You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
ii unSeR AllgÄu 19./20. Oktober 2013 / Nr. 42<br />
AuSzeiCHnung<br />
Innovatives Konzept<br />
Stadtmuseum Kaufbeuren erhält Bayerischen Museumspreis<br />
Eine Rose als Zeichen des Danks für ihre Arbeit erhielten die ehrenamtlichen Helfer<br />
des Hospizvereins Kempten-Oberallgäu.<br />
Foto: Kampfrath<br />
KemPTen-OBeRAllgÄu<br />
Beistand mit mut und demut<br />
Hospizverein und AllgäuHospiz feiern ihre Jubiläen<br />
KEMPTEN – Der Hospizverein<br />
Kempten-Oberallgäu begleitet<br />
Sterbende und ihre Angehörigen<br />
seit 20 Jahren. Am 15. Oktober<br />
2003 eröffnete das AllgäuHospiz,<br />
das seitdem über 970 Gäste aufnahm.<br />
Jetzt feierten viele Frauen<br />
und Männer beide Jubiläen mit<br />
einem Gottesdienst in der Basilika<br />
St. Lorenz und einem Festakt im<br />
Kornhaus.<br />
„Danke vor allem dafür, dass es<br />
einen Ort gibt, an dem die Endlichkeit<br />
einen Platz hat“, sagte Pfarrerin<br />
Sonja von Kleist während des ökumenischen<br />
Gottesdiensts.<br />
„Ohne Ruhepause ist hospizliche<br />
Arbeit nicht möglich“, verdeutlichte<br />
Pastoralreferent Josef Eberle. In<br />
den Fürbitten wurde für Sterbende<br />
und deren Angehörige, Verstorbene,<br />
Trauernde, ehrenamtliche und<br />
hauptberufliche Sterbebegleiter sowie<br />
die Unterstützer der Arbeit des<br />
Hospizvereins gebetet.<br />
„Vor 20 Jahren ist die Hospizidee<br />
in die Herzen vieler Menschen eingepflanzt<br />
worden“, erzählte Josef<br />
Mayr, Vorsitzender des Hospizvereins<br />
Kempten-Oberallgäu und<br />
Kemptens Zweiter Bürgermeister,<br />
im Kornhaus. Die Saat sei gut gediehen.<br />
Vor 20 Jahren habe sich niemand<br />
vorstellen können, dass nun<br />
über 100 ehrenamtliche Helfer an<br />
den Betten von sterbenden Menschen<br />
sitzen. „Sie geben Herzenswärme“,<br />
meinte Mayr.<br />
Die räumliche Kapazität des AllgäuHospizes<br />
gerate an seine Grenzen.<br />
„Es ist unsere Aufgabe, den<br />
Hospizgedanken weiterzutragen<br />
und täglich weiterzuentwickeln“,<br />
betonte Mayr. Die Hospizarbeit<br />
gebe der Gesellschaft ein menschliches<br />
Gesicht.<br />
Professor Wolfgang Schreml<br />
(Günzburg) hielt den Festvortrag.<br />
Die Zeit, die die Mitarbeiter in Betreuung,<br />
in Begleitung und Trauerbegleitung<br />
investieren, sei wie ein<br />
Garten, in dem sie Blumen des<br />
Trosts und Beistands wachsen ließen.<br />
Schreml sah es mit Skepsis, dass in<br />
den Niederlanden und Belgien Euthanasie<br />
gesetzlich geregelt ist. Der<br />
Anspruch, den Todeszeitpunkt selbst<br />
zu definieren, finde auch hierzulande<br />
zunehmend Anhänger. „Man gewinnt<br />
den Eindruck, dass die Kräfte,<br />
die das so genannte selbstbestimmte<br />
Lebensende propagieren, auch bei<br />
uns in Deutschland zunehmend an<br />
Boden gewinnen und dass hier ein<br />
Tsunami auf uns zurollt“, berichtete<br />
der Onkologe.<br />
den leidenden dienen<br />
In der Geschwisterlichkeit seien<br />
die hauptamtlich Tätigen aufgerufen,<br />
mit ihrer Fachkompetenz den<br />
Leidenden zu dienen und dies mit<br />
Mut und Demut zu tun. „Zugleich<br />
kann der Beitrag der Ehrenamtlichen<br />
nicht hoch genug eingeschätzt<br />
werden“, sagte Schreml.<br />
„Wir versuchen weiterhin, die<br />
menschliche Hospizarbeit einer unmenschlichen<br />
Todesspritze entgegenzustellen“,<br />
versprach Josef Mayr.<br />
Alle, die ehrenamtlich für den<br />
Hospizverein arbeiten oder arbeiteten,<br />
erhielten auf der Bühne eine<br />
Rose. Die Familie Kerber umrahmte<br />
die Feier musikalisch.<br />
Franziska Kampfrath.<br />
information:<br />
Der Hospizverein bietet im Rahmen seines<br />
Jubiläums mehrere Veranstaltungen<br />
an. Eine Übersicht gibt es unter<br />
www.hospiz-kempten.de.<br />
KAUFBEUREN – Erst im Juni<br />
wurde das Kaufbeurer Stadtmuseum<br />
im Kaisergäßchen nach elfjähriger<br />
Bauzeit wieder eröffnet,<br />
nachdem es grundlegend saniert<br />
und mit einem schmucken Anbau<br />
versehen wurde. Die ersten Früchte<br />
für die gelungene Gestaltung,<br />
das innovative Konzept und die didaktische<br />
Vermittlung streicht die<br />
Institution bereits jetzt ein: Der<br />
mit 20 000 Euro dotierte Bayerische<br />
Museumspreis 2013 ging vergangene<br />
Woche nach Kaufbeuren.<br />
Der Preis zähle zu den höchstrangigsten<br />
in ganz Deutschland,<br />
erklärt Museumsleiterin Astrid Pellengahr.<br />
Aus 50 Bewerbern wurde<br />
Kaufbeuren ausgewählt. Der Preis<br />
wird seit 1991 alle zwei Jahre von<br />
der Ver sicherungskammer Bayern<br />
vergeben. Die Jury ließ sich von<br />
der modernen Präsentation der Exponate<br />
im historischen Ambiente<br />
überzeugen. Besonders gewürdigt<br />
haben die Experten den „sich nie<br />
in den Vordergrund drängenden<br />
Medieneinsatz, der die inhaltlichen<br />
Aussagen der Ausstellung ergänzt“.<br />
Gerade die mediale Auseinandersetzung<br />
mit den Themen der NS-Zeit<br />
in Kaufbeuren, allen voran der Euthanasie,<br />
wurde von der Fachkommission<br />
positiv bewertet.<br />
Mit dem Bayerischen Museumspreis<br />
werden Neueinrichtungen und<br />
Neugestaltungen mit wegweisenden<br />
Ansätzen ausgezeichnet. „Man kann<br />
der Stadt Kaufbeuren nur zu dem<br />
mutigen Schritt gratulieren, professionelle<br />
Museumsarbeit in diesem<br />
Maße zu ermöglichen“, lobte Rainer<br />
Fürhaupter, Vorstandsmitglied der<br />
Versicherungskammer Bayern: „Der<br />
Inhalt, dessen Aufbereitung und die<br />
klar strukturierte Neukonzeption<br />
Museumsleiterin<br />
Astrid<br />
Pellengahr<br />
freut sich<br />
über den<br />
„Bayerischen<br />
Museumspreis<br />
2013“,<br />
der an das<br />
Kaufbeurer<br />
Stadtmuseum<br />
vergeben<br />
wurde.<br />
Foto: Simm<br />
haben die Jury überzeugt.“ Als Beispiel<br />
nennt er die Sammlung protestantischer<br />
Hinterglasbilder, die<br />
sich auch mit deren Entstehung von<br />
1740 bis 1780 durch ortsansässige<br />
Kunsthandwerker beschäftigt.<br />
Das schon 1879 gegründete Stadtmuseum<br />
versteht sich nach der Renovierung<br />
als Ort des Schauens und<br />
Staunens, des Vergnügens und des<br />
Lernens, für Begegnungen und Inspirationen.<br />
Das denkmalgeschützte,<br />
barocke Bürgerhaus verfügt mit dem<br />
Anbau nun über eine Gesamtfläche<br />
von 850 Quadratmetern. In fünf<br />
Abteilungen werden die Geschichte<br />
Kaufbeurens vorgestellt und die<br />
überregional bedeutsame Wiebel’sche<br />
Kruzifix-Sammlung gezeigt, die sakrale<br />
Skulpturen aus neun Jahrhunderten<br />
von der Romanik bis zum Expressionismus<br />
umfasst.<br />
digitales Besucherbuch<br />
Über die Verwendung des Preisgeldes<br />
in Höhe von 20 000 Euro<br />
wurde bereits entschieden: Mit einem<br />
Teil des Geldes wurde ein digitales<br />
Besucherbuch angeschafft. Die<br />
kindgerechte Kommentierung eines<br />
Stummfilms über die Wertachstadt<br />
aus dem Jahr 1924 soll damit ebenfalls<br />
finanziert werden. „Für uns ist<br />
der Bayerische Museumspreis eine<br />
große Anerkennung, die wir so nicht<br />
erwartet hätten, und somit ein Ansporn,<br />
dieses Konzept des Erlebnischarakters<br />
weiterzuentwickeln, um<br />
für alle Besucher vom Kind bis zum<br />
Intellektuellen spannend zu sein“,<br />
erläutert Oberbürgermeister Stefan<br />
Bosse. Im Rahmen eines Festakts<br />
im Stadttheater übergab Rainer Fürhaupter<br />
den „Bayerischen Museumspreis<br />
2013“ an Astrid Pellen gahr.<br />
Elke Sonja Simm