Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
19./20. Oktober 2013 / Nr. 42 guTe unTeRHAlTung<br />
älung<br />
Ein äußerst nützliches Geschenk<br />
Pünktlich zu meinem<br />
Geburtstag lud ich meine<br />
Familie und Nachbarn<br />
ein – einesteils zu<br />
meinen Ehren, andernteils<br />
zu Lasten meines Budgets. Ich heuchelte<br />
reichlich Entzückung über die<br />
einfallslosen Geschenke, die mich zu<br />
erschlagen drohten. Nun reihte sich<br />
auch Nachbarin Ute in die Reihe der<br />
Gratulanten. Artig erzählte sie mir<br />
einen Spruch vom langen Leben.<br />
Dabei überreichte sie mir ein Päckchen.<br />
In ungeduldiger Erwartung<br />
entblätterte ich die bunte Verpackung,<br />
um danach ratlos einen handtuchgroßen<br />
braungelben Lappen in<br />
den Händen zu halten.<br />
„Ein tibetanisches Heiltuch!“,<br />
frohlockten meine Gäste wie aus einem<br />
Munde und klatschten vor Begeisterung<br />
in die Hände. Als hätten<br />
sie meine fragenden Blicke verstanden,<br />
sprachen alle mit unüberhörbarem<br />
Vorwurf in der Stimme: „Wie,<br />
du kennst das tibetanische Heiltuch<br />
nicht?“ So vorwurfsvoll, als sei ich<br />
der einzige Mensch im deutschsprachigen<br />
Raum Mitteleuropas, der von<br />
der wundersamen Heilkraft dieses<br />
Tuches noch nichts gehört hatte.<br />
Aber das sollte sich bald ändern:<br />
„Ich hatte einen schlimmen Tennisarm“,<br />
erzählte Klaus. „Meine Elle<br />
wickelte ich mit dem Tuch ein. Du<br />
wirst es nicht glauben, zwei Wochen<br />
später belegte ich bei den Clubmeis-<br />
terschaften einen beachtlichen 14.<br />
Platz!“ Beeindruckt gratulierte ich<br />
Klaus zu diesem Erfolg. Marga wusste<br />
zu berichten, dass durch Auflegen<br />
des Tuchs ihre nervöse Galle zur<br />
Beruhigung gekommen sei. Robert<br />
krempelte sein Hosenbei hoch und<br />
zeigte uns seine unsichtbare Arthritis<br />
am linken Knie, die dieses tibetanische<br />
Tuch beseitigt hatte. Ich<br />
war tief gerührt.<br />
„Aber was mach ich bei<br />
Kopf- oder Zahnschmerzen?“,<br />
wagte ich einen<br />
Einwand.<br />
„Dann legst du das<br />
Tuch nachts auf das<br />
Kopfkissen...“<br />
„Aber was ist, wenn ich um zehn<br />
Uhr während der Frühstückspause<br />
im Büro von diesen Schmerzen gepeinigt<br />
werde?“, fragte ich. „Ich kann<br />
mir doch nicht das Tuch in den<br />
Mund stecken. Oder mir das Tuch<br />
um den Kopf wickeln. Das sähe bestimmt<br />
albern aus.“<br />
Meine Gäste zerstreuten diesen<br />
Einwand. „Kopf- und Zahnschmerzen<br />
treten in der Regel mitten in der<br />
Nacht auf!“<br />
Dann tauchte das größte Problem<br />
auf: Ich war nämlich „pumperlgesund“!<br />
Ich hatte weder einen Tennisarm<br />
noch einen nervösen Magen<br />
und auch kein schlimmes Knie.<br />
Nicht einmal einen plombierten<br />
Zahn konnte ich nachweisen. Wie<br />
sollte ich also jemals die<br />
wundersame Heilkraft dieses Tuches<br />
am eigenen Körper erfahren?<br />
Doch schon am nächsten Morgen<br />
– ich wollte gerade mit einem sportlichen<br />
Sprung das Bett verlassen –<br />
traf es mich so schmerzlich im Kreuz,<br />
als hätte eine böse Hexe auf mich geschossen.<br />
Wie ein verunglücktes Fragezeichen<br />
verharrte ich regungslos<br />
vor dem Bett. Meine tiefbesorgte<br />
Frau eilte sofort herbei. „Leg dich<br />
wieder hin“, riet sie mir. Doch dann<br />
brach es aufgeregt aus ihr heraus:<br />
„Halt! Das tibetanische Heiltuch!<br />
Ich bring es dir, dann legst du dich<br />
darauf!“<br />
Nach drei Minuten streckte sie<br />
den Kopf wieder ins Schlafzimmer:<br />
„Schon besser?“<br />
„Nein“, war<br />
meine wehleidige<br />
Antwort.<br />
Nach weiteren<br />
drei Minuten<br />
wollte meine Gattin<br />
wissen: „Ist‘s jetzt besser?“<br />
Ich schüttelte verneinend<br />
den Kopf. Mit einem Taxi fuhr<br />
ich zu meinem Arzt. Ich bekam<br />
eine Spritze und verließ kerzengerade<br />
und gut gelaunt die Praxis.<br />
Zu Hause erwartete mich schon<br />
strahlend meine Frau. „Fällt dir hier<br />
in der Wohnung nichts auf?“<br />
Ich sah mich um. „Die Fenster!“,<br />
half sie mir auf die Sprünge.<br />
Ich schaute und staunte mit offenem<br />
Mund. Derartig streifenfreie,<br />
saubere Fenster hatte ich mein Leben<br />
lang noch nicht gesehen.<br />
„Schatz, wie hast du das nur hingezaubert?“<br />
„Ganz einfach – ich habe die<br />
Fenster mit dem tibetanischen Heiltuch<br />
nachgerieben.“ Ich war tief beeindruckt<br />
von der Wirkung dieses<br />
Tuchs.<br />
Werner Hassler<br />
Foto: Fotolia<br />
2 8 5 7 6 9 3 4 1<br />
Sudoku 7 3 9 8 1 4 6 2 5<br />
4 6 1 2 5 3 7 8 9<br />
Zahlen von 1<br />
1 9 4 3 2 7 8 5 6<br />
6 2 8 1 4 5 9 7 3<br />
bis 9 sind so 5 7 3 6 9 8 2 1 4<br />
einzutragen, 9 4 6 5 7 2 1 3 8<br />
dass sich jede<br />
dieser 9 8 5 7 9 3 1 4 6 2<br />
3 1 2 4 8 6 5 9 7<br />
Zahlen nur einmal in einem Neunerblock,<br />
nur einmal auf der Horizontalen<br />
und nur einmal auf der Vertikalen<br />
befindet.<br />
Oben: Lösung von Heft Nummer 41.<br />
8 1 5 9<br />
6 5 8 1<br />
2 1 9 8<br />
7 5 8 9<br />
9 8 7 3 4<br />
1 8<br />
1 3 5 2<br />
4 6 3<br />
6 9 4 7