150 Jahre Stift Olsberg
150 Jahre Stift Olsberg
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ses löste eine Anmeldeflut aus und man dachte über eine Erweiterung der Anstalt nach.<br />
In den letzten Amtsjahren war der Hausvater gesundheitlich stark angeschlagen. Trotzdem<br />
kam der plötzliche Tod des Hausvaters am 18. Oktober 1906 völlig unerwartet und<br />
löste grosse Betroffenheit aus.<br />
Die Schülerzahl wuchs auf über 70 Kinder an. Die Betreuung und Schulung wurde<br />
immer schwieriger und überforderte Hausvater und Lehrpersonen zusehends. Mit der<br />
Einstellung eines Aufsichtsgehilfen versuchte man das Betreuungsproblem zu entschärfen.<br />
Trotzdem entstand ein Klima von Gewalt und Repression unter den Kindern,<br />
aber auch zwischen Erwachsenen und den Kindern. Kollektiv- und Körperstrafen wurden<br />
immer häufiger angewendet und zeugten von grosser Hilflosigkeit. Die Einrichtung<br />
eines Karzers (Kerker) löste die Probleme nicht. Entweichungen aus der Anstalt begannen<br />
sich zu häufen. Die Knaben waren oft mehrere Tage oder Wochen unterwegs ehe<br />
sie von der Polizei aufgegriffen und wieder zurück gebracht wurden.<br />
Nach einer Auseinandersetzung mit dem Hausvater streikten die Hilfslehrer während<br />
vier Tagen. Die beiden Lehrer erhielten einen Verweis, wurden im Gehalt zurückgestuft<br />
und mussten ihre Kündigung einreichen. Ein Lehrer wurde verwarnt, weil er nebenberuflich<br />
für verschiedene Zeitungen schreibe und einen Handel mit Obst- und Kirschwasser<br />
betreibe, so dass ihm kaum mehr Zeit bleibe, die Pflichten eines Lehrers voll<br />
und ganz zu erfüllen.<br />
1905 gelangte der Handfertigkeitsunterricht zur Einführung. Fast gleichzeitig wurde eine<br />
Blasmusik gegründet. Mit den älteren Knaben begann man eine Anstaltsfeuerwehr aufzubauen<br />
– eine Bereicherung des sonst dürftigen Freizeitangebots.<br />
Infolge Unvorsichtigkeit und Unfolgsamkeit kam es immer wieder zu kleineren und grösseren<br />
Unfällen meistens bei Arbeiten in der Scheune. Einige mussten wegen Beinbrüchen<br />
im Spital behandelt werden. Der Tod eines Zöglings durch Vergiftung 1894 wurde<br />
von der Staatsanwaltschaft untersucht. Ein Zögling verstarb nach langer Krankheit im<br />
März 1902.<br />
Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Pestalozzistiftung am 12. Januar 1896 beschloss<br />
man den Rest des <strong>Stift</strong>ungsvermögens aufzuteilen. 20’000 Franken gingen an das<br />
Armenbad in Rheinfelden, der Rest von knapp 36’000 Franken in den Betriebsfonds<br />
der Pestalozzistiftung.<br />
Im Klosterbau befasste man sich mit kleineren Unterhaltsarbeiten und erfolglos mit<br />
Reparaturen an den sanitären Einrichtungen. Vor allem am Dach und an den Kaminanlagen<br />
mussten dauernd Ausbesserungen vorgenommen werden. In der Küche mach-<br />
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