Untitled - Memorial University of Newfoundland

Bin ncuer Sendbote der Wahrheit wird von def theosophischen Gesellschaft die
Menschheit fur seine Botschaft vorbereitet finden: es wird cine Ausdrucksfonn
gebco, in die cr die ncuen Wahrheiten wird kleiden konnen, cine Organisation, die
in einer gewissen Beziehung seine Ankunft erwartel, urn dann die matenellen
Hindemisse und Schwierigkeiten von seinem Weg hinwegzuheben. (zit. n.
Kandinsky Ceistige 47)
In diesem Zusammenhang betrachtet, bekommt auch die dem Klinstler
zugeschriebene Aufgabe cineo bitteren Nachgeschmack. Denn Kandinsky iibertrligt dem
Klinstler die Vorreiterstelle in def Erziehung seiner im "groBen geistigen Dreieck"
Mitreisenden. Das einzige Entscheidende sei, dass der KUnstlcr sich in seiner Kunst von
der "inneren Notwendigkeit" Icitcn lasse. Dazu sei jedes Minel rccht: "Und weder
Anatomic odcr dergleichen, noch das prinzipiclle Umwerfen dieser Wissenschaftcn ist
notwendig, sondem volle unbeschrankte Freiheit des Ktinstlers in der Wahl seiner Mittel"
(Geisrige 137), und weiter in einer FuBnote dazu: "Und dieses Prinzip ist nicht nur das der
Kunst, sondem das des Lcbcns. Dieses Prinzip ist das groBte Schwert des wirklichen
Obennenschen gegen das Philistertum.'; Kandinsky schreibt dem Klinstler cine
didaktische 8s und ungeheuer groBe Verantwortung fUr den Aufstieg der menschlichen
Gesamtseele zur Erkenntnis zu. Ahnlich mag Broch seine Aufgabe empfunden haben. als
er zum Schreiben von Erzahlungcn liberging, urn seine philosophischen Grundgedanken
darzulegen, von denen er hoffte, dass sie in dieser Fonn mehr Leser finden wlirden. Einen
65 plm allgemeinen ist also die Farbe ein Mittel, einen direkten Einfluss auf die Seele auszuuben. Die Farbe
ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten.
Der Kunstler 1st die Hand, die durch diese oder jene Taste zweckmoflig die menschliche Seele in Vibration
bringt" (Geistige 68).
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