Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010
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Letztes Treffen der ND-Gruppe <strong>Schiller</strong>. In Reichsarbeitsdienstuniform der soeben einberufene Gruppenführer.<br />
Wegen der offensichtlichen Affinitäten zu bestimmten Idealen der HJ fiel vielen ND-Mitgliedern der<br />
Übergang in die NS-Organisation leicht. Hier wurde die Zahl der Mitglieder in kurzer Frist halbiert. Die<br />
verbliebenen ND’ler bewiesen jedoch Mut und eine beachtliche Resistenz gegenüber den neuen<br />
Machthabern. Auf Anordnung <strong>des</strong> Schulleiters durfte der Name „Neudeutschland“ nicht mehr geführt<br />
werden; der Verband nannte sich dann „Gruppe St. Winfried“. Gruppentreffen wurden bis zum<br />
endgültigen Verbot als Exerzitien getarnt; vielfach traf man sich in kleinen Kirchen auf dem Lande<br />
oder in Wäldern, wobei man die Straßenkontrollen von Polizei und Hitlerjugend umgehen musste.<br />
Ein ehemaliger Leiter <strong>des</strong> ND am <strong>Schiller</strong>-Gymnasium erzählte, er sei von Dr. Schaeben aus der Ruderriege<br />
verwiesen worden, weil er nicht Mitglied der HJ und somit „für aktiven Sport ungeeignet“<br />
sei. Dr. Schaeben verhinderte auch, dass der betreffende Schüler an Fahrten teilnahm. ND- und Kirchenaktivität<br />
trugen dem betreffenden Schüler (Abiturjahrgang 1938) mehrfache Verhaftung ein.<br />
Folgen<strong>des</strong> Abiturgutachten aus dem Jahr 1939 hat nicht zuletzt wegen der ND-Mitgliedschaft einen<br />
negativen Grundtenor:<br />
„Der Schüler besitzt bei durchschnittlicher Begabung keine rechte Beständigkeit und<br />
Gleichmäßigkeit der Schularbeit. Seine Neigung gilt vornehmlich den Fächern Erdkunde,<br />
Französisch und Englisch. Große Fahrten und Reisen, die ihn ins In- und Ausland<br />
führten, haben ihm den Blick geweitet, ohne allerdings sein Urteil wesentlich zu<br />
schärfen und ihn reifen zu lassen. Nicht zu verkennen ist ein gewisser Mangel an Erziehung<br />
und Selbstzucht, der im Verein mit reichlichem Selbstbewusstsein ihn zu<br />
mancher vorlauten Äußerung hinreißt ... Sein Wunsch ist, Diplomlandwirt zu werden.<br />
Infolge seines widerspruchsvollen Charakters gehörte er bis Mitte 1938 dem Bund<br />
N.D. an und entschloss sich erst zu diesem Zeitpunkt, dem NSKK (= Nationalsozialistisches<br />
Kraftfahrerkorps) beizutreten. Er ist Besitzer <strong>des</strong> Reichsjugendsportabzeichens.“<br />
(HAStK 566-41)<br />
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