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Geschichte des Schiller-Gymnasiums Köln 1899 - 2010

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Die Schulreform von 1937/38 und der Zusammenschluss mit dem Apostel-Gymnasium<br />

Die Eingangsklassen <strong>des</strong> <strong>Schiller</strong>gymnasiums (Sexten) waren groß; 1936 wurden z.B. 53 Schüler neu<br />

aufgenommen.<br />

Nachdem die Gleichschaltungsmaßnahmen gegenüber den Schulen seit 1933 bereits erfolgreich gewesen<br />

waren, hatten die Nationalsozialisten bald die verfassungsmäßig garantierte Existenz der Länder<br />

und ihrer Regierungen aufgeheben; die Kulturhoheit der Länder wurde abgeschafft und die Schulen<br />

dem „Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ unterstellt (1.5.1934). Im<br />

Jahre 1937 wurden alle Gymnasial- und Oberrealschultypen auf zwei Grundtypen beschränkt: Der<br />

Normaltyp war die „Deutsche Oberschule“ für Jungen oder Mädchen und als Sonderform bestand<br />

das Gymnasium (Erlass <strong>des</strong> Reichsministers vom 29.1.1938 mit abschließender Regelung). Gleichzeitig<br />

wurde die neunjährige Oberschule um ein Jahr verkürzt; die Oberprima entfiel. So wurde Zeit für<br />

den Reichsarbeitsdienst, Wehrdienst und Rüstungsproduktion gewonnen.<br />

Der Unterricht in den Abschlussklassen 6 – 8 (heute Jahrgang 10 – 12) wurde in einen mathematisch -<br />

naturwissenschaftlichen und einen fremdsprachlichen Zweig gegliedert. Englisch und Latein waren<br />

Pflichtfremdsprachen in beiden Zweigen; im sprachlichen Zweig kam eine weitere lebende Sprache<br />

hinzu; damit entfiel Griechisch auf Dauer. Außerdem wurden neue Lehrpläne in Kraft gesetzt. Im<br />

Zuge dieser Schulreform wurde 1938 die Schule in „<strong>Schiller</strong>schule - Staatliche Oberschule für Jungen<br />

in <strong>Köln</strong>-Ehrenfeld“ umbenannt, eine Oberschule nicht mehr humanistischen Typs, sondern eher realgymnasialer<br />

Prägung - ohne Französisch, aber mit Latein. Den Schulleitern wurde mitgeteilt, sie hätten<br />

dafür zu sorgen, dass trotz der Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre „kein Absinken <strong>des</strong> Leistungsstandards<br />

eintritt.“ Die Lehrer <strong>des</strong> <strong>Schiller</strong>-<strong>Gymnasiums</strong> protestierten vergeblich gegen diese<br />

Entwicklungen:<br />

„1) es ist ein volles Jahr <strong>des</strong> Unterrichtsgestrichen worden; 2) die Stundenzahl ist außerdem<br />

verringert worden; 3) werden die Schüler durch vielerlei Dinge in Anspruch genommen, die<br />

nicht der geistigen Schulung dienen, so dass man schon seit längerer Zeit von einer geistigen<br />

Niveausenkung gegenüber dem früheren Können und Verstehen überhaupt spricht. […]<br />

Denn je<strong>des</strong> geistige Wachstum ist auch an die allgemeinen Wachstumsbedingungen überhaupt<br />

gebunden: zum organischen Wachstum gehört Zeit zum Reifenlassen, und zum Reifenlassen<br />

gehören allgemeine psychologische Voraussetzungen <strong>des</strong> Alters, der inneren<br />

Sammlung, der Übung.“(zit. nach J.Trapp <strong>Köln</strong>er Schulen in der NS-Zeit. S. 114)<br />

Die Leibeserziehung bekam in der neuen Oberschule fünf Wochenstunden zugewiesen; auf diese<br />

Weise wurde die vormilitärische Indienstnahme der Schule verstärkt. Oft genug hatte Hitler sein Ziel<br />

umrissen, wie etwa in seiner bekannten Rede vor der Reichenberger HJ im Jahr 1938: „Diese Jugend,<br />

die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln …. und sie werden nicht mehr frei ihr<br />

ganzes Leben!“<br />

In ihrer Gewichtung von der Stundentafel her kamen die deutschkundlichen und gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Fächer nun erst an zweiter Stelle hinter dem Sport, dann folgten Mathematik, Fremdsprachen<br />

und Naturwissenschaften.<br />

Das Gymnasium blieb weiter der gesellschaftlichen Elite leichter zugänglich als der einfachen Bevölkerung;<br />

die Ideologie der Volksgemeinschaft, der Überwindung der Klassen verfing hier nicht. Das<br />

Gymnasium stellte weiterhin ein Residuum der Bessergestellten dar. So blieb es auch nach der Schulreform<br />

von 1937 beim Schulgeld, das doch eine hohe Hürde für die bildungswilligen unteren Schichten<br />

darstellte.<br />

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