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19./20. Oktober 2013 / Nr. 42 ROm und die WelT<br />
BiTTen, veRzeiHen und dAnKBAR Sein KÖnnen<br />
Eine Einführung in „Die Botschaft von Fatima“<br />
auf der Homepage des Vatikans<br />
maria ist vorbild für die familien<br />
Papst feiert Andacht auf dem Petersplatz mit Figur der Muttergottes von Fátima<br />
Mehr als 100 000 Gläubige feierten mit dem Papst eine Messe vor der Statue der Madonna von Fátima.<br />
ROM – Vor der Statue der Muttergottes<br />
von Fátima, die eigens aus<br />
Portugal nach Rom geflogen worden<br />
war, hat Papst Franziskus eine<br />
Heilige Messe aus Anlass der „Marianischen<br />
Tage“ gefeiert. Auf dem<br />
Petersplatz waren über 100 000<br />
Pilger dabei.<br />
Sie stand im Mittelpunkt der<br />
„Marianischen Feier“ auf dem Petersplatz:<br />
Die Muttergottes-Statue<br />
von Fátima wurde von jeweils zwei<br />
Schweizergardisten und zwei vatikanischen<br />
Gendarmen begleitet und<br />
bewacht. Diese Begleitung wurde<br />
weniger zur Sicherheitsvorkehrung<br />
eingesetzt, sondern um zu zeigen,<br />
wie wichtig die Muttergottes von<br />
Fátima für den Papst und den Vatikan<br />
ist. Denn üblicherweise stehen<br />
die Schweizergardisten und Gendarmen<br />
nur im Dienste des Papstes.<br />
Am Sonntagmorgen bei strahlendem<br />
Sonnenschein wurde die Statue<br />
auf dem Petersplatz aufgestellt.<br />
Bereits am Samstagnachmittag kam<br />
sie im Vatikan an. Papst Franziskus<br />
nahm sie vor dem Gästehaus Santa<br />
Marta in Empfang. Am Abend<br />
wurde die Muttergottesfigur in einer<br />
Prozession über den Petersplatz getragen.<br />
Zehntausende Pilger winkten<br />
ihr dabei der Tradition entsprechend<br />
mit weißen Taschentüchern zu.<br />
Halt an Attentatsstelle<br />
Foto: KNA<br />
Die von Schweizergardisten und<br />
vatikanischen Gendarmen eskortierte<br />
Prozession hielt an der Stelle an,<br />
wo im Jahr 1981 das Attentat auf<br />
Papst Johannes Paul II. (1978 bis<br />
2005) verübt worden war. Das Projektil<br />
ließ der Papst aus Polen später<br />
in die Krone der Figur einarbeiten.<br />
Die Nacht über wurde die 1920 zum<br />
Gedenken an die Marienerscheinungen<br />
geschaffene Statue im römischen<br />
Heiligtum der Göttlichen Liebe<br />
ausgestellt, wo bis zum Morgen<br />
eine Gebetswache stattfand.<br />
Der Heilige Vater feierte am<br />
Sonntagmorgen vor der Statue den<br />
Gottesdienst. Er vertraute der Muttergottes<br />
von Fátima die Sorgen und<br />
Nöte der Menschen an. „Lehre uns<br />
deine Liebe für die Kleinen, die<br />
Armen, die Ausgeschlossenen, die<br />
Leidenden, für die Sünder und die<br />
Verirrten“, sagte er.<br />
In seiner Predigt ging der Papst<br />
auf die fundamentale Bedeutung<br />
des Glaubens ein. Schließlich reihte<br />
sich die Feier nicht nur in die „Marianische<br />
Tage“ ein, sondern war auch<br />
Teil des „Jahrs des Glaubens“. Der<br />
Glaube bestehe in der Fähigkeit,<br />
sich überraschen zu lassen, erläuterte<br />
Franziskus. Dies fordere Beständigkeit<br />
in den eigenen Entscheidungen,<br />
zum Beispiel in der Ehe, und dränge<br />
zur Dankbarkeit.<br />
Die Ehepartner müssten in einem<br />
ersten Schritt bitten können. Dann<br />
sei es auch wichtig, dem Ehegefährten<br />
verzeihen zu können. Schließlich<br />
müsse man immer seinem Partner<br />
dankbar sein. Die Muttergottes sei<br />
in dieser Hinsicht eine vorbildliche<br />
Ehefrau gewesen. Wenn man also<br />
„Bitte, Entschuldigung, Danke“ in<br />
einer Familie sagen könne, dann<br />
hätten es diese Menschen sicherlich<br />
leichter und könnten mit Zuversicht<br />
in die Zukunft blicken.<br />
Gott überrasche; dies sei die Erfahrung<br />
Marias gewesen. „In ihr ist das<br />
Erstaunen zu sehen, dass Gott, um<br />
Mensch zu werden, ausgerechnet sie<br />
erwählt hat, ein einfaches Mädchen<br />
aus Nazareth, das nicht in den Palästen<br />
der Macht und des Reichtums<br />
wohnt, das keine außerordentlichen<br />
Heldentaten vollbracht hat, das aber<br />
offen ist für Gott und fähig, ihm zu<br />
vertrauen, auch wenn sie nicht alles<br />
versteht“, betonte der Papst.<br />
Doch Gott fordere von den Gläubigen<br />
auch Treue in der Nachfolge –<br />
wie es das „Ja“ Marias gezeigt habe.<br />
„Denken wir daran, wie oft wir uns<br />
für etwas begeistert haben, für eine<br />
Initiative, für einen Einsatz. Aber<br />
dann, angesichts der ersten Probleme,<br />
haben wir das Handtuch geworfen.<br />
Und das geschieht leider auch<br />
in den grundlegenden Entscheidungen,<br />
wie etwa in der Ehe.“<br />
Er frage sich, ob man in solchen<br />
Fällen nicht von „Gelegenheitschristen“<br />
sprechen müsse. Die Gefahr<br />
habe sein Vorgänger Benedikt XVI.<br />
oft angesprochen: Die Kultur des<br />
Relativismus dringe in die Art, den<br />
Glauben zu leben, ein und verwässere<br />
ihn. Davor bewahre die Zuversicht<br />
auf Gott. „Denn er ist unsere Stärke<br />
und drängt zur Dankbarkeit, wie<br />
Maria im Magnificat.“ Dank sagen<br />
sei „so einfach und doch so schwer“,<br />
bemerkte Franziskus abschließend.<br />
Die Figur der „Madonna von<br />
Fátima“ kehrte noch am selben Tag<br />
per Flugzeug zurück nach Portugal.<br />
Mario Galgano<br />
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