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THemA deR WOCHe 19./20. Oktober 2013 / Nr. 42<br />
RAuS AuS deR dRAmATiSieRungSfAlle<br />
Afrika ist auch ein<br />
Kontinent der Chancen<br />
Zur Nachrichtenagentur afrika.info, die Sturmer gegründet hat<br />
Experte Martin Sturmer plädiert für neue Wege der Berichterstattung<br />
Große, traurige Kinderaugen und<br />
kleine, ausgemergelte Körper mit<br />
aufgedunsenen Wasserbäuchen.<br />
Dieses Bild haben viele Menschen<br />
beim Stichwort „Afrika“ sofort<br />
vor Augen. Die westliche Vorstellung<br />
des Kontinents ist geprägt<br />
von Krieg, Krankheiten und Katastrophen.<br />
Im Oktober, dem<br />
Monat der Weltmission, kursieren<br />
diese Bilder verstärkt in den<br />
Medien – nicht zuletzt verstärkt<br />
durch die jüngsten Flüchtlingskatastrophen<br />
vor Lampedusa.<br />
Dabei treffen sie immer seltener<br />
die Realität, denn Afrika ist im<br />
Aufwärtstrend.<br />
In einem<br />
Krankenhaus für<br />
unterernährte Kinder<br />
werden kleine<br />
Patienten versorgt.<br />
Oft gehen positive<br />
Berichte neben<br />
dramatischen<br />
Geschichten unter,<br />
kritisiert Afrika-<br />
Experte Sturmer.<br />
Fotos: KNA<br />
Diese Diagnose, die viele deutsche<br />
Zeitungsleser eher überraschen<br />
dürfte, stellt Martin Sturmer. Der<br />
studierte Afrikanist engagiert sich<br />
mit seiner Nachrichtenagentur „afrika.info“<br />
für eine Korrektur des<br />
vorherrschenden Eindrucks, der<br />
sich bei vielen Mitteleuropäern festgesetzt<br />
hat.<br />
Verharmlosen möchte Sturmer<br />
nichts. Ihn stört nicht, dass über<br />
Hungersnöte oder ethnische Konflikte<br />
berichtet wird – sondern, dass<br />
ausschließlich diese Themen ihren<br />
Weg in die Medien finden. Daneben<br />
ist in den Schlagzeilen höchstens<br />
Platz für Großereignisse, etwa<br />
die Fußballweltmeisterschaft, die<br />
2010 in Südafrika stattfand. Als aktuelles<br />
Beispiel nennt Sturmer den<br />
Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum<br />
in Nairobi. Überhaupt nichts<br />
habe man dagegen davon gehört,<br />
dass in der Turkana-Region ein riesiges<br />
Süßwasservorkommen entdeckt<br />
worden ist. „Dabei ist das für Kenia<br />
eine Sensation“, sagt Sturmer.<br />
Der Afrika-Experte ist nicht der<br />
Einzige, der mit einseitigen Eindrücken<br />
aufräumen möchte. Für „bitter<br />
nötig“ befand diese Korrektur auch<br />
Bundesentwicklungsminister Dirk<br />
Niebel: „Acht von zehn Befragten<br />
fallen ausschließlich negative Stichworte<br />
ein, wenn sie sagen sollen,<br />
was ihnen zu Afrika einfällt.“ Er<br />
selbst sehe Afrika als „Kontinent der<br />
Chancen“. Doch viele Menschen<br />
reagieren ganz anders: mit „Betroffenheitsmüdigkeit“,<br />
wie Martin