sing- und Musikschule“<br />
und dem „Deutschen Singschullehrer-<br />
und Chorleiterseminar“.<br />
1973 avancierte das Institut zur<br />
Fachakademie. Seit 1993 wurden<br />
unter Rektor Christian Pyhrr Diplomlehrerprüfungen<br />
in Kooperation<br />
mit der Münchner Musikhochschule<br />
möglich – der erste Schritt zum<br />
Hochschulstatus. Im Wintersemester<br />
1999 nahm die neu gegründete<br />
Musikhochschule Augsburg/Nürnberg<br />
ihren Studienbetrieb auf.<br />
Ausgerechnet im Mozartjahr 2006<br />
drohte die Schließung der Augsburger<br />
Abteilung. Doch sie konnte abgewendet<br />
werden: 2008 wurde das<br />
Leopold-Mozart-Zentrum eingerichtet.<br />
Stephanie Knauer<br />
ein Knirschen im dachgebälk<br />
Die „lieblichste Tochter Roggenburgs“ wurde saniert<br />
SCHIEßEN – Die 1686 geweihte<br />
Pfarr- und Wallfahrtskirche Schießen<br />
im Landkreis Neu-Ulm wurde<br />
nach alten Aufzeichnungen bis<br />
1800 von „unzähligen Pilgerscharen“<br />
besucht. Schwere Schäden<br />
am Dachstuhl bedrohten jedoch<br />
das Gebäude. Die halbjährige<br />
Dachstuhl- und Außensanierung<br />
kostete rund 240 000 Euro.<br />
Schießens Kirchenpfleger Erich<br />
Gerstlauer traute seinen Ohren<br />
nicht. Ein leises Knirschen im Dachgebälk<br />
der zwischen 1681 und 1685<br />
erbauten Pfarr- und Wallfahrtskirche<br />
„Mariä Geburt“ in Schießen<br />
machte ihn bei einem Kontrollgang<br />
auf Verschiebungen am Kirchendach<br />
aufmerksam.<br />
Untersuchungen durch das Ingenieurbüro<br />
Müller und das Diözesanbauamt<br />
ergaben einen bedenklich<br />
schlechten Zustand des<br />
Dachgebälks. Teile der Mauerlatten,<br />
der Decken und Sparrenköpfe waren<br />
vollkommen morsch und von<br />
Hausschwamm durchsetzt. Die Sicherheit<br />
des Daches und damit der<br />
ganzen Kirche war gefährdet. Gesims<br />
und Außenmauer waren „Gott<br />
sei Dank stabil“.<br />
Seltene Bauweise<br />
Der auf seltene Weise gebaute<br />
doppelt liegende Dachstuhl mit<br />
Hängesäulen ist denkmalgeschützt.<br />
Da die letzte Außenrenovierung der<br />
Kirche vor 30 Jahren vorgenommen<br />
wurde, beschloss die Kirchengemeinde,<br />
sie mit der Dachsanierung<br />
zu verbinden. Nach zweijährigem<br />
Prüfungs- und Genehmigungsverfahren<br />
und einer damit einhergehenden<br />
Kostenermittlung konnten<br />
heuer im April die Sanierungsarbeiten<br />
beginnen. Deren Abschluss<br />
wurde bei einem Festgottesdienst<br />
mit dem Augsburger Bischofsvikar<br />
Prälat Karl-Heinz Knebel und Konzelebranten<br />
aus dem Kloster Roggenburg<br />
gefeiert.<br />
Berühmte Maler und Stuckateure<br />
wie Konrad Huber und Gaspare<br />
Mola gestalteten den Innenraum der<br />
Wallfahrtskirche. Sie war fast so viel<br />
wie eine zweite Klosterkirche, in der<br />
an Marienfesten häufig der Abt und<br />
der Konvent anzutreffen waren. Der<br />
bedeutendste Abt der Roggenburger<br />
Klostergeschichte, Georg Lienhardt,<br />
empfing am 7. August 1753 in Schießen<br />
die Abtweihe, da sich die neue<br />
Roggenburger Klosterkirche damals<br />
noch im Bau befand. Während seiner<br />
Regierungszeit wurde die Kirche<br />
in Schießen prächtig renoviert und<br />
ausgemalt. „Mariä Geburt darf mit<br />
vollem Recht die lieblichste Tochter<br />
Roggenburgs genannt werden“,<br />
ist der geschichtsbewusste Prior des<br />
Klosters, Pater Rainer Rommens,<br />
überzeugt.<br />
Von den 240000 Euro Gesamtkosten<br />
der Bau- und Renovierungsmaßnahmen<br />
übernimmt die Diözese<br />
Augsburg einen großen Anteil.<br />
Rund 40 Prozent muss die Kirchengemeinde<br />
selbst tragen. Rund<br />
300 Stunden ehrenamtliche Eigenleistung<br />
wurden eingebracht. „Mit<br />
Gottes Hilfe und mit der Hilfe von<br />
Freunden ist das Werk gelungen“,<br />
freute sich Roggenburgs Pfarrer Pater<br />
Johannes Baptist beim Festakt<br />
nach dem Gottesdienst. „Jetzt können<br />
sich die Gläubigen wieder unter<br />
einem sicheren Dach versammeln“,<br />
fügte Kirchenpfleger Erich Gerstlauer<br />
hinzu. Manfred Deger<br />
Mit einem Festzug und einem Festgottesdienst<br />
wurde die Sanierung der<br />
Pfarr- und Wallfahrtskirche Schießen gefeiert.<br />
Foto: Deger