30.09.2012 Aufrufe

150 Jahre Stift Olsberg

150 Jahre Stift Olsberg

150 Jahre Stift Olsberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

finden. Das Hauptproblem sieht die KHS jedoch nicht darin, dass es so viele unterschiedliche<br />

Orientierungen zu Fragen der Erziehung gibt. Ihrer Auffassung nach ist die Erwartung,<br />

es könnte Eindeutigkeit und Einheitlichkeit wirklich geben, das eigentliche Problem.<br />

Im Unterschied zu früher verändern sich die Lebensumstände immer schneller und damit<br />

auch die für zuverlässig gehaltenen Wahrheiten. Traditionen lösen sich auf. Dies in erster<br />

Linie aber nicht deshalb, weil Menschen weniger Traditionsbewusstsein haben, sondern<br />

weil die Welt, in der wir leben, immer mehr Wissen produziert. Und das Wissen überlebt<br />

sich selbst schneller. Veränderungen müssen so zunehmend rascher von jedem Einzelnen<br />

verarbeitet werden. Doch auch traditionelle Werte waren stets Orientierungen, die nur<br />

für eine bestimmte Zeit Gültigkeit besassen. Insofern gab es nie für immer gültige Wahrheiten.<br />

Das Besondere an unserer heutigen Zeit liegt darin, dass dies offensichtlicher wird.<br />

Die Widersprüchlichkeit und Vieldeutigkeit wirft Eltern und Erzieher auf sich selbst<br />

zurück. Diejenigen, die das Aufwachsen von Kindern begleiten, haben heute das Problem,<br />

sich selbst Orientierungen schaffen zu müssen. So schwierig diese Situation auch<br />

ist, soviel Ratlosigkeit sie auch auslösen mag, sie macht etwas deutlich, was stets für<br />

Erziehung entscheidend war. Ob Erziehung auch wirksam wird, hängt vor allem davon<br />

ab, welchen Sinn Eltern und Kinder mit einem bestimmten Wissen für ihr Leben verbinden<br />

und wie bewusst sie das, was sie für sinnvoll halten, auch leben.<br />

Was bedeutet es, Sinnbildung bewusst zu leben?<br />

Das kann heissen, sich informieren, realisieren, dass es andere als die eigenen Auffassungen<br />

gibt, sich eine eigene begründete Meinung bilden und diese auch zu leben und<br />

vorzuleben versuchen. Es bedeutet, aus Erfahrungen zu lernen und sich zu verändern.<br />

Dazu gehört, dass Erwachsene wahrnehmen und ernst nehmen, dass auch Kinder sich<br />

ihren eigenen Reim auf das machen, was sie spüren und erfahren. Denn die Widersprüche<br />

unserer Zeit wirken nicht nur auf Kinder ein. Sie selbst bewerten diese Erfahrungen<br />

auch.<br />

Der Nachwuchs wird als Werbeträger für Süsses und Fastfood benutzt. Gleichzeitig fordern<br />

Politiker, Lehrer und Eltern gesunde Ernährung von Kindern. Oder: Eltern und Lehrer<br />

mühen sich, Heranwachsende zu gewaltfreiem sozialem Handeln zu erziehen. Gewalt -<br />

spiele sind jedoch im Internet auch für Kinder frei zugänglich. Ferner: Die neuen Medien<br />

eröffnen viele Möglichkeiten, Informationen zu erhalten oder sich global zu vernetzen.<br />

Ohne Schlüssel- und Weltwissen, wie diese Möglichkeiten genutzt werden können und<br />

ohne Anregung auch zu reflektieren, was man tut, erleben Heranwachsende, wie sie hilflos<br />

Marktinteressen ausgeliefert werden. Die Handy-Schuldenfalle ist nur ein Beispiel.<br />

Erwachsene können Kindern diese Widersprüche nicht aus dem Wege räumen. Sie können<br />

aber versuchen, sie sich selbst bewusst zu machen. Sie können sich selbst Fragen stellen<br />

und Heranwachsende anregen, darüber nachzudenken, dass und warum manche<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!