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150 Jahre Stift Olsberg

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für die Gebeine des Katakombenheiligen Viktor erstellte Altar gegenüber. Der heilige<br />

Soldat ist auf der Klapptüre der Reliquiennische als Leichnam wiedergegeben, während<br />

das Altarblatt darüber das Martyrium der Mitpatronin Agatha vergegenwärtigt. Im Jahr<br />

nach dem Tod der letzten Äbtissin Viktoria von Schönau wurde 1786 eine eigenständige<br />

Kaplanei für die Ortsbevölkerung eingerichtet, was der Taufstein von 1787 augenfällig<br />

macht.<br />

Über die Konventbauten der Gründungszeit ist nichts bekannt; der trapezförmige Hofgrundriss<br />

datiert zeitgleich mit dem zweiten Kirchenbau. Ein umlaufender Kreuzgang<br />

unter eigenem Pultdach folgte dem nach Süden leicht abfallenden Gelände, die Nivellierung<br />

erfolgte erst mit der Einwölbung 1572. Ein Wendelstein in polygonalem Gehäuse<br />

war zur Stockwerkserschliessung der Hofseite des Südtrakts vorangestellt. Ein Vogelschaubild<br />

von 1602 vermittelt ein Bild der an die Kirche anschliessenden Anlage unter<br />

einheitlich umlaufendem Satteldach, das den Kreuzgang bereits mit einschloss. Erst<br />

fünfzig <strong>Jahre</strong> nach dem Schwedeneinfall konnten die grossen Teils unbewohnbaren<br />

Gebäude wiederhergestellt werden und erhielten zwischen 1683 und 1689 im<br />

Wesentlichen ihr heutiges Aussehen von beeindruckender Stattlichkeit, gegliedert allein<br />

durch die Aufreihung der Fenster. Als letztes folgte 1715 nach der Aufhebung des Konversenwohnraums<br />

der nördliche Teil des Westtrakts. Die Umwandlung zur Töchter- und<br />

Lehrerinnenbildungsstätte 1805–1835 machte Anpassungen notwendig, doch<br />

schenkte man dem Substanzerhalt der Gebäude wenig Aufmerksamkeit. So wurden<br />

1864 der Nordteil des Osttrakts mit dem Kapitelsaal und der Nordkreuzgang entlang<br />

der Kirche wegen Baufälligkeit ersatzlos abgebrochen. Die Niederlegung der Treppenspindel,<br />

deren Neubau als Abortturm und der Einbau neuer Treppen führten 1914 zu<br />

weiteren Verlusten an der historischen Substanz. Aus der Gesamtsanierung<br />

1990–1994 resultiert der heutige Zustand.<br />

Erhalten blieben im Osttrakt das Nonnenrefektorium mit der wappengeschmückten Felderdecke<br />

von 1684 und zwei weiss-blauen Kachelöfen von 1751, der eine laut Signatur<br />

von Hafnermeister Rudolf Weiss und Ofenmaler Anton Rümelin aus Basel, und nördlich<br />

angrenzend im vermutlichen Arbeitsraum des visitierenden Vaterabts eine gotische<br />

Bälkchendecke des 16. Jahrhunderts (heute Bibliothek). Das Arbeitszimmer der Äbtissin<br />

in der Südwestecke des Konventgevierts bewahrt seine Kassettendecke des späten<br />

17. Jahrhunderts, zwei Einbau-Eckschränke und eine Nussbaum-Doppeltüre mit Eisenbeschlägen.<br />

Im Westtrakt ist eines der nach 1732 eingerichteten Gästezimmer mit<br />

Régence stuckdecke, Parkettboden, Brusttäfer und Doppeltür intakt auf uns gekommen.<br />

Die fünfzehn erhaltenen Joche des Kreuzgangs von 1572 zeigen variantenreich skulptierte<br />

Rippenkonsolen und Schlusssteine mit heraldischen und figürlichen Motiven (der<br />

nördliche Teil des Westarms wurde erst 1715 mit einer Stichkappentonne überwölbt).<br />

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