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Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010

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Schulprogramm: „Pädagogisches Konzept“<br />

Natürlich waren all diese Entwicklungen von Problemen und Kontroversen begleitet. Die sich wandelnden<br />

Unterrichtsinhalte, die Schwerpunktverlagerung der im Unterricht behandelten Stoffe, neue<br />

Methoden und Curricula, der Positionsverlust der klassischen Hauptfächer in der differenzierten<br />

Oberstufe und eine allgemeine Tendenz zu besseren Noten - all dies führte 1981 zu einem tiefgreifenden<br />

Konflikt, als ein junger Kollege in einem ausführlichen Papier Fundamentalkritik am Unterricht<br />

und den pädagogischen Zielen <strong>des</strong> <strong>Schiller</strong>-<strong>Gymnasiums</strong> übte. Ausgangspunkt war die Frage<br />

nach den Lernergebnissen. Diese berechtigte Frage wurde überlagert durch einen einseitig funktionalisierten<br />

Leistungsbegriff, in dem die vorrangige Anpassung der Schule an die Bedürfnisse der Universität<br />

und der abnehmenden Wirtschaft vorrangig gefordert wurde. Im Mittelpunkt der Argumentation<br />

standen Begriffe wie „Leistung“, „Verwendbarkeit im Beruf und an der Universität“ und das Reizwort<br />

„notwendiger Selektion“. Dieser Stellungnahme, die eine Rückkehr zur reinen Leistungsschule<br />

und eine partielle Entpädagogisierung vorschlug, schlossen sich nur wenige Kollegen an, die überwiegende<br />

Mehrzahl lehnte die Diskussionsvorschläge unter Hinweis auf das Recht auf Entfaltung der<br />

Persönlichkeit, auf allgemeine Werthaltungen und auf das Ziel der Erziehung zu sozialer und gesellschaftlicher<br />

Verantwortung heftig ab.<br />

Als Reaktion wurde von D. Best, I. Weber-Bemmann, G. Schmitt und B. Schmitz ein umfassen<strong>des</strong> Gegenkonzept<br />

erarbeitet, das Defizite aufzeigte, viele Entwicklungen der Schule aber positiv aufnahm<br />

und weitere Zielvorstellungen einer guten und gelingenden Schule entwickelte. Die Gruppe stützte<br />

sich insbesondere auf Studien <strong>des</strong> Deutschen Bildungsrats, auf Texte der Aktion „Humane Schule“<br />

z.B. von Kurt Singer, auf entsprechende Publikationen Hartmut v. Hentigs und auf die große empirische<br />

Studie von Michael Rutter: „Fünfzehntausend Stunden“.<br />

Diesen von der Kleingruppe ausgearbeiteten Entwurf vertrat<br />

B.Schmitz in allen Gremien der Schule; schließlich verabschiedete<br />

man den Entwurf im September 1982 nach Beratung und Ergänzung<br />

in den verschiedenen Mitwirkungsgremien der Schule als das<br />

erste Pädagogische Konzept <strong>des</strong> <strong>Schiller</strong>-<strong>Gymnasiums</strong>. Hier wurden<br />

die wichtigsten Bedingungsfaktoren beschrieben, die nach unserer<br />

Auffassung zu einer guten Schule gehören sollten: humanes und<br />

soziales Lernen, Entwicklung eines „Schulethos“, klar definierte<br />

Leistungsforderungen, Intensivierung der außerunterrichtlichen<br />

Aktivitäten, Verankerung in der Elternschaft und im Stadtviertel –<br />

allesamt zukunftsträchtige Aufgabenfelder. In einem Anhang wurden<br />

konkrete stufenbezogene Zielvorstellungen beschrieben, z.B.<br />

der Aufbau eines Tutorensystems in der Oberstufe, die Regelung<br />

von Hausaufgaben, Hinweise zur Verminderung von Stress und<br />

Prüfungsangst, ein Programm zur Aktivierung <strong>des</strong> Schullebens usw.<br />

Zweifellos war dieses Konzept auch durch einigen pädagogischen<br />

Idealismus gekennzeichnet, aber das Ziel war ja nicht, dort stehenzubleiben, wo man war, sondern<br />

die Weiterentwicklung zur „humanen Leistungsschule“ (soweit das möglich erschien) voranzutreiben.<br />

Mit diesem quasi legendären „gelben Heft“ hatte das <strong>Schiller</strong>-Gymnasium als erste <strong>Köln</strong>er Schule und<br />

sicher als eine der ersten Schulen lan<strong>des</strong>weit ein umfassen<strong>des</strong> pädagogisches Zukunftsprogramm<br />

entwickelt; damit hatte die Schule als weitere Neuerung ein eigenes Konzept gefunden und eine Zielrichtung<br />

festgelegt; in dieser Hinsicht wurde das <strong>Schiller</strong>-Gymnasium zum Vorbild für andere Gymnasien<br />

und Schulen, denn derartige „Schulprogramme“ wurden später auch in anderen Schulen diskutiert<br />

und in den neunziger Jahren vom Kultusministerium verbindlich gemacht. Mit dem Pädagogischen<br />

Konzept hatte am <strong>Schiller</strong>-Gymnasium das bis heute andauernde Bemühen begonnen, Unterrichts-<br />

und Schulqualität langfristig sicherzustellen und zu verbessern.<br />

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